Jun 222015
 

Die Zielankunft der letzten Etappe zum Volvo Ocean Race 2014-15 im schwedischen Göteborg hätte nicht spannender sein können. Alvimedica machte wahr, was sie in Den Haag bereits geübt hatte: Sie querte die Ziellinie als Erste, nur 23 Minuten vor der Zweiten, Brunel. Gesamtsiegerin Abu Dhabi wurde Fünfte.

 

Eine Seemeile vor dem Ziel setzte die Flaute ein. Und es ging nichts mehr für Alvimedica. Während Brunel nur 2,9sm und Dongfeng 3sm dahinter lagen und mit etwas mehr Wind in ihren Segeln aufzuschließen drohten. Die Zitterpartie dauerte bis eine halbe Seemeile vor dem Ziel, dann frischte der Wind endlich auf, und die Jungs um Steuermann Alberto Bolzan konnten mit 7 Knoten Fahrt den quälenden Stillstand beenden. 
 

Screenshot der Zielüberfahrt: Alvimedica bei ihrem ersten und letzten Etappensieg im Volvo Ocean Race 2014-15
Screenshot der Zielüberfahrt: Alvimedica bei ihrem ersten und letzten Etappensieg im Volvo Ocean Race 2014-15 (Screenshot © Volvo Ocean Race)

Schon vorher musste sich Alvimedica bei vier Knoten Windgeschwindigkeit an Göteborg anschleichen, und bei Einfahrt in den Schärengarten vor der schwedischen Westküste eine Schleife weg vom Ziel drehen, um nicht gegen die Strömung ankämpfen zu müssen.

 

Beim Start in Lorient wegen eines Frühstart-Kringels noch Letzte: Alvimedica hinter der Flotte
Beim Start in Lorient wegen eines Frühstart-Kringels noch Letzte: Alvimedica hinter der Flotte (Foto © Andy)

Den Verfolgern erging es nur unwesentlich besser, der Kampf um Platz zwei hatte es aber in sich:

Team Brunel hatte bei Zielankunft lediglich 0,2 sm bzw. 4 Minuten und 49 Sekunden Vorsprung vor Mapfre und Dongfeng, die mit einer Zeitdifferenz von 2 Minuten und 49 Sekunden die Linie querten.

 

Endlich Gesamtsieger: Beim seiner dritten Teilnahme gewinnt Abu Dhabi-Skipper Ian Walker (GBR) das Volvo Ocean Race
Endlich Gesamtsieger: Beim seiner dritten Teilnahme gewinnt Abu Dhabi-Skipper Ian Walker (GBR) das Volvo Ocean Race (Foto © Andy)

Eine einsame Fahrt durch die Insellandschaft hatte VOR-Gesamtsiegerin Azzam des Teams Abu Dhabi Ocean Racing. Gemäß dem Motto „Aller guten Dinge sind drei“ konnte Skipper Ian Walker bei seiner dritten VOR-Teilnahme nun endlich die begehrte Trophäe gewinnen. Da machte ihm der fünften Etappenplatz sicherlich nichts aus.

 

Nach ihrer Strandung seit Lissabon wieder dabei: Vestas Wind ist Letzte in der Gesamtwertung und Vorletzte der EtappeNach ihrer Strandung seit Lissabon wieder dabei: Vestas Wind ist Letzte in der Gesamtwertung und Vorletzte der Etappe (Foto © Andy) 

Der sechste Platz war nicht weniger umkämpft als der Zweite. Wiedereinsteiger Vestas Wind und die Mädels auf SCA schenkten sich nichts. Seit dem 15 Seemeilen vor Göteborg trennte beide Boote selten mehr als eine halbe Seemeile. Schlussendlich trieb SCA das dänische Team mit 0,9 sm bzw. 8 Minuten und 44 Sekunden Rückstand für das magentafarbene Boot über die Linie.

