Nov 152016
 
Nochmal raus - 13. Nov. 2016 - Photo © Rubberduck

Nochmal raus – 13. Nov. 2016 – Photo © Rubberduck

Anarchist Rubberduck hat uns 2 Bilder von seinem Segelschlag am letzten Sonntag auf dem Wannsee übergeschickt: „Das beste Mittel gegen Herbstdepressionen ist doch einfach ein Tag bei Sonne auf dem Wasser, auch wenn es nur der Wannsee ist. 2 Grad und 2 Bft, was will man mehr. Herzlichen Dank vor allem an den Skipper, der sein Boot im Wasser gelassen hat.“

Nochmal raus - 13. Nov. 2016 - Photo © Rubberduck

Nochmal raus – 13. Nov. 2016 – Photo © Rubberduck

Und ich kann Euch nur empfehlen es ihm gleich zu tun, solange es noch geht. Am Montagmorgen war ich sehr überrascht, dass der Winter 2016/17 in der klaren, kalten Nacht die erste, dünne Eisschicht über den Kleinen Stößensee gezogen hat.

Das erste Eis des Winter 2016 - Photo © SailingAnarchy.de

Das erste Eis des Winter 2016 – Photo © SailingAnarchy.de

Nov 112016
 

Den Start zur Vendee Globe verfolgte Boris Herrmann in diesem Jahr noch als Zuschauer, aber der Plan, in 2020 an dieser Solo um die Welt Regatta teilzunehmen, wird immer konkrekter. Hier die Pressemitteilung zu den nächsten Schritten auf dem langen Weg zu diesem Ziel sowie zu dem bevorstehenden Start des IDEC Sport Trimaran im Rennen um die Jules-Verne-Trophy.

Pierre Casiraghi und Boris Herrmann (von links) - Malizia Racing Team GC 32 - Photo © MCH Photo

Pierre Casiraghi und Boris Herrmann (von links) – Malizia Racing Team GC 32 – Photo © MCH Photo

Beim Start der Vendée Globe Regatta 2016/17 im französischen Hochseemekka Les Sables d’Olonne hat er sich sein Traumziel noch einmal direkt vor Augen geführt und die Weichen für 2020 gestellt. Denn bei der neunten Auflage der härtesten Segelregatta der Welt in vier Jahren will Boris Herrmann als erster Deutscher überhaupt endlich dabei sein. Die Kampagne bereitet der 35-jährige Hamburger mit seinem Segelfreund Pierre Casiraghi (29), ältester Sohn von Prinzessin Caroline von Monaco, unter dem Stander des Yacht Club de Monaco (YCM) vor. Das Boot dazu, ein moderner, 18 Meter langer Open 60 der IMOCA-Klasse von 2015, hat der Stuttgarter Immobilienunternehmer Gerhard Senft bereits gekauft. Kurzfristig jagt Herrmann jedoch erneut die Jules Verne Trophy. Mit der internationalen Crew des Dreirumpfboots „IDEC Sport“ will er den Rekord rund um die Welt brechen.

„Der Start des aktuellen Vendée-Rennens am 6. November war quasi auch der offizielle Beginn unseres Projekts“, sagt Herrmann, der im Stillen seit langem seine Teilnahme bei der berühmten Einhand-Regatta vorbereitet. Mit dem vielfältigen, umtriebigen Geschäftsmann Casiraghi aus dem monegassischen Fürstenhaus bekam das Vorhaben starken Rückenwind. Der Topsegler und YCM-Vizepräsident ist Skipper und Steuermann des gemeinsamen Teams „Malizia“, mit dem sie erfolgreich an der GC32 Racing Tour teilnahmen. Bei ihrer Premiere auf dem Zehn-Meter-Katamaran, der auf Tragflächen (Foils) übers Wasser fliegt, landeten sie auf Anhieb im Mittelfeld und wurden zweitbestes, vom Eigner selbst gesteuertes Boot.

