Mai 162015
 

Von unserem Türkei (und eigentlich alles hinter Österreich) Korrespondenten für SailingAnarchy.de haben wir einen umfangreichen Ausblick zu der ORC Sportboat European Championship 2015 erhalten. Anarchist Pussy Galore wirft einen Blick zurück auf die Entwicklung der Sportbooteszene in Europa und wundert sich zu Recht, dass aus der einst so starken deutschen Flotte kein Boot den Weg nach Ungarn gefunden hat, um in der kommenden Woche auf dem Balaton mit den Sportkameraden um die Wette über den See zu glitschen. Er wird die EM auf der Farr25 segeln und uns auf über die Entwicklung auf dem Plattensee auf dem Laufenden halten, vielen Dank dafür im Voraus und ich drücke dem Team um Eigner Sanus aus der Türkei die Daumen!

Sail like 2001! Sportboot Europameisterschaft am Balaton

Wenn man mal den September ausklammert, war 2001 ein super Jahr. Zumindest im Segeln. Sturm Rund Um am Bodensee. Cento auch mit gut Druck durchgestanden. Und was später zur X-Treme 25 wird, macht auf europäischen Regattabahnen Furore. Die von Lutra gezeichnete „Bolwerk“ räumt kräftig Silber ab und wird am Ende auch verdient Europameister.

Zeitsprung: 14 Jahre später. Das heißt 14 x die Kieler Woche überlebt, Wasahalle wird zum Elklinetreff statt Jungfrauenfalle, Russell Coutts hat sich vom Segelstar zum Segelyuppie gemausert, Alinghi ist erst ganz groß und dann ganz klein, IMS wurde ORC, hanseatischer IRC Aufstand an der Küste, Multihulls siegen bei RundUm, Liberaboykott, Wild Lady strandet am Gardasee, Einheitsklasse statt Vermessungssegeln, J/70 Revolution, Segel Bundesliga …

Ne Menge hat sich getan: Haare grauer, Bäuchlein größer … Bei aller Änderung bleibt aber zum Glück auch einiges konstant: zum Beispiel die Meckerei! Vermessung doof, Wettfahrtleitung schuld, Einheitsklasse super, viel zu viele Klassen, viel zu kleine Felder, wer segelt denn noch, was macht der Nachwuchs und ach ja Seemannschaft ist auch nicht mehr was sie mal war …

Irgendein Nostalgiker beim ORC muss wohl bei einer wehmütigen Wintertraumstunde die großartige Idee gekommen sein, die guten alten Zeiten wieder herauf zu beschwören. Also wurde schwuppdiwupp die alte Sportbootklasse reaktiviert. Hat ja ne Zeitlang auch richtig gut funktioniert. Straffe Felder, ein Maximum an unterschiedlichen Designansätzen, viel Speed, viel Adrenalin, viel Spass… Ging nur leider irgendwann total den Bach runter. Ein letztes müdes Aufzucken in Sankt Petersburg mit der letzten Euro dort im Jahr 2007.

Zumindest dem Ostblockgedanken scheint man beim ORC treu bleiben zu wollen. Kein Wunder, hat sich doch hinter dem ehemaligen Eisernen Vorhang eine vielfältige Sportbootszene entwickelt. Thompsons, Delphias, Gins, SB20s, Flotten und Projekte gedeihen prima im östlichen Europa. Grund genug, dass man sich dieses Jahr am Balaton versammelt, um zu ersten Mal wieder um die Europameisterschaft zu segeln. Ursprünglich waren von den ambitionierten Veranstaltern um die 80 Boote versprochen worden. Eine Woche vor den Meisterschaften verzeichnet die Meldeliste immerhin 38 Boote aus 9 Nationen. Nicht schlecht für ein erstes Revival. Nebenbei haben die Veranstalter auch Klassenwertungen die Veranstaltung integriert. Ab 5 Booten gibt es eine separate Wertung. Dies hatte zur Folge, dass mehrere ungarische Flotten im Verbund gemeldet haben.
CODE 8 - Pauger - Boot Düsseldorf 2013 - Photo © SailingAnrchy.deDie stärkste Flotte hierbei stellen die Code8. Die in Ungarn produzierten Sportboote haben vor 2 Jahren für Aufmerksamkeit gesorgt, als sie bei der Bodensee RundUm Teams einen Charterverzicht im Falle eines Sieges anboten. Gebracht hat es leider wenig, am Ende mussten alle Teams den Mietpreis zahlen. Trotzdem ist das Boot beeindruckend. Die 8 Meter lange Carbonkonstruktion bringt gerade einmal 1.200 kg auf die Waage. Das Carbonrigg von Pauger ragt 13 Meter in die Höhe. Downwind wird das Boot von 90qm Genaker beschleunigt. Gezielt für die schwachwindigen europäischen Seen entwickelt, soll die Code8 auf dem Heimatrevier für Silber sorgen. Damit das klappt, haben die Entwickler gleich die gesamte bisher produzierte Flotte mobilisiert. Sechs dieser Rennziegen werden am Balaton an den Start gehen. Bei einem ORC Club Rennwert von ca. 580 wird der Wettbewerb für die Code8s allerdings hart.

