Frank Eckardt

Apr 142015
 

110415- LORIENT BRETAGNE SUD MINI 6.50Auch wenn ich selbst keine Mini-Transat Ambitionen mehr habe (3 Monate Mindestdauer und dann 3 Wochen Kleinboot ohne ordentliche Wetterinfos, und ohne Kommunikation kann/möchte ich mir nicht leisten) mag ich doch die sehr professionelle Szene und – von den äußerst beschränkten Navimöglichkeiten abgesehen (kein Kartenplotter erlaubt) – auch die Art des Segelns unter Beschränkung (bei den Serienschiffen) auf relativ preiswerten Bootsbau bei gleichzeitig sehr großer Freiheit im Bootsdesign (vor allem bei den Protos). Entstanden sind dabei erstaunlich gutmütig zu segelnde Geräte, die selbst einhand unter Spi problemlos weit über 10kn zu bringen sind. Nur die Kreuz mit der Kreuz ist sehr hart, da die nur 6,5m langen und ca 1t schweren Boote mit Amwind-Segelflächen um die 44qm sich dann eher wie Rodeopferde in der Welle bewegen.

Da unser Nacira dieses Jahr wieder nur auf der Ostsee gesegelt wird, nutze ich gern die Möglichkeit, Andreas Deubel auf seinen ersten Schritten in der ClasseMini-Welt zu unterstützen (vor allem im Bereich Navigation, Bootsausrüstung sowie bei den beiden Doublehand-Regatten Lorient BSM Mini sowie dem Mini-Fastnet). Netter Nebeneffekt ist, dass ich so hoffentlich auch mal um den Felsen vor Irland herum rauschen kann, da mich ja meine eigene Fastnet-Teilnahme wegen der Wettersituation damals nach La Rochelle führte.

Das doublehand gesegelte Lorient BSM Mini ist – als Nachfolgeveranstaltung des DemiCle – eine feste Größe im Regattaplan und es dient in Transat-Jahren (wie dieses Jahr) als erste Positionsbestimmung nach dem Wintertraining. Hinzu kommt, dass immer auch einige der aktuellen Segel-Größen (dieses Jahr Yves Le Blevec und Thomas Coville) zu ihren Wurzeln zurückkehren und es meist eine größere Anzahl von Klassenneulingen gibt.

Spannend war in diesem Jahr der erste direkte Vergleich der neuen Serientypen Pogo-3 (VPLP) und Ofcet650 (Bertrand) mit den bisher dominierenden Typen Nacira und Argo.tracker

Das Rennen selbst wurde wegen der angesagten Flaute in der Nacht stark reduziert (66 statt 150 sm) und führte um die Ile Groix herum und dann direkt nach Pornichet. Dabei war der Wind bis zur Flaute meist stärker als vorhergesagt. So wurde bei guten 12-15kn um Groix gesegelt und danach legte der Wind noch etwas zu, so dass es ein relativ harter Reaching-Kurs unter Max-Spi bei 110-120 Grad TWA bis Quiberon wurde. Leider nahm der Wind dann immer weiter ab und drehte etwas nördlich, was uns mit mehreren Halsen durch die felsige Inselwelt östlich von Quiberon führte, bevor er für uns 4sm vor dem Ziel ganz einschlief und wir für diese 4sm ( bei denen wir im Tidenstrom nicht selten auch mal wieder ein paar Sekunden etwas rückwärts trieben) mehr als 4h brauchten, bevor wir um 05:05 die Ziellinie überqueren konnten – eine echte Geduldsprobe.

Der erste Proto – Raison-Plattbug Version-2 (865)  mit Davy Beaudart und Yves Le Blevec überquerte dagegen bereits um 22:37 nach 9h24min die Ziellinie. Nicht ganz überraschend und nur 3 Minuten später dann die 800 mit Frédéric Denis und Thomas Coville. Der nächste Proto brauchte über eine Stunde länger, wobei auch der sterbende Wind eine Rolle spielte.

Spannend wurde vor allem die Serien (und Protoserien) Wertung erwartet, da die neuen Boote bisher nur sehr selten auf die etablierte Spitze trafen. Hier ist das Feld extrem dicht zusammen und auch wenn ein Pogo-3 mit Werksfahrer Olivier Taillard und Segelmacher Remi Aubrun nach 11h48min gewonnen hat, so sind die Abstände zu Tanguy LeTurquais/ Guillaume LeBrec auf einem Argo (30 Sekunden), Damien Cloarec/Gildas Mahe auf einem Nacira (5 Minuten später) und Ian Lipinski/Adrien Hardy auf einem Bertrand-Ofcet (14min später) denkbar gering.