 

Zwei Inport-Rennen-Siege (Abu Dhabi und Auckland), ein Etappensieg (Lorient) und jede Mange Erfahrung sind die Ausbeute des Teams SCA
Zwei Inport-Rennen-Siege (Abu Dhabi und Auckland), ein Etappensieg (Lorient) und jede Mange Erfahrung sind die Ausbeute des Teams SCA (Foto © Andy) 

Am kommenden Samstag, 27. Juni, folgt als Abschluss das Inport-Rennen in Göteborg, dessen Ergebnis den von Alvimedica und Mapfre beanspruchten vierten Platz im Gesamtstand entscheiden wird. Die Inport-Rennen-Wertung ist wie das Gesamt  bereits so gut wie von Abu Dhabi gewonnen. Lediglich bei einem Sieg Brunels und gleichzeitigem letzten Platz von Azzam könnte die niederländische Truppe diese Sonderwertung noch für sich entscheiden.

 

Stand Gesamtwertung nach der 9. Etappe

Gesamtwertung
(Screenshot © Volvo Ocean Race)

Stand Inport-Rennen-Wertung vor dem letzten Rennen

Wertung Inport Rennen
(Screenshot © Volvo Ocean Race)

Jun 212015
 

Der Volvo Ocean Race-Boxenstopp im niederländischen Den Haag sah Alvimedica als Erste über die Zeitnahmelinie segeln. Die Nachtankunft fühlte sich an wie ein Etappensieg, brachte aber keine Punkte. Dongfeng und Mapfre landeten gut anderthalb Stunden später an. Lokalmatador Brunel wurde Vierter.

„Es gibt nichts zu sehen, gehen Sie weiter!“ mussten erstaunlich viele Zuschauer erkennen, als sie nachts um 1 Uhr auf dem Pier des scheveninger Hafens standen und auf die stockdunkle See hinausstarrten. Irgendwann jedoch erschienen die kleinen verräterischen Lichtpunkte der Fotoschlaucher und letztendlich das erste VOR-Boot Alvimedica. Die Stimmung am Dock hatte dann ein Flair, das nur Nachankünfte bieten können. Es ist alles etwas ruhiger, und irgendwie hat jeder das Gefühl, zu einer kleinen, verrückten Gruppe zu gehören, die etwas Besonderes tut. Aber vielleicht ist es auch nur die gemeinsam erlebte Müdigkeit.

Nachankünfte: Man sieht nicht viel, aber das, was man sieht, hat einen besonderen Zauber
Nachankünfte: Man sieht nicht viel, aber das, was man sieht, hat einen besonderen Zauber (Foto © Andy)

35 Stunden später war im Hafen die Hölle los. Mehrere zehntausend Zuschauer kamen, um ihren Tag bei allerlei Vergnügungen in der Regatta-Village zu verbringen, aber natürlich auch, um zu sehen wie die Boote im Einzelstart Scheveningen Richtung Göteborg verlassen.

Erste in Den Haag, Erste wieder weg: Alvimedica auf dem Weg zur Startlinie im Hafen und jenseits der Piers
Erste in Den Haag, Erste wieder weg: Alvimedica auf dem Weg zur Startlinie im Hafen und jenseits der Piers (Foto © Andy) Erste in Den Haag, Erste wieder weg: Alvimedica auf dem Weg zur Startlinie im Hafen und jenseits der Piers

Und da lag auch das Problem, denn eigentlich, so ohne Inport-Rennen und Massenstart, fehlte etwas. Die wahre Attraktion an diesem Tag war dann auch die Zuschauermenge, die in krassem Gegensatz zu der nicht gebotenen sportlichen Aktion trat. Oder, wie sich ein Zuschauer bei Alvimedicas Start ausdrückte: „Faszinierend, wie viele Menschen herkommen, um… ein Boot auslaufen zu sehen.“

Bei diesem Interesse hätte DenHaag/Scheveningen ein komplettes Stopover verdient
Bei diesem Interesse hätte DenHaag/Scheveningen ein komplettes Stopover verdient (Foto © Andy)

Ein richtiges Stopover wäre sicherlich die bessere Veranstaltung gewesen. Sollte, wie in Den Haag angedeutet, das heftig umjubelte Heimatteam Brunel tatsächlich bei der nächsten Ausgabe des Rennens wieder dabei sein, wird es sicherlich so kommen. Für dieses Mal waren die Routenplanungen jedoch bereits abgeschlossen, als Team Brunel und ein weiterer niederländischer Sponsor, Powerhouse, ihr Engagement bei der Runde um die Welt bekanntgaben, so dass es nur für einen kurzen Boxenstopp reichte.

