Jan 072019
 
2019 Tornado World Championships - Day 1. Photo © Suellen Davies - LiveSailDie

2019 Tornado World Championships – Day 1. Photo © Suellen Davies – LiveSailDie

Wenn ich mich recht erinnere, war es der Auftritt eines Tornado auf dem Lac d´Hourtin, einem großen Binnensee in den schier unendlichen Pinienwälder zwischen der Biskaya und Bordeaux, der mich so tief eindruckte, dass ich mehr vom Segeln wissen wollte. Anfang der siebziger Jahre des vorigen Jahrhundert war Segeln für einen Jungen wie mich, der auf dem Hohen Westerwald aufwuchs, ein völlig unbekannter Sport, eine neue Welt. Bei uns auf dem Dorf spielte man Fußball, die Jungs, die dort nichts reissen konnten, versuchten sich im Handball, der Sportverein in der nächsten Kleinstadt bot darüber auch noch etwas Leichtathletik an.

In diesem Sommer richtete mein Vater die Nase des NSU TYP 110 gen Westen nach Frankreich. Mein jüngerer Bruder hatte 2 Schuljahre Französich auf dem Gymnasium genossen und Vater fand es an der Zeit, die bislang gewonnene Sprachkenntnis einem Praxistest zu unterziehen. Also auf in die Sommerferien: Mutter auf dem Beifahrersitz, Vater hinter dem Lenker und 3 Kinder auf der Rückbank, der Kofferraum unter der Fronthaube vollgepackt mit Konserven, Werkzeugkiste, Ersatzteilen, u.a. Zündverteilerkappe und neuem Unterbrecher vom Boschdienst. Auf dem Dachgepäckträger das hellblaue 2-Kabinen-Familienzelt von Raclet, Luftmatrazen, Schlafsäcke und Decke, 11-kg Propan Gasflasche, 2-Flammen-Kocher, Klapptisch zum Essen und einem kleinen Klapptisch als Stell- und Verstaumöglichkeit für Kochtöpfe, Teller aus Kunststoff, Besteck und was man so braucht für 4 Wochen Campingurlaub mit einer 5-köpfigen Familie. Ach ja, wer es nicht mehr kennt, dem sei gesagt, dass man seinerzeit bei der heimischen Bank D-Mark in französische Franc eintauschte, Scheine, die mir im Vergleich zu den deutschen Banknoten riesengroß und bunt vorkamen. Vor dem Grenzübertritt hielt man in der Hand den Reisepass bereit für den Fall, dass die Zöllner ein Auto vor dem Schlagbaum zur Kontrolle rauswinkten.

Jedenfall schwamm ich an einem heißen Tag im Juli in dem wirklich riesigen Binnensee und hörte ein leise Zischen, dass schnell immer näher kam. Ich drehte meinn Kopf und sah ein Segelboot, dass in etwas 15, 20 m Entfernung mit einem Rumpf in der Luft! an mir vorbei jagen. Diese Eleganz, diese Geschwindigkeit, dieses kontrollierte Fliegen über dem Wasser, dass war der Moment, in dem ich als absolutes Landei vom Segelvirus infiziert wurde. Es hat noch fast 2 Jahrzehnte gedauert, bis ich in Berlin mit dem Segeln anfing und ich freue mich noch immer über jeden Tag, den ich an Bord eines Segelbootes auf dem Wasser verbringen kann.

Aber jetzt zu der Weltmeisterschaft 2019 dieser von 1976 bis 2008 olympischen Klasse, die z.Z. in Neuseeland ausgetragen wird. Leider sind die Startfelder nach dem Ende seiner olympischen Karriere nicht mehr groß wie früher und das in diesem Jahr die WM am anderen Ende der Welt stattfindet, trägt bestimmt nicht zu einer hohen Meldezahl bei. Aber die kraftvollen Katamarane sind immer noch Boote, die von ihren Crew viel Können, Einsatz und Erfahrung verlangen, wenn man am Ende auf dem Treppchen stehen will. Hier der Zwischenstand nach dem dritten Regattatag, Bericht und Bilder findet ihr auf der Website der Tornado Welt KV.