Unser Ergebnis (Platz 21 von 44 bei den Serienschiffen) geht für Andreas und mich als Armateursegler in Ordnung – ohne Wintertraining, mit den alten Transatsegeln von Simon Koster, und mit einer etwas unglücklichen Spiwahl auf dem ersten Spigang nach der Startkreuz. In der Klasse kann man auf so "kurzen" Regatten Fehler gegenüber der Spitze ohne Wetterglück nicht mehr ausbügeln und die Tatsache, dass wir bis zum Stehenbleiben in der Flaute maximal 2..3sm hinter der Spitze lagen ist mehr als zufriedenstellend.

Das Fazit nach der Regatta – Es gibt wohl wieder einen Generationswechsel und es wird schwer für Nacira/Argo/D2 Piloten, das kommende Transat gegen die ebenfalls sehr gut segelnden Ian Lipinski, Olivier Taillard, … auf ihren P3s und Ofcets zu gewinnen.

110415- LORIENT BRETAGNE SUD MINI 6.50

Aber … es war auch offensichtlich, dass den Hauptunterschied immer noch der Segler macht, denn der erste Pogo2 (Sylvain Leboeuf / Ronan Dreano) lag nur 1 Minute hinter Platz 3 ( Patrik Girod auf Nacira) und auch mit einem Zero kann man recht weit nach vorn fahren, wie Quentin Vlamynk mit Platz 15 zeigte. Dagegen kamen die letzten Naciras (Platz 37 in der Serienwertung) sowie P3  erst 2..3h nach uns im Ziel an.

Insbesondere Nacira könnte zu einem neuen Boot der "Abenteurerklasse" werden, da es vergleichsweise unproblematisch selbst bei sehr viel Druck gefahren werden kann und die Ausfallrate sehr gering ist, während dies bei den älteren Booten mit weniger Stabilität (Pogo-2, Zero, TipTop) nicht so einfach ist und/oder die Ausfallrate recht hoch ist.

Die Entwicklung im Protobereich ist recht eindeutig auch wenn die Boote (747 und 865 sowie der Neubau von Simon Koster) optisch immer noch sehr gewöhnungsbedürftig aussehen. Einzig der Lombard-Proto 800 hält, wenn er von Seglern wie Gwenole Gahinet oder jetzt Frédéric Denis gesegelt wird, noch mit.

Andreas Deubel und Chris Lükermann segeln als nächstes Rennen das Mini en Mai, welches über 500sm geht und solo gesegelt wird und im Juni wollen wir um den Fastnet Rock segeln, was wohl mein persönlicher Saison-Höhepunkt wird.

Frank Eckardt @ Berlin Ocean Racing

Dez 072013
 

justine_zielDie Schweizerin Justine Mettraux hat mit Ihrem 2. Platz  am gestrigen Morgen das beste Ergebnis einer Frau im  sportlich sehr harten Serienfeld bei einem Mini-Transat erkämpft. Das war zwar nach ihren Erfolgen der letzten 2 Jahre irgendwie zu erwarten gewesen, doch wer einmal neben der relativ kleinen Justine stand, der wird nicht umhin kommen, ihre Leistung mit gehörigem Respekt anzuerkennen.

Simon_Ziel

Und mit dem Einlaufen ihre Landsmannes Simon Koster am gestrigen Abend ist auch das Podium in der Serienklasse komplett. Heute wurde es noch mal ein recht ruhiger Tag, in dem es nur 2 Zieleinläufe (Nicolas Boidevezi, Louis Segre) gab, die jedoch wegen Zwischenstops weit unter den Erwartungen blieben (Nicolas gewann das letztjährige Azoren-Race). Und erst am Sonntag und Montag kommen dann große Teile des Hauptfeldes an. Das ist schon sehr beeindruckend, wie Aymeric aber auch Justine und Simon das Rennen der Serienklasse dominiert haben.

 

Dez 042013
 

Aymeric_Belloir_MT2013_1 Mit Aymeric Belloir ist heute um 13:57 (local time) der Sieger des MiniTransats in der Serienklasse in's Ziel auf Guadeloupe gekommen. Bis auf wenige Stunden zu Beginn hatte er das Rennen dominiert und lag am Ende mehr als 250sm vor der Zweitplatzierten Justine Mettraux aus der Schweiz, die einen 60sm Vorsprung vor ihrem Landsmann Simon Koster hat. Danach kommt lange nichts und erst nach weiteren 300sm kommt der 4. Renauld Mary sowie große Teile des Hauptfeldes.

Auch wenn er nach eigenen Worten zu Beginn der Saison nicht immer glücklich war mit seiner Geschwindigkeit, so ließ er in den beiden wichtigsten Regatten der letzten 2 Jahre keinen Zweifel an seiner Klasse und gewann jeweils souverän. Insbesondere der erste Teil zu den kanarischen Inseln mit Wind in Sturmstärke von hinten wurde von ihm überzeugend gesegelt und im weiteren Verlauf spielte er seine Erfahrung aus bisher 9 Atlantiküberquerungen aus, die ihn vor allzu langen Flautenpassagen bewahrte.