Auch die Hochseekampagne läuft unter dem Namen Team Malizia. „Das IMOCA-Projekt hat großes Potential und wird unsere Fans und Partner gleichermaßen durch Erfolge begeistern“, so Pierre Casiraghi in Monaco. Und weiter: „Boris hat das Zeug, die Vendée Globe sogar zu gewinnen. Davon bin ich fest überzeugt.“ Die vom passionierten Segler Gerhard Senft erworbene Yacht, deren Name bis zum Ende des laufenden Rennens noch nicht genannt werden darf, wurde voriges Jahr gebaut und gehört bereits zur Generation der foilenden Open 60. Das heißt, sie ist mit Tragflächen ausgerüstet, die bei mittleren bis starken Winden einen erheblichen Geschwindigkeitsvorteil bringen, indem sie das Boot teilweise aus dem Wasser heben.

„Als die 29 Solosegler diesmal die Linie überquerten, hatte ich schon richtig Herzklopfen“, gestand Boris Herrmann nach seiner Stippvisite im Start- und Zielort der Vendée Globe, wo 350.000 Zuschauer für eine atemberaubende Kulisse sorgten. Damit ist die Regatta der größte Sportevent Frankreichs und genießt Weltruf. „Zum einen wäre ich am liebsten selbst schon aktiv dabei gewesen“, so der Segelprofi weiter, „zum anderen weiß ich aber, dass es einer gründlichen Vorbereitung bedarf und kurzfristig auch noch andere große Herausforderungen auf mich warten.“

Der Vendée-Startschuss von seiner königlichen Hoheit Prinz Albert II. von Monaco hatte für Boris Herrmann besondere Symbolkraft. Denn als Sportmitglied im hochangesehenen Yacht Club de Monaco des Fürstentums hat der geborene Oldenburger neben dem Norddeutschen Regatta Verein (NRV) in seinem Wohnort Hamburg und dem Zwischenahner Segelklub (ZSK) eine neue seglerische Heimat gefunden. Der YCM unterstützt auch die IMOCA-Kampagne maßgeblich. Mit weiteren Sponsoren soll das Budget gedeckt werden. Geplant sind bereits ab 2017 jede Saison währendd der Vier-Jahres-Kampagne zwei Transatlantikregatten, darunter auch Zweimann-Hochseerennen des Duos Herrmann/Casiraghi sowie Auftritte mit dem Schiff in Deutschland, zum Beispiel zur Kieler Woche und zum Hamburger Hafengeburtstag.

IDEC Sport - Bereit zum Angriff auf die Jules-Verne-Trophy - Photo © Action-Foto IDEC Sport: Jean-Marie Liot/DPPI

IDEC Sport – Bereit zum Angriff auf die Jules-Verne-Trophy – Photo © Action-Foto IDEC Sport: Jean-Marie Liot/DPPI

Zunächst einmal gilt die volle Konzentration jedoch der Jules Verne Trophy. Im zweiten Anlauf will Herrmann an Bord des 31,50 Meter langen Trimarans „IDEC Sport“ den globalen Streckenrekord über mindestens 22.000 Seemeilen (mehr als 40.000 Kilometer) brechen und damit schnellster Segler der Welt werden. Vor einem Jahr hatte das Team um Skipper Francis Joyon aus Frankreich die Bestmarke von 45 Tagen und knapp 14 Stunden nur um zwei Tage verfehlt, weil die Wetterlage auf dem Südatlantik auf der Rückreise einen Strich durch die Rechnung machte. Bis dahin hatte die sechsköpfige Crew bei den Zwischenzeiten bewiesen, dass in dem Hightech-Trimaran das erhoffte Rekordpotential steckt.

„Wir haben die Segelgarderobe verbessert und den Spritzschutz an den Steuerständen, um noch mehr aus der Rennziege herauszuholen“, erklärt der deutsche Navigator, der „noch eine Rechnung offen“ habe. Die Pläne für einen erneuten Rekordversuch seien bereits vor dem Zieleinlauf geschmiedet worden. Mit der Erfahrung von 2015, als es am 22. November losging, und derselben Mannschaft soll die „Banque Populaire V“ entthront werden, die unter Loïck Peyron 2012 die Messlatte legte.