Mai 232018
 

Wer noch nie eine Modellyacht gesteuert hat, der ist schnell geneigt, die kleinen Booten für ein Spielzeug zu halten. Und damit liegt er falsch, aber sowas von falsch! Bei den ferngesteuerten Yachten handelt es sich um Sportgeräte auf höchsten technischen Niveau, deren Steuerleute viel Zeit, Energie und finanziellen Aufwand betreiben, um in ihren Konstruktionsklassen die besten Designs an den Start zu bringen. Mal eben von der Stange kaufen, Quarze in die Fernsteuerung einstecken und vorne mitsegeln funktioniert bei den Ten Rater oder Marblehead genauso wenig wie in einer der olympischen Segelklassen.

Hier die Pressemitteilung des ausrichtenden SV Biblis zu der morgen beginnenden Weltmeisterschaft im hessischen Binnenland:

Marblehead Klasse an der Kreuz - Photo © WCRC 2018

Marblehead Klasse an der Kreuz – Photo © WCRC 2018

Biblis/Deutschland, 22. Mai 2018. Alles ist bestens für die IRSA (International Radio Sailing Association) Weltmeisterschaft vorbereitet. 120 Teilnehmer aus 16 Nationen haben für die Wettbewerbe in Biblis am Riedsee gemeldet. Vom 24.-26. Mai werden sie um die 9. Weltmeisterschaft der Ten Rater Klasse und vom 28. Mai – 01. Juni um die 18. Weltmeisterschaft der Marblehead Klasse segeln.

Nach 2016 in Limone Italien mit 48 Teilnehmern hat sich in der Ten Rater Klasse ein Feld von 60 Teilnehmern für die Weltmeisterschaften angemeldet. Auch in der Marbleheadklasse kann erstmals ein volles Feld mit 84 Teilnehmern erwartet werden. 30 Jahre nach der letzten WM in Deutschland / Berlin ist der Deutsche Segler-Verband erneut von World Sailing und der International Radio Sailing Association als Ausrichter beauftragt worden, da ist es schon ein erster Achtungserfolg, dass in diesen Klassen noch nie eine Weltmeisterschaft mit einem größeren Teilnehmerfeld gesegelt wurde.

Organisiert wird die Weltmeisterschaft gemeinsam mit der IRSA, dem Deutschen Segler-Verband und dem SV Biblis. Das Team um Henning Faas, Andrea Hölscher, Ralf Kratz, Jürgen Eiermann und Rainer Blüm hat am Austragungsort mit Hilfe des SV Biblis alles präpariert, um die Teilnehmer in Empfang zu nehmen. Eröffnet wird die Veranstaltung am 24. Mai mit einem großen Opening Dinner beim Club.

Als Wettfahrtleiter wurde der erfahrene Pierre Gonnet aus Frankreich bestellt, der sich auch einiges für die erwarteten Windverhältnisse zurechtgelegt hat. Er wird die Regatta gemeinsam mit Nigel Winkley (Vorsitzender des DSV Ausschuss RC-Segeln) und Marco Colombo (Wettfahrtleiter des SV Biblis) leiten und dafür sorgen, dass es zu fairen Wettkämpfen kommt. Als Chef der Jury wurde der Vorsitzende des Racing Committee der IRSA Patrick Villain aus Frankreich berufen. Er wird zusammen mit seinem Team aus sechs internationalen Schiedsrichtern darauf achten, dass die Regeln eingehalten werden.

Die Veröffentlichung der Ergebnisse wurde ebenfalls bestens vorbereitet und so wurden die Teilnehmer bereits in Gruppen eingeteilt. Die Teilnehmer aus 16 Nationen (Australien, Österreich, Belgien, Frankreich, Deutschland, Italien, Holland, Neuseeland, Portugal, Russland, Schweden, Schweiz, England, Polen, Weissrussland, Ukraine) können sich also schon jetzt auf worlds2018.marbleheadclass.org bzw. worlds2018.tenrater.org über die Gegner im ersten Lauf informieren. Wie gewohnt können Interessierte hier den ständig aktualisierten Gesamtergebnissen und der Gruppeneinteilungen folgen.

