Apr 282016
 
VX One - Segeltest Berlin 2016 - Landlieger - Photo © SailingAnarchy.deN

VX One – Segeltest Berlin 2016 – Landlieger – Photo © SailingAnarchy.de

Bereits in 2015 erregte die VX One auf der boot Düsseldorf am Stand von Holger Jess mein Interesse. Ende März 2016 hatte ich die Gelegenheit, mit der ersten Berliner VX One auf dem Wannsee einen Probeschlag zu machen. Das Boot ist eine moderne Interpretation des Konzept “gleitfähige Kieljolle” und bietet sich insbesondere für jungebliebene Jollensegler und Umsteiger aus den Skiffklassen an, die es jetzt etwas ruhiger angehen lassen wollen.

VX One - Segeltest Berlin 2016 - Detail Püttingbeschlag - Photo © SailingAnarchy.de

VX One – Segeltest Berlin 2016 – Detail Püttingbeschlag – Photo © SailingAnarchy.de

Mit einem Gewicht von unter 225 kg ist die VX One so einfach wie eine Jolle zu trailern, Maststellen und Aufriggen an Land ist schnell passiert und das Wassern per Jollenslip ist kein Problem. Falls das Boot nach dem Segeln wieder aus dem Wasser raus soll, merkt man auf der Rampe doch die Kilos, die hoch ans Land gezogen werden wollen. E-Traktor, Zugstange am PKW oder Kran zeigen sich hier schnell als Alternative zu dem schweißtreibenden Gezerre, dass ich mir gerne mit einem Bier für jeden zufällig vorbeikommenden Helfer erleichtern würde.

VX One - Segeltest Berlin 2016 - Detail Fockroller - Photo © SailingAnarchy.de

VX One – Segeltest Berlin 2016 – Detail Fockroller – Photo © SailingAnarchy.de

VX One - Segeltest Berlin 2016 - Detail Lümmelwante - Photo © SailingAnarchy.de

VX One – Segeltest Berlin 2016 – Detail Lümmelwante – Photo © SailingAnarchy.de

Die VX One überzeugt durch ein klares Deckslayout, vernünftig dimensionierte und plazierte Beschläge und einer sehr sauberen Bauausführung. Der Kiel aus einem profilierten Aluschwert mit einer ca. 80 kg schweren Kielbombe wird per Tajlie einfach angehoben bzw. für das Segeln in den Kielkasten abgesenkt und dort fixiert.

VX One - Segeltest Berlin 2016 - Riggtrimm - Photo © SailingAnarchy.de

VX One – Segeltest Berlin 2016 – Riggtrimm – Photo © SailingAnarchy.de

Der Grossbaum, wie Mast und Gennakerbaum aus Carbon und von Southern Spars, wird nach dem Absenken des Kiels am Lümmelbeschlag befestigt, dass Großsegel angeschlagen und schon geht es los! Das gesamte Aufriggen und Slippen ist mit etwas Erfahrung wohl in 15 Minuten erledigt und dem schnellen Segelspaß am Feierabend steht nichts mehr im Weg.

VX One - Segeltest Berlin 2016 - Stolzer Eigner mit Vertriebschef Deutschland - Photo © SailingAnarchy.de

VX One – Segeltest Berlin 2016 – Stolzer Eigner mit Vertriebschef Deutschland – Photo © SailingAnarchy.de

Zu meinem Bedauern spielte am Ostersamstag der Wind nicht so richtig mit; 1,2 Windstärken mehr wären für das Testsegln ideal gewesen. Aber bei viel Wind segelt jeder Strohballen und die Leichtwindeigenschaften der VX One haben sich mein uneingeschränktes Lob verdient. Das Boot springt sofort in jeder Böe an, setzt den Druck unter Gennaker unverzüglich in Fahrt um und bringt an der Kreuz die Crew zum sportlichen Ausreiten dank Hängegurte.

VX One - Segeltest Berlin 2016 - Photo © SailingAnarchy.de

VX One – Segeltest Berlin 2016 – Photo © SailingAnarchy.de

VX One - Segeltest Berlin 2016 - Photo © SailingAnarchy.de

VX One – Segeltest Berlin 2016 – Photo © SailingAnarchy.de

VX One - Segeltest Berlin 2016 - 1. Gennakerschlag Eigner + Vertriebschef Deutschland - Photo © SailingAnarchy.de

VX One – Segeltest Berlin 2016 – 1. Gennakerschlag Eigner + Vertriebschef Deutschland – Photo © SailingAnarchy.de

Holger Jess hat den Vertrieb der VX One übernommen und kümmert sich bekannt rührig um die Verbreitung des Kielskiffs, dass in den USA und England schon ordentliche Regattafelder zusammen bekommt. In Deutschland tut man sich mit dem Preis des in England von Ovington in bester OD Qualität gebauten Boot etwas schwer: 33.000 € für ein Kielskiff ist eine Hausnummer, bei der sich viele Interessenten erst mal am Kopf kratzen. Schaut man sich den mit Epoxyharz gefertigen, z.T. mit Carbongelegen verstärkten Rumpf an, zählt das Southern Spar Vollcarbonrigg dazu, sieht sich den Segelsatz an und schlägt dann noch England als Produktionsstandort drauf, wird einem klar, dass der Preis zwar stolz, aber angemessen ist. Das britische Pfund hatte wegen der Brexit Unsicherheit in den vergangenen Monaten gegenüber dem Euro in der Spitze um über 10 % abgewertet, gut möglich, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist, um in ein neues Boot zu investieren und Segelspaß auf dem Wasser zu genießen, anstatt sich über Negativzinsen auf dem Festgeldkonto zu ärgern.