Anders als im Vorjahr wird es diesmal keinen Zweikampf um die Jules Verne Trophy geben. Die 40 Meter lange „Spindrift“, vormals das Rekordboot, startet keinen neuen Angriff. Herrmann: „Das dürfte ein weiterer Vorteil sein, da wir uns nun ganz und gar auf den eigenen Weg konzentrieren können und keine Vergleiche ziehen werden.“

Bereits Mitte dieser Woche galt der „Code Orange“, ein günstiges Windfenster für die ersten zehn Tage öffnet sich. Weiter lässt sich eh nicht zuverlässig vorausschauen, dann kommt auch der Faktor Glück ins Spiel. Heute früh sollte der Hamburger nach Brest fliegen. Bereits am Wochenende könnte die Hatz an der imaginären Startlinie zwischen dem Leuchtturm Le Créac’h auf der französischen Insel Ushant gegenüber vom Lizard Point in Cornwall/Südengland beginnen. Es wird bereits die vierte Weltregatta für Boris Herrmann sein, der seine Karriere mit der Vendée Globe 2020/21 krönen will. Der Verlauf ist im Internet auf dem Race Tracker unter borisherrmannracing und in den sozialen Medien unter #borisherrmannracing live zu verfolgen.

Nov 062016
 
Start of the Vendee Globe, in Les Sables d'Olonne, France, on November 6th, 2016 - Photo Vincent Curutchet / DPPI

Start of the Vendee Globe, in Les Sables d’Olonne, France, on November 6th, 2016 – Photo Vincent Curutchet / DPPI

Um 13:02 Uhr heute Mittag schickte Prinz Albert von Monaco mit dem Startschuß zur Vendee Globe 2016/17 die 29 Skipper in die härteste Regetta im Segelsport: Einhand und Non-Stop rund um die Welt! Ein Mann (in diesem Jahr ist zum ersten Mal seit langer Zeit nimmt keine Frau an der Regatta teil), ein Boot, einmal um die Welt, keine Pause, jede Hilfe von Außen führt zwangsläufig zur Disqualifikation. Die Regeln sind so simpel, dass auch Nichtsegler mit dieser Regatta was anfangen können, und dass scheint der Grund dafür zu sein, dass man dieses Sportereignis auch außerhalb der kleinen, überschaubaren Hardcorezielgruppe mit Erfolg vermarkten. Und die Organisation der VG ist dabei sehr erfolgreich, nicht nur in ihrem Heimatmarkt Frankreich sondern auch in z.B. England, USA und Australien ist die Vendee Globe ein Thema. Da mag man selbst in Deutschland nicht zurück stecken und so findet man heute z.B. auf Spiegel-Online eine bunte Bilderstrecke zu der VG, für Text von Journalisten vor Ort hat das Budget offenbar nicht gereicht. Die FAZ ist da schon weiter, gestern wurde auf FAZ plus ein kostenpflichtiger Artikel veröffentlich, heute gibt es für lau 2 Absätze Text zur Vendee Globe.

Ich freue mich auf die Berichterstattung aus dem Vendee Globe Hauptquartier, werde auch regelmäßig auf den Websites der Favoriten wie z.B. Edmond de Rothschild stöbern und bin gespannt, ob die neue Generation der IMOCA Yachten ihren Vorteil im Bootsspeed aufgrund der Flügelschwerter in einen Sieg umsetzen können. Das Vendee Globe ist nicht nur ein Cashrennen bekannt, es ist auch ein Crashrennen und es wäre eine große Überraschung, wenn in dieser Auflage des Rennens mehr als 2/3 der 29 Boote ohne Bruch und Aufgabe bis ins Ziel durchstehen.

Nov 032016
 

boot_16_SC24_Bug_1800Auf der boot in Düsseldorf reckte im Januar die brandneue Seascape 24 keck ihre Nase in den Besucherstrom und viele, viele Segler schauten sich das jüngste Design aus der Feder von Sam Manuard genauer an. 24 Fuß, 4 Koje, kein großer Schnickschnack unter Deck, dafür ein leichter, leistungsfähiger Rumpf, der in Slowenien von einer noch jungen Werft gebaut wird, die sich mit der SCC 18 und SCC 27 ein guten Ruf erarbeitet hat.