Oh, ein Boot läuft aus! Dongfeng beim Hafenstart
Oh, ein Boot läuft aus! Dongfeng beim Vorbereiten des Hafenstarts (Foto © Andy)

Eine Stunde, 46 Minuten nach dem türkisch-amerikanischen Team Alivimedica setzte Dongfeng ihre einsame Reise nach Göteborg fort, eine gute halbe Stunde vor Mapfre und weitere 17 Minuten vor Brunel. Abu Dhabi führte die dritte Gruppe an, sie trennte eine Stunde und 16 Minuten vom vorherigen Team. Zehn Minuten danach war Team Vestas Wind unterwegs, und das Schlusslicht bildete SCA eine knappe halbe Stunde später.

In der Gesamtwertung ist der Kampf um Platz 2 entfacht. Sollte es keine Strafpunkte mehr geben, können die 27 Punkte der derzeitigen Zweiten, Brunel, noch von Dongfeng (29 Punkte), Mapfre (31) und Alvimedica (33) eingeholt werden. Bei Punktegleichstand entscheidet die bessere Platzierung in der Inport-Rennen-Wertung. Also kann es da im schwedischen Göteborg auch nochmal spannend werden.

Abu Dhabi hatte das Volvo Ocean Race 2014-15 bereits in Lorient für sich entschieden.

Möchten Zweite werden: Das Team Mapfre muss fünf Punkte zwischen sich und Brunel legen
Möchten Zweite werden: Das Team Mapfre muss fünf Punkte zwischen sich und Brunel legen (Foto © Andy)

Zur Zeit (Sonntag, 22:45 Uhr) führt weiterhin Alvimedica die Etappe an, gefolgt von Dongfeng und Mapfre (6,3 sm vom führenden Boot entfernt) sowie Brunel (6,5 sm). Es ist noch alles offen – morgen, Montag, wissen wir mehr.

Möchten auch Zweite werden: Obwohl jetzt bereits Zweite in der Tabelle, kann sich Brunel aufgrund der knappen Punkteverteilung nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen
Möchten auch Zweite werden: Obwohl jetzt bereits Zweite in der Tabelle, kann sich Brunel aufgrund der knappen Punkteverteilung nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen (Foto © Andy) Möchten auch Zweite werden: Obwohl jetzt bereits Zweite in der Tabelle, kann sich Brunel aufgrund der knappen Punkteverteilung nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen

Jun 182015
 

Das Volvo Ocean Race Stop-over in Lorient/FRA ist Geschichte. Der Start in die Etappe 9 wurde überschattet von einem schweren Unfall.

 

Als letzten Auftritt in der französischen Segelmetropole machte sich die VOR-Flotte auf in die letzte Etappe nach Göteborg in Schweden. Leider gab es eine Dreiviertelstunde vor dem Start einem schweren Unfall zwischen dem Maxi-Trimaran Spindrift 2, der Zuschauer an Bord hatte, und einem Schlaucher der Regattaorganisation. Eine Frau im RIB wurde dabei schwer verletzt und ringt zur Stunde noch um ihr Leben, zwei weitere Personen trugen leichte Verletzungen davon. Die Schuldfrage ist noch nicht geklärt, die Untersuchungen dauern an.

Wir wünschen auch von hier der Verletzten eine schnelle und vollständige Genesung.

 

Das Sportliche gerät natürlich angesichts dieses Unglücks in den Hintergrund, soll aber trotzdem nachfolgend erzählt werden.

 

Die Führungsgruppe und ein Nachzügler: Alvimedica versucht aufzuholen
Die Führungsgruppe und ein Nachzügler: Alvimedica versucht aufzuholen (Foto © Andy)

Am Start in die merkwürdige Etappe mit Boxenstopp in Den Haag konnten es SCA und Alvimedica nicht abwarten loszukommen. Was zur Folge hatte, dass beide Boote nochmals zurückkehren und die Zielline überqueren mussten.