VX One - Segeltest Berlin 2016 - Stolzer Eigner mit Vertriebschef Deutschland - Photo © SailingAnarchy.de

VX One – Segeltest Berlin 2016 – Stolzer Eigner mit Vertriebschef Deutschland – Photo © SailingAnarchy.de

Jan 262015
 

boot Düsseldorf 2015 - Halle 17 - Jollen + Motorboote - Photo © SailingAnarchy.deEin Photo von der Kopf der Treppe hinein in die Halle 17 der boot zeigt eine bunte Mischung aus Motoryachten und Jollen unter einem Dach. Eigentlich fehlt nur Wasser, Wind und Sonne und schon haben wir das Gewimmel auf dem Wannsee an einem schönen Sommertag. Was dem Wannsee leider noch fehlt, dass sind die beiden Kielskiffs aus Großbritannien, die in Düsseldorf ausgestellt waren.SK2 - Düsseldorf 2015 - Gennakerchute - Photo © SailingAnarchy.deDie SK2 hatten wir zum Anfang der Messe bereits kurz vorgestellt, hier noch einige Bilder zu dieser schlanken Nadel, die mit nur 1,70 Breite einen Großteil ihrer Stabilität aus dem Kippkiel holt. Der Kiel wird mit einer simplen Leinen / Block Lösung hochgeholt, der Kiel wird mittels mehrfach geschorene Bedienleinen nach Luv gezogen, 80 kg Blei in der Bombe lassen sich so einfach händeln.
SK2 - Düsseldorf 2015 - Cockpit, Lateralschwert und Canting keel Cockpit - Photo © SailingAnarchy.de
SK2 - Düsseldorf 2015 - Lift & Canting keel - Wetbox - Photo © SailingAnarchy.deDer Kippkiel wird mittels eine mehrfach geschorenen Talje in der Wetbox geführt, die auf der Klemme belegt Bedienleine arretiert nicht den angewinkelten Kiel sondern sichert auch den Kiel gegen das Herausrutschen aus der Down-Position. Ruderblatt und Lateralschwert werden in der selben Form laminiert, SK2 - Düsseldorf 2015 - Heck mit Bombe - Photo © SailingAnarchy.deHeckansicht der SK2 – Schmale Wasserlinie, breiter Hintern,
SK2 - Düsseldorf 2015 - Gesamt von achtern - Photo © SailingAnarchy.deEbenfalls von Ovington wird die VX One gebaut, ein Design, dass 2011 von dem Amerikaner Brett Bennett gezeichnet wurde. Aus seiner Feder stammt die Viper 640, die schon seit Jahren erfolgreich als OneDesign in den USA gesegelt wird. Skiff Speed mit der Stabiliät eines Kielbootes zu kombinieren ist nicht neu, aber die VX One ist setzt diesen Gedanken sehr gut um.
VX One - Düsseldorf 2015 - Photo © SailingAnarchy.de SK2 und VX One haben beide fast den gleichen Tiefgang (ca. 1,30 m) und eine Ballastbombe von etwa 80 kg, aber im Gegensatz zu der SK2 holt sich die VX ihre Stabilität über den 2.20 m breiten Rumpf während an dem nur 1,70 m schmalen SK2 Rumpf der Kippkiel das zusätzliche aufrichtende Moment liefert.
VX One - Mastfuß - Düsseldorf 2015 - Photo © SailingAnarchy.de
VX One - Gennakerchute - Düsseldorf 2015 - Photo © SailingAnarchy.deIch weiß nicht, welchem Design ich den Vorzug geben würde: Beide Kielskiffs sind leicht, mit reichlich Segeltuch gestückt, vernünftige Decksbeschläge, Carbonrigg und Gennakerführung sind bewährte Skifftechnik, beide Boote sind von 2,3 Mann gut zu segel und bieten ihrer Crew viel Spaß bei fast jeden Windbedingungen. Die Preise für beide Boote liegen auf Augenhöhe, ca. 35.000 € werden für ein regattafertiges Boot aufgerufen.
VX One - Selbstwendefock - Düsseldorf 2015 - Photo © SailingAnarchy.de
VX One - Pütting mit verstellbarer Oberwante - Düsseldorf 2015 - Photo © SailingAnarchy.deHolger Jess ist in Deutschland der Vertriebspartner von Ovington und ich denke, dass die VX One ein interessantes Angebot für z.B. den älter gewordenen 505er Recken ist. Sicheres Segeln mit Familie und Kindern, dabei aber so flott wie mit der Jolle unterwegs sein, dass könnte die Zeit bis zur Bente Rente noch ein paar Jahre nach hinten schieben.