Seascape 24, Cockpit, boot, Düsseldorf, Photo © Sailinganarchy.de, 2016Kurz, eine kleine, seetüchtige Yacht, die schnelles und sicheres Segeln einhand oder mit kleiner Crew oder Familie ermöglicht. Ein Markt, in dem sich z.B. auch die Bente 24 wohlfühlt und als im positiven Sinne “Low Budget Neuboot” ihre Käufer sucht und findet.

Anarchist Patrese hatte nach seinem Silverrudder 2016 noch Zeit und nutzte diese für einen ausführlichen Probeschlage mit der SeaScape 24. Vielen Dank an Patrese für seine Zeit, Text und Bilder und Euch viel Spaß beim Lesen:

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Sportsboat, Einhandrakete oder einfach nur ein ein gelungener Allrounder? Nach dem Silverrudder hatte ich die Möglichkeit mit Andraz Mihelin (Werftgründer von Seascape, Minitransatveteran und umtriebiger Marketingboss ) einen Probeschlag mit der brandneuen Seascape 24 (SCC 24) zu machen, die auf Anhieb die Plätze 2 und 5 im SR2016 belegt hatten. Damit wäre schon mal bewiesen, das die neue 24 reichlich Potential beherbergt, denn unter den Geschlagenen waren nachgewiesenermaßen schnelle Vertreter der Klasse bis 25 Fuß, vom 20er Jollie über T24, M24, J70 bis Mini 6.50 also alles was in den letzten 15 Jahren so als „recht schnell“ galt.

Andraz „Bierwette“ mit mir vor dem Start musste als auf guten Erkenntnissen aus den bisherigen Testfahrten fußen, stand doch für ihn immerhin eine Kiste des Gerstensaftes auf dem Spiel, für den Fall, dass ich beide SCC24 schlagen würde. Und wer die Bierpreise im dänischen Königreich kennt, weiß was ich meine …

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Mit von der Partie waren noch die Entwickler des neuentwickelten „Gennacker Snuffers“ einer an Deck gefahrenen Setz- und Bergehilfe für Raumwindsegel ähnlich einer Spitrompete. Also bei einem schönen 3er raus aus dem Svendborger Haven und erst mal ein wenig nach Luv gekreuzt um Platz für die Testfahrt mit dem Snuffer zu haben.
Im Gegensatz zum Silverrudder waren wir diesmal mit rund 400 Kilo Lebendgewicht unterwegs und das Boot konnte seine immerhin 42 Quadratmeter Amwindsegelfläche voll entfalten. Das sind immerhin locker ein Drittel mehr Segel PS als eine M24 oder meine T24 in gleicher Konfiguration. Dies wird durch einen weit hinten stehenden Mast und einem echt beindruckenden (Mega-)Fat Head Großsegel erreicht.

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Wie die Regatta gezeigt hat scheint dessen Power aufgrund der hohen Formstabilität auch im Solomodus händelbar, zu mindestens für Experten wie Bjarne und Per. Die SC 24 zeigte aufgrund ihrer Doppelruderkonfiguration beindruckend Richtungsstabilität bei durchaus gesteigerten Krängungswinkeln, ohne merklich ausgebremst zu werden. Die Ruderanlage mit den gesteckten Blättern ermöglicht es zudem auch noch, dass luvwärtige Profil widerstandsoptimierend aufzuholen. Der Strömungstechniker als Bremser meinte allerdings noch Optimierungspotential in Sachen „Vorspur“ der Verbindungsstange ausgemacht zu haben, während der Werftchef auf den Kompromiss zwischen Upwind- und Downwind Einstellung beharrte …

Wer ein Sportboot wie eine J70/80, M24 oder meine T24 mit dem immer noch unübertroffenen Ruder-Feeling durch das rollengelagerte Blatt unter dem Boot gewöhnt ist, der wird anfänglich ein wenig „Bootsgefühl“ durch die verbundenen Doppelblätter vermissen. Andererseits hat das mit der Richtungsstabilität ja auch seine Vorteile, insbesondere wenn im Ein- oder Zweihandbetrieb mal mehrere Sachen gleichzeitig zu tun sind. Auf alle Fälle erklärt sich mir jetzt, wie Bjarne im kleinen Belt seinen Code 0,5 trotz gefühlten 45 Grad Krängung fahren konnte und dennoch 0,1-0,3 Knoten auf uns gut machte, die wir bei derlei Schräglage längst abgeflogen wären und daher bei den „weißen Segeln“ bei 10-12 Knoten und 60 Grad TWA blieben.