 

Vergeigter Start für SCA und Alvimedica bei Sonne und mäßiger Brise (Video © Andy)

Die Flotte trennte sich in drei Gruppen: Bei ca. 14 Knoten Wind und wenig Seegang stürmte Brunel als Erster der alten Heimat ihres niederländischen Skippers Bouwe Bekking entgegen, gefolgt von Mapfre und Vestas Wind, alle von der Bojenseite der Startlinie kommend. Am Komiteeboot gingen VOR-Gesamtsieger Abu Dhabi Racing und Dongfeng ins Rennen.

 

Die zweite Gruppe fand näher an der Küste ihren Wind
Die zweite Gruppe fand näher an der Küste ihren Wind (Foto © Andy)

Die beiden Nachzügler bildeten die Schlussgruppe, wobei SCA vor der ersten Boje an Dongfeng vorbeisegeln konnte und sich als Fünfte einreihte. Bei der dritten Markrundung hatte sich nach den ersten Drei die Positionierung etwas verschoben: Dongfeng vor Abu Dhabi und SCA. Alvimedica war immer noch Schlusslicht. Was aber nichts zu sagen hatte, denn zwischenzeitlich, fast in der Hälfte des Ärmelkanals,  liegt das amerikanische Team mit türkischem Sponsor in Führung.

 

Erst Frühstart, dann Führung: Kaum einer gönnt Alvimedica nicht ihren ersten Etappensieg
Erst Frühstart, dann Führung: Kaum einer gönnt Alvimedica nicht ihren ersten Etappensieg (Foto © Andy)

Mal sehen, wie es morgen Abend in Den Haag aussieht.

 

Als Dritte gestartet, aber an der Französischen Küste verloren: Team Vestas Wind fehlt die Übung
Als Dritte gestartet, aber an der Französischen Küste verloren: Team Vestas Wind fehlt die Übung (Foto © Andy)

Jun 152015
 

Alvimedica gewinnt nach Alicante ihr zweites Inport-Rennen im Volvo Ocean Race 2014-15, Mapfre wird Zweite, und Dongfeng komplettiert das Podium. 

 

Zu Beginn mussten Segler und Zuschauer erstmal eine halbstündige Verspätung überdauern, da das bisschen Wind, das überhaupt blies, auch noch aus allen Richtungen gleichzeitig zu kommen schien. Startlinie und Wendebojen wurden also gefühlte zwanzig Mal verschoben, bis ein ausreichend fahrbarer Kurs gegeben war.

 

Nach der Starthupe war es Mapfre, die völlig verschlafen hatte, dass es nun endlich losging. Während Alvimedica schnell über die Linie ging und Vestas zusammen mit SCA gegenüberliegend folgten, kreuzte Mapfre noch hinter dem Feld umher.
 

Schöner Start, aber was macht Mapfre da?
Schöner Start, aber was macht Mapfre da? (Foto © Andy)

An dem ersten Tor kamen zu viele Boote gleichzeitig an. Im Gedränge gelang es Vestas Wind nicht, Brunel genug Raum zur Rundung zu lassen, genauso wie SCA und Mapfre sich gegenseitig um die Tonne schubsten. Als Konsequenz perforierte SCA ihren spanischen Gegner, und musste selber mit kleineren Beschädigungen das Rennen fortsetzen.

 

Das Tor des Grauens: Erst lässt Vestas nicht genug Raum für Brunel, dann kollidiert SCA mit Mapfre (Video © Andy)

Fazit: SCA kringelten ihre Strafe kurz nach dem Tor ab, Vestas Wind etwas weiter den Kurs runter. Damit war für beide Teams der gute Start Geschichte und die Siegchancen dahin.
 