Zweite Meldung auf der Liste ist ein altbekanntes Ass: BOLWERK. Back to the Future! Die Niederländer wollen gerne wieder an alte Zeiten anknüpfen. Dass die Lutra 25 in den letzten 15 Jahren kaum gealtert ist, zeigt schon der Rennwert von 628. Damit liegt die Lutra nahe an der Melges24 und der neuen Farr25 des türkischen Teams. Mit 1.330 kg ein bisschen schwerer als die Code8, verfügt Bolwerk aber über genügend Segelfläche um es den ungarischen Carbonracern schwer zu machen. Dazu gehört das Team sicherlich zu den erfahrensten Playern.
Farr25 - Photo: Anarchist Pussy GaloreErfahrung bringen allerdings auch die Türken mit an den Balaton. Die Farr25 wurde von Eigner Sükrü Sanus in Kooperation mit Farr Yacht Design in mehrjähriger Planungszeit entwickelt. Der ehemalige 470er Olympionike wollte das perfekte Sportboot als Ersatz für seine Olympiajolle. Obwohl aus Glasfaser gebaut, kommt die Farr25 auf nur 930kg. Ein 72qm Genaker sorgt für genügend Vortrieb. Upwind profitiert das steife Sportboot von seinem Squarehead Groß mit 22qm und einer Fock mit knapp 14qm. Mit einem Rennwert von 626 muss die 300kg leichtere Farr25 den Kurs in annährend gleicher Zeit wie die Lutra 25 absolvieren. Die erfolgsverwöhnte Crew startet auch mit klaren Ambitionen. Die letzten zwei Jahre wurde das Team türkischer Sportbootmeister. Dementsprechend wurde den Winter über trainiert. Ob sich das Training allerdings gelohnt hat, bleibt offen.

Longtze Premier - Primo Cup 2009 - Photocredit: Longtze Yachts
Denn aus der Schweiz kommt ein noch leichterer Herausforderer. Die von Beat Frank gesteuerte Longtze SUI 826 bringt knapp nur 2/3 des Gewichts der Farr25 auf die Waage. Mit 630 kg gehört das Boot zu den leichtesten Designs im Feld. Dabei hat es aber trotzdem gehörig Segelfläche. Der Genaker bringt es auf knapp 60qm, Groß und Fock zusammen auf knapp 34qm. Die Kombination aus Segelfäche und Leichtbau resultiert allerdings in einem sehr niedrigen Rennwert um die 600 Punkte. Frank und seine Mannschaft haben aber in den letzten Jahren gezeigt, dass sie diesen auch herausfahren können. Sowohl beim jährlichen SportbootCup in Kreuzlingen als auch bei Klassenregatten ist das Team immer in den TOP3 vertreten.
Flaar26 - boot Düsseldorf 2014 - Photo © SailingAnarchy.deNeben den neueren Designs stehen auch jede Menge Exoten auf der Liste. Zu erst die lokalen T-Jollen, die mit Trapez ausgerüstet sind. Dann ein russischer Open800, der vom Design her ebenso wie die neu entwickelte Flaar26 stark an einen geschrumpften Open60 erinnert. Ganz neu auf der Meldeliste findet sich auch ein radikale Konstruktion: Die SK-2, die für den Warschauer Segelclub startet. Das Canting-Keel Design fällt wegen zu kurzer Länge eigentlich aus der Sportbootklasse heraus, wurde aber von den Veranstaltern trotzdem registriert.SK2 - Düsseldorf 2015 - Gesamt von achtern - Photo © SailingAnarchy.de 2015Neben den Extremansätzen finden sich auch diverse Serienklassiker auf der Meldeliste. Mehre 8mOD und Elliot 770s fordern die Einzelbauten heraus. Gerade in Mittelwindbedingungen um die 12-15 Knoten können die 8mOD mit ihren Spinakern zur Gefahr für die Genakerboote werden. Während die Spiboot annährend direkt nach unten fahren, müssen die Geniboote durch den höheren Windwinkel einen Umweg in Kauf nehmen. Ob der sich dann schon lohnt, steht nicht immer fest.