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Zwischendurch konnte ich mir intensiv die „Wohnräume unter Deck“ anschauen und war doch ob des durch die Aufbaufenster lichtgefluteten Lebensraumes in einem „Sportsboat“ recht angetan.
Hier kann man auch mal –wenn man sich gut kennt- 2 Wochen Urlaub machen ohne gleich Platzangst zu bekommen und ständig Dinge umräumen zu müssen. Schlafgelegenheiten sind sowohl jeweils 2 vor und hinter dem Mast, wobei die Mitte vom Kasten für den gut durchdachten Schwenkkiel dominiert wird. Dieser platzfressende Kielkasten nimmt aber -anders als bei der SC27- die Flosse fast vollständig auf, womit der benötigte Tiefgang beim Anlanden nahezu auf das Maß der SC18 (die ja quasi als (Monohull-)Beachcat durchgeht).reduziert wird.

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Ebenso ist somit die Möglichkeit zum einfachen Slippen „vom- und auf den- Trailer“ gegeben, was zusammen mit dem leichten, auf Deck stehenden Karbonmast durchaus Kosten- und Handlingsvorteile für diejenigen bringt, die keinen kostenlosen Kran jederzeit zu Verfügung haben. Ist schon ein Unterschied ob die Schüssel in Kiel für 20 oder 160 Euronen in und aus dem Wasser kommt …

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Zur Kabine kann ich mir leider eine kritische Meinung zur Form des Aufbaus nicht verkneifen… Wer weiss, dass ich mein Schiff hauptsächlich ob seiner „schönen Linien“ gekauft habe, kann eventuell verstehen das ich hier zusammen mit Bootsdesigner Thomas Wiberg einer Meinung bin, das das „Doghouse“ in seiner Formgebung und Größe ein wenig polarisierend ist (Thomas als Yachtdesigner hatte dafür etwas herbere Worte).  Aber hier muss wohl der Satz „.. über Geschmack lässt sich nicht streiten“ gelten, und von der Praktikabilität (Innenraumhöhe und Bedienung an Deck) kann man nicht meckern und das Boot soll ja auch ein echter Allrounder sein.

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Das kann man zu mindestens voll bestätigen, nachdem die Blase hoch ging und die SC24 standesgemäß ob der zusätzlichen 67 Quadratmeter beschleunigte, fiel wiederum die Leichtigkeit auf, mit der das Boot den –reichlichen- Druck in Geschwindigkeit umsetzt. Der Ansatz des Seascape Hausdesigner Sam Manuard durch hohe eingebaute Formstabilität und Doppelruder Boote zu schaffen, die ihren Besitzern ein maximales Maß an Segeltragzahl und „Verbindlichkeit an der Pinne“ geben und so auch mal ein überpowertes Segeln zu gewährleisten, ohne gleich divenhaft „abzuschmieren“ ist zukunftsweisend und geeignet, größere Gruppen von Seglern an leichte und reichlich betuchte Sportsboats heran zuführen. Apropos leicht: auch auf hartnäckiges Nachfragen bestand Andraz auf den rd. 950 kg Lebendgewicht der SCC 24 was jetzt angesichts des rd. 320 kg schweren Kiels, eines leichten, simplen Kohleriggs und der optimierten Innenausstattung bis zum Gegenbeweis vorerst stehenbleiben soll. Somit kann die Kiste auf einem Einachstrailer problemlos mit einem Golf getrailert werden und steht einer Melges 24 kaum nach, ist allerdings deutlich allroundtauglicher!