Mittendrin statt nur dabei: Zuschaerboote in der ersten Reihe bei Vestas’ Strafkringel
Mittendrin statt nur dabei: Zuschauerboote in der ersten Reihe bei Vestas’ Strafkringel (Foto © Andy)

Es folgten zweieinhalb Runden, in denen Alvimedicas Sieg nicht mehr in Gefahr geriet, aber ein enger Wettstreit zwischen Abu Dhabi Ocean Racing, Mapfre und Dongfeng um Platz 2 stattfand. Oft trennten die Kontrahenten nur Meter. Am Ende konnte Mapfre über Dongfeng (3) und Abu Dhabi (4) triumphieren.

Nur noch die Aufkleber drauf und los! Die Shore-Crew legt letzte Hand an die Mapfre-Reparatur
Nur noch die Aufkleber drauf und los! Die Shore-Crew legt letzte Hand an die Mapfre-Reparatur (Foto © Andy)

Der Zieleinlauf für die Nachzügler SCA, Brunel und Vestas Wind wurde nochmal spannend: Nach kurzem Kampf segelte das Frauenteam auf Platz 5, in den nächsten zwei Sekunden gefolgt von Brunel und dem halbneuen Boot von Vestas.

 

Jun 132015
 

Was für eine Überraschung! Gestern wurden wir, Gast-Anarchist Andy und meine anarchistische Wenigkeit, Judy, von der freundlichen Volvo Ocean Race-Media-Repräsentantin Christina gefragt, ob wir Lust hätten, das Practice Race am Samstag auf einem der Boote mitzusegeln. Sie hatte den Satz noch nicht beendet, da erhielt sie bereits die Antwort. Preußisch kurz und knapp „Ja.“ Also ehrlich, was für eine Frage…

 

Heute früh dann Dock-out, Andy auf Mapfre, ich auf Vestas Wind. Den Regattakurs erreichten wir nach einer knapp einstündigen Motorfahrt. Zeit genug, mit Skipper und Crew ein wenig zu plaudern.
 

Rennvorbereitungen auf Mapfre und Vestas Wind
Rennvorbereitungen auf Mapfre und Vestas Wind (Foto Mapfre © Andy, TVW © Judy)

Rennvorbereitungen auf Mapfre und Vestas Wind

Natürlich hat mich interessiert, was in der 8. Etappe von Lissabon nach Lorient auf Vestas für Schäden aufgetreten waren. Skipper Chris „Nico“ Nicholson gab bereitwillig Auskunft: „Es kam alles auf ein Mal.“ Der Austritt von Hydraulikflüssigkeit, ca. 5-6 Liter, sei durch eine undichte Hochdruckleitung für den Schwenkkiel erfolgt. Durch den zeitgleichen Wassereinbruch, verursacht durch einen losen Leitungsanschluss am hinteren sowie einem Ventildefekt am vorderen Ballasttank, habe sich der Boden in eine Rutschbahn verwandelt. „Man konnte da unten nicht stehen bleiben.“
 

Immer noch vor dem Rennen: Auf Mapfre wird die Taktik besprochen…
Immer noch vor dem Rennen: Auf Mapfre wird die Taktik besprochen… (Foto © Andy)

Doch damit nicht genug, denn der Schwenkkiel bewegte sich nicht mehr. Der Grund? Der Sicherungskasten, durch den die Signale von der Bedieneinheit am Steuer zu einem Gleichstrommotor geschickt werden, habe nur noch willkürlich funktioniert. Dieser Gleichstrommotor führe aber die langsamen Kielbewegungen aus, so dass durch die Stromunterbrechung der Kiel leewärts steckengeblieben sei. Der neue Navigator an Bord, Tom Addis, habe sich auf die Suche nach dem Fehler gemacht und später den Kiel wieder freibekommen. Laut Brian Carlin, seines Zeichens On-Board-Reporter, sei diese Nacht, die er im Bug verbrachte und bei meterhohen Wellen versucht hatte, dem Wasser Herr zu werden, eine seiner schlimmsten Seglerfahrungen gewesen. Wohl gemerkt, der Mann hat kürzlich eine Strandung erlebt!