Es bleibt also eine Woche vor Beginn der Europameisterschaft spannend. Eine richtige Favoritenrolle ist bis jetzt nicht erkennbar. Nur eines ist Gewiss: Alle Teams spekulieren auf Leichtwind. In den letzten Wochen wurde beim ORC noch mancher Messbrief geändert. Dabei zeigt sich ein gemeinsamer Trend. Alle Teams haben das Crewgewicht dramatisch verringert und sparen wohl eine Person ein.

Am Ende ist es schade, dass es kein einziges deutsches Team an den Balaton geschafft hat. Sportboote gibt es ja immer noch genug auf deutschen Gewässern.

Mai 062014
 

Was braucht man eigentlich zum Segeln? Eine simple Frage, auf die es viele Antworten gibt. Gestern sind in meinem Postfach 2 Emails mit Infos und Bildern zu neuen Segelbooten gelandet, die zeigen, wie groß die Bandbreite der Antworten auf diese einfache Frage ist.Bliss - 80 Fuß - beiderbeck design - Photo © Dijana NukicAlso schauen wir mal: Bei der ersten Yacht handelt es sich um die Bliss, einen 80 Füsser, der in Antalya nach den Plänen von beiderbeck design gebaut wurde. Ganz offenbar ein Boot für einen Eigner, der genau weiß, was seine Ansprüche hinsichtlich Komfort, Raum, Style und Leistungsvermögen an seine neue Fahrtenyacht sind. Gut, dass er gemeinsam mit den Designer sein Traumschiff entwickeln konnte und es hat bauen lassen.
Shaw 650 in der Schweiz - Photo © MichaelEs wird aber nicht wirklich überraschen, dass meine Vorstellung von einem aufregenden Segelboot sich von der des Bliss Eigners unterscheidet. SailingAnarchy.de war und ist den Sportbooten verbunden und es freut es mich sehr, dass jetzt in der Schweiz die ersten beiden Shaw 650 aus dem Container gezogen und aufgeriggt wurden.
Shaw 650 in der Schweiz - Photo © MichaelRob Shaw zeichnet schnelle Sportboote und Kielyachten, bei denen der Segelspaß im Vordergrund steht. Und jeder weiß, dass bei Segelbooten wenig Gewicht einer der Schlüsselfaktoren für schnelle Boote ist. Die australischen und neuseeländischen Sportboote haben ihre Wurzeln in der 14 und 18er Skiff Designs und kombinieren große Segelflächen mit leichten Rümpfen. Die Ballastbombe soll eher dafür sorgen, dass das Boot im Ernstfall nicht durchkentert, Stabilität an der Kreuz und unter Gennaker wird durch das Crewgewicht auf der Kante oder am Trapezdraht generiert.
Shaw 650 in der Schweiz - Photo © MichaelMit einer Länge von 6,50m und einem Bootsgewicht von nur 320 kg inkl. 100 kg Ballastbombe hat die Shaw 650 die besten Voraussetzungen für Sportbootsegeln vom Feinsten! Dafür sorgen beste Materialen im Rumpf und ein Rigg, dass komplett aus Carbon gefertigt ist. Michael Aeppli von Quant Boats und Max Schmid von Bucher + Schmid in Luzern haben neben der Quant 30 mit DSS ab sofort den Vertrieb für die Shaw 650 für den deutschsprachigen Raum übernommen. Für das ersten 8 Boote bieten sie für das Gesamtpaket aus Boot, Segel, Trailer und Landpersennig zu einem Einführungspreis von nur 40.750.- CHF exkl. MwSt, dass sind ca. 33.000 Euro netto, an. Ausführliche Infos zu Boot und Sonderangebot findet ihr in dem Flyer zu ihrem Einführungsangebot.