Bei so viel Licht gibt es natürlich für einen perfektionistisch veranlagten Anarchisten wie mich auch ein paar (kleine) Kritikpunkte die sich jedoch meistens mit wenig Aufwand beheben lassen. Mich störte z.B. dass das gut stehende North Vorsegel an Stagreitern hing, ich bevorzuge die Variante Reißverschluß auf Rollvorliek, um das häßliche Hängenbleiben der Schoten beim Gennackerhalsen zu vermeiden. Zudem ist das doppelt untersetzte Großfall für diese Bootsgröße nach meiner bescheidenen Meinung unnötig und erzeugt einfach nur viel Leinensalat beim Setzen und Bergen. Etwas Reibungsoptimierung und das geht auch ohne viel Gezerre und Aufbauwinsch. Bei mir ist da übrigens nur eine Umlenkrolle mit Curryklemme am Mastfuß und das flutscht einhand super. Manchmal ist weniger mehr.

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Bei der SC24 ist dagegen das Deckslayout recht konventionell mit 2 Aufbauwinchen für Fallen, Strecker und Genuaschoten. Mal von den sinnlosen Dingern auf den J/70 abgesehen, ein in den letzten Jahren eher aussterbendes Ausrüstungsteil bei schnellen Gleitkielern unter 24 Fuß, die meist mit einer 2:1 untersetzten Fockschot auskommen und sich die teuren „Kaffemühlen“ sparen. Allerdings sind 17 Quadratmeter Vorsegelfläche auf der SSC 24 mal 50% mehr als bei vorgenannten Sportbooten und die will auch von Ottonormalsegler dichtgeholt werden. Insofern gehen die Winschen in Ordnung und ab und an muss ja auch mal ein Crewmitglied in den Mast geholt werden, um Servicearbeiten zu erledigen.

Die Tauwerksausstattung der, im absoluten Serientrimm angetretenen, dänischen Fünftplatzierten war denn auch ein weiterer kleiner Schönheitsfehler, denn die Fallen waren eher Trimmleinen ob ihrer Dehnfähigkeiten. Und die Handfreundlichkeit der anderen Serienstrippen konnten den Schreiberling auch nicht so recht überzeugen, aber auch das ist so eines meiner Steckpferde und durch kleinere Spenden beim örtlichen Gottifredi Mafioso oder Liros-Dealer zu optimieren.

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Bleibt noch die Frage nach dem finanziellen Loch, die der Erwerb diese Allroundwunders in den Hosentaschen des Neueigners hinterlässt … So 60 Kiloeuro werden wohl für dieses „Ich kann fast alles und Du mußt dabei kein Profi sein..“ 24-Fuß Schnellboot mit versteckten Fahrtengenen inklusive Trailer segelbereit fällig. Aber die hohe Bauqualität rechtfertigt den Aufpreis zur weißen Allerweltsware und und wer mit Andraz 1 oder 2 Bier trinkt und selbst nach Slovienien fährt … Mit ein paar Komfort-Extras wie Kocher, Portapotty und den optionalen Stauhängeregistern würde ich mit dem Kumpel oder der Camping –geneigter-besseren Hälfte auch im Sommerurlaub auf die Ostseerunde gehen und hätte gar keine Sorgen ob der Seetauglichkeit trotz Segeltragzahl einer Rennyacht. Insofern ist das dann wohl die deutlich bessere Luxusversion der vielbeschriebenen BENTE 24. Und 10% schneller ist sie allemal. Also endlich das viel gesuchte Boot fürs Regattieren und Urlauben.

Als reine Rennsemmel ist sie viel zu schade und da gibt es mit der M24, der J/80 und der J/70 auch inzwischen vielfältige und bekanntere Vertreter. Aber das Silverrudder 2016 hat gezeigt, dass man mit der SeaScape 24 einhand durchaus ganz vorne mitmischen kann und das ist doch wohl für den Jungferneinsatz das größtmögliche Lob für eine Werft, die ein wenig an die Innovationsfreudigkeit von X-Yachts in deren Jugendjahren erinnert … Time will tell, Patrese.