… während auf Vestas Wind der On-Board-Reporter Brian Carlin mal ans Rad darf.
… während auf Vestas Wind der On-Board-Reporter Brian Carlin mal ans Rad darf. (Foto © Judy)

Apropos Strandung: 70% des Decks stammen noch von Vestas 1.0, ebenso wie viele der inneren Einrichtungen wie z.B. die Kombüse. Über ihren Platz sei er gar nicht glücklich, so Brian, und in der Tat hat man keine Möglichkeit, aufrecht an Gaskocher oder Becken zu stehen. Auf einem Podest Hocken oder Knien ist angesagt, und das bei Wellengang und Krängung – entweder man fällt vorne über, stürzt vom Podest oder schlägt sich den Kopf an der Schottwand an. Laut Brian wird eine Änderung der Kombüsenstelle nur einer unter vielen Veränderungsvorschlägen sein, die zur nächsten Ausgabe umgesetzt werden sollten.

Da lang zum zweiten Platz im Practice Race: Rob Greenhalgh sagte heute, wo’s langgeht für Mapfre
Da lang zum zweiten Platz im Practice Race: Rob Greenhalgh sagte heute, wo’s langgeht für Mapfre (Foto © Andy)

Kurz vor dem Start zum Trainingsrennen stoppte dann jegliche Plauderei. Obwohl nur der Run um die goldene Ananas, wurde das Rennen sowohl auf Mapfre als auch auf Vestas Wind sehr ernstgenommen. Der Start von Mapfre ließ zu wünschen übrig, querten sie die sehr kurze Startlinie am Rennkomiteeboot im hinteren Drittel, während Vestas vorne auf den Punkt am entgegengesetzten Ende ins Rennen ging.

Hier steuert der Chef noch selber: Chris Nicholson und die Jungs vom Team Vestas Wind beim Start zum Trainingsrennen vor Lorient
Hier steuert der Chef noch selber: Chris Nicholson und die Jungs vom Team Vestas Wind beim Trainingsrennen vor Lorient (Foto © Judy)

Die Unterschiede zwischen beiden Teams während des Rennens sind erheblich. André Fonseca, Watch Captain auf Mapfre, hielt den Steuermann Rob Greenhalgh und die gesamte Crew permanent informiert über Wind, Position, die Manöver der anderen Boote und Kurs. Auf Vestas fiel die Kommunikation knapper aus. Wer etwas zu sagen hatte, sagte es, und Nico gab dann die entsprechenden Kommandos. Dabei wich Tom Addis nur von seiner Seite, wenn er an die Winschen musste.

Hau ruck! Baumschieben auf Mapfre
Hau ruck! Baumschieben auf Mapfre (Foto © Andy)

Bei maximal 10 Knoten Bootsgeschwindigkeit war das Rennen an sich nicht sehr aufregend, auf beiden Booten war jedoch überaus eindrucksvoll, wie gut die gesamte Crew aufeinander eingespielt ist. Fokussiert, wie in einem Ballettensemble wusste jeder jederzeit, was zu tun ist, oft im Vorhinein und oft auch ohne Worte. Professionalität zum Zugucken.

Check des Segeltrims, denn Mapfre kommt näher
Check des Segeltrims, denn Mapfre kommt näher (Foto © Judy)

Videos gibt’s morgen auf dieser Seite.

Mapfre im Zweikampf mit dem späteren Sieger des Trainingsrennens, Vestas Wind
Mapfre im Zweikampf mit dem späteren Sieger des Trainingsrennens, Vestas Wind (Foto © Andy)

Der Blick in den Abgrund: Trotz leichter Brise reichlich Schräglage auf Vestas Wind
Der Blick in den Abgrund: Trotz leichter Brise reichlich Schräglage auf Vestas Wind (Foto © Judy)

Bleibt noch zu erwähnen, dass Vestas das Rennen gewann und Mapfre Zweite wurde. Anarchisten auf den Plätzen 1 und 2 beim Volvo Ocean Race – Das ist doch mal was.
 

Grinding-Ballett auf Mapfre…

Grinding-Ballett auf Mapfre und Vestas Wind (Foto Mapfre © Andy, TVW © Judy)

… und auf Vestas Wind