Weiter zu der vollständigen Pressmitteilung als PDF …

Mai 232018
 
GC32 - Vorbereitungen zur Weltmeisterschaft auf dem Gardasee - Photo © Heiko

GC32 – Vorbereitungen zur Weltmeisterschaft auf dem Gardasee – Photo © Heiko

Die Entscheidung der Extreme Sailing Series von den alten Schlachtrössern Volvo40 hin zu den fliegenden Great Cup 32 Katamarane zu wechseln, war eine Win-Win Lösung für die ESS und die Eigner der GC32: Profi-Teams auf der Welttournee der Stadionsegelns, größere Felder und Top-Teams bei den Regatta der GC Meisterschaft.

Morgen beginnt die Weltmeisterschaft der GC32 auf dem Gardasee und ich wünschen den ausrichtenden Verein Fraglia Vela Riva und den 13 teilnehmenden Team den nötigen Wind, um auf den Foils um die Bojen zu heizen. Donnerstag dann die erste der geplanten 20 Wettfahrten, 5 Wettfahrten pro Tag ist ein strammes Pensum für die 13 Teams und Eigner, darunter Ernesto Bertarelli, der als Steuermann mit seiner ESS erfahrene Alinghi Crew an den Start geht. Interessant wird auch der Einsatz von Glenn Ashby als Großsegeltrimmer bei Team Tilt aus der Schweiz, ich bin gespannt, wie der Skipper und Mastermind des Americas Cup Gewinner Emirates Team New Zealand seine Erfahrung aus Bermuda und der Multihull einbringen und umsetzen kann.

Danke an Anarchist Heiko vom SCG, der das Bild von den Vorbereitung von Team Alinghi nach Himmelfahrt in Riva del Garda geschossen hat.

Sep 122017
 

Es ist aber auch ein Kreuz mit den Messwerten! Kaum stimmt was nicht, schon ist das Geschrei groß und Betrugsvorwürfe werden laut. Audi als Automobilhersteller kann ein Lied davon singen, umso ärgerlicher, wenn jetzt zu dem hausgemachten Scheiß auch noch fremder Mist dazu kommt. Nix ist mehr mit positiven ROI für AUDI als Sponsor im sauberen Segelsport, wenn wie jetzt bei der Audi J/70 Weltmeisterschaft 2017 in Porto Cervo 7 Boote wegen nicht zulässigen Veränderungen an dem OneDesign Kiel von der Wettfahrtleitung aus der Weltmeisterschaft genommen werden.

Audi J/70 Weltmeisterschaft 2017 - Mitteilung der Wettfahrtleitung über Ausschluss von Booten wegen Veränderungen am Kiel

Audi J/70 Weltmeisterschaft 2017 – Mitteilung der Wettfahrtleitung über Ausschluss von Booten wegen Veränderungen am Kiel

Offenbar neigt man in Italien der Auffassung zu, dass die OD Regeln der J/70 hinsichtlich der Rumpfanhänge “more a guideline than a rule” sind, aber wenn es stimmt, dass dort von einer Werft u.a. die Delrinstreifen im Kiellager so verbessert wurden, dass der Kiel nun tiefer als beim Produktionsboot gehen, dann ist es kein Wunder, dass sich die übrigen Teilnehmer der Weltmeisterschaft betrogen fühlen. Die Wettfahrtleitung hat in Zusammenarbeit mit der Internationalen KV der J/70 als auch der Italienischen KV gestern Abend reagiert und die von den Vermessern beanstandeten Boote aus der Meldeliste gestrichen. Es verdichten sich die Hinweise darauf, dass es sich bei den 7 Booten nur um die Teams handelt, die dachten, es wäre eine gute Idee, mit dem Vermessern über die Regelkonformität ihrer Kiele zu diskutieren. Andere Teams waren klüger und hätten ihre Meldung kurzfristig gestrichen und sich still vom Hof gemacht …