Aymeric_Belloir_MT2013_2Ein weiteres interessantes Ergebnis ist, dass die 3 Führenden der Regatta Nacira segeln und damit sehr eindeutig die frühere Dominanz der Pogo 2 beendet haben. Doch Structures baut ja schon an einem Nachfolger, der im kommenden Frühjahr vorgestellt werden wird. Schade auch, dass die beiden neuen Serienklassen RG650 und ARGO 650 es nicht in's Ziel geschafft haben. Zumindest der RG650 mit Richard Hewson lag ja in der abgebrochenen 1. Etappe zum Zeitpunkt des Abbruchs (wenn auch etwas glücklich) in Führung.

Dez 022013
 

img_0396(1)So wie das gesamte Minitransat 2013 nicht nach Plan verlief, so ist auch der Sieg von Benoit Marie in bei den Protos nicht zu erwarten gewesen.

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Schließlich segelt er ein wesentlich älteres Design (welches aber immer noch schnell unterwegs ist) als Giancarlo Pedote der wegen technischer Probleme schon in Teneriffa einen Zwischenstop einlegen wollte, die Führung aber bis kurz vor der Ankunft verteidigen konnte und schließlich 2,1/2h später durchs Ziel ging…

_jva5975_0Das Szenario erinnert ein wenig an das Fastnet des letzten Jahres, wo er auch lange geführt hatte und am Ende 3. wurde.

Dagegen haben sich alle anderen Konkurrenten (Bertrand Delesne, Nicolas Boidevezi) durch Zwischenstops selbst um alle Siegchancen gebracht oder mussten wie Gwenole Gahinet gar ihre Schiffe aufgeben.

Interessant in der heutigen Zeit – der Gewinner wusste bis kurz vor dem Ziel nicht, dass er in Führung liegt. Aber auch das gehört zum Mini-Transat, wie auch die imposante Durchschnittsgeschwindigkeit von 8 kn über den gesamten Parcours von mehr als 3600sm.

mt2013_12_02In der Serienwertung kann wohl nur noch Bruch Aymeric Belloir stoppen, denn 350sm vor dem Ziel liegt er 250sm vor der momentan Zweitplatzierten Justine Mettraux, die offensichtlich wegen technischer Probleme nicht dem Kurs folgen kann und einen sehr weit südlichen Kurs steuert. Das ermöglichte dem Dritten Simon Koster, der zwischenzeitlich ca 100sm hinter Justine lag, bis auf 60sm aufzuschließen.

Wie weit Aymeric das Feld dominiert, macht der Abstand zum 4. Jean Baptist Lemaire deutlich, der bereits mehr als 600sm hinter ihm liegt.

Und wenig zurück liegt der – neben den führenden 3 – sicher beste Segler des Feldes, Renauld Mary, der auf Platz 4 und 50sm hinter Aymeric liegend, auf Lanzarote etwa 40h sein Boot reparieren musste und schließlich von Platz 27   bis auf den momentanen 5. Platz vorfahren konnte und wahrscheinlich auch Jean Lemaire , der ohne Zwischenstop als 4. Lanzarote rundete, noch einholen wird. Beeindruckend !! Hoffentlich passiert ihm nicht wieder kurz vor dem Ziel ein Unglück, wie 2011, als er in der Spitzengruppe liegend, wegen seines blockierten Windmessers strandete. Zumindest sein Boot konnte er damals spektakulär retten und es ist offensichtlich immer noch sehr schnell.

 

Nov 282013
 

tjv_finish

Gestern hätte ich ja schon fast das "GamerOver" ausgerufen doch nun hat das TJV für uns Sesselsegler doch noch mal an Spannung zugenommen, denn das 3er Gespann an der Spitze liegt inzwischen zwar recht weit voneinander entfernt doch in Richtung auf das Ziel nur noch 60sm weit auseinander. Bei nur noch 286sm für die immer noch führende GDF Suez sollte dies ja eigentlich reichen, doch haben die beiden Verfolger Tales Santander und Mare in 2 Tagen mit relativ stabilen Verhältnissen ca 60sm aufgeholt. Und auch Mare konnte sich wieder an den Spaniern vorbeischieben, wobei dies wohl vor allem daran liegt, dass die Spanier einen Holeschlag weg von der Küste machen um dem vorhergesagten schwächeren Winden auf dem direkten Weg aus dem Weg zu gehen.

Also drücken wir Jörg die Daumen, dass die Spanier einen etwas zu großen Umweg wählen und sie da noch dazwischen rutschen können. Auch wenn er inzwischen anerkennt, dass die Spanier einfach das schnellere Schiff haben …

Und wer weiß – vielleicht kommen sie ja in der sich anzeichnenden Flaute auch noch mal an die führende GDF Suez heran …