Jun 092016
 
ACO Musto Skiff WM - Zieleinlauf Jamie Hilton - Photo © Ian Roman Photography

8th June 2016 – ACO Musto Skiff Worlds. Carnac, France – Zieleinlauf Jamie Hilton – Photo © Ian Roman Photography

Von Jan Busch, Presseobmann der Deutschen Musto Skiff Klassenvereinigung haben wir die nachstehende Pressemitteilung zu der in Carnac auf dem Atlantik laufenden Weltmeisterschaft der schnellen 1-Mann Skiffs erhalten. Vielen Dank für die Info und wir drücken dem Bayern Lachenschmid die Daumen, dass er in seinem Groove bleibt und das Ding nach Hause segelt:
ACO Musto Skiff Worlds in Carnac – Lachenschmid auf Weltmeisterkurs!

Können die deutschen Musto Skiffs nach dem Europameistertitel auch den Weltmeistertitel erobern? Sensationell führt Andi Lachenschmid vom Augsburger Segelclub nach 2 Wettkampftagen und 4 Läufen mit 28 Punkten vor Jamie Hilton (Großbritannien, 33 Punkte) und Andy Tarboton (Südafrika, 34 Punkte). Nach drei Rennen auf Platz 4 liegend erwischte Lachenschmid einen ganz starken 2. Tag und dominierte die Konkurrenz mit einem Start-Ziel Sieg bei schwachen Winden um 6kn. Dabei bewies er nicht nur Können, sondern auch eiserne Nerven, als sich die Verfolgergruppe auf dem letzten Downwind unter Gennaker aufteilte und von allen Seiten attakierte. Lachschmid verteidigte brillant und konnte seinen Vorsprung ins Ziel retten.

ACO Musto Skiff WM - 6facher Weltmeister Richard Stenhouse zwischen den Wettfahrten - Photo © Ian Roman Photography

ACO Musto Skiff Worlds. Carnac, France – Andi Lachenschmied bei der Tonnenrundung, 8. Juni 2016. – Photo © Ian Roman Photography

Lachenschmid, der nach einigen Erfolgen im 49er seine zweite Saison im Musto Skiff bestreitet, hatte zwar bereits im Vorfeld mit starken Eurocup-Ergebnissen auf sich aufmerksam gemacht. Ein Sieg in Carnac dürfte jedoch alle Erwartungen übertreffen. Dass nach dem Gewinn der Europameisterschaft durch Frithjof Schwerdt (Potsdamer Yacht Club), der in Carnac nicht antreten konnte, nun ein weiterer Deutscher nach dem Weltmeistertitel greift, darf als Ausdruck der wachsenden Stärke der deutschen Flotte gelten. Mit einer Vielzahl von attraktiven Trainings und Regatten gelingt es nicht nur viele neue Segler für die Klasse zu gewinnen, sondern auch zunehmend auf internationalem Spitzen-Niveau mitzuhalten und große Titel zu gewinnen. Spannend werden in diesem Zusammenhang die nächsten großen Events: zur Kieler Woche werden Lachschmid, Schwerdt und der aktuelle deutsche Meister Iver Ahlmann (Kieler Yacht-Club) aufeinander treffen, und danach wartet mit den German Open zur Travemünder Woche der Höhepunkt des deutschen Regatta-Kalenders.

ACO Musto Skiff WM - 6facher Weltmeister Richard Stenhouse zwischen den Wettfahrten - Photo © Ian Roman Photography

8th June 2016. ACO Musto Skiff Worlds. Carnac, France -Photo © Ian Roman Photography

Zunächst aber sind alle Augen auf Carnac gerichtet, wo bis zum Samstag der neue Weltmeister ermittelt und schließlich gekürt wird. Wir drücken Andi die Daumen und fiebern mit! Alle aktuellen Infos, Videos, Fotos und Interviews unter mustoskiff.com und beim ausrichtenden Yachtclub Carnac.