Okt 312017
 

Morgen um 14:00 ist es wieder soweit. Der 2700sm lange große Sprung über den Atlantik steht bevor und damit vor allem für die Podiumskandidaten ein weiterer Schritt auf dem Weg zum Profisegler und für viele andere die Erfüllung eines lange gehegten Traumes – einhand über den Atlantik. Zu Ersteren gehören natürlich die Podiumsaspiranten in beiden Klassen und da ganz vorn die Gewinner der ersten Etappe, Ian Lipinski (Proto 865) und der Schweizer Valentin Gautier ( Serie 903 ).

Die beiden Etappensieger

Das Wetter zum Start wird gut segelbaren Wind zeigen ohne jedoch die Kampfbedingungen mit den fliegenden Booten aus dem Jahr 2015 ( Video vom Start ). Auch danach sind keine Extrembedingungen in Sicht, so dass die Wahnsinnsetmale aus 2015, bei der die Spitze über Tage hinweg mit mehr als 10kn Durchschnitt in die Karibik stürmte, sicher ausbleiben werden. Vielleicht schade und bestimmt nicht so spektakulär, aber die meisten Segler werden dies sicher zu schätzen wissen.

Interessant wird das Routing. Klassischerweise wird ja erst mal ein relativ langer Schlag nach Süden gesegelt um dann per Passatwind nach West zu segeln. Damit wird meist sehr lange südlich des direkten Kurses gesegelt. Mit den momentan vorhandenen Wetterdaten und bis zum Ende des Vorhersagezeitraumes in 10 Tagen ist das jedoch nicht unbedingt die schnellste Version, wie ein Proberouting zeigte. Einem solchen Routing zu folgen ohne nachfolgende exakte Wetterdaten zu bekommen, bedeutet allerdings ein erhebliches Risiko, am Ende mit schwächeren Winden oder gar Gegenwind zurecht kommen zu müssen, falls mal ein Tiefdruckgebiet etwas weiter nach Süden eintaucht.

Ein Vorteil werden die moderaten Bedingungen auch haben – das Feld wird sich relativ langsam auseinander ziehen, denn gerade aus segeln können fast alle Fahrer sehr gut und spannend wird es, wer zuerst nach West abbiegt um keinen zu weiten Weg zu segeln.

Jörg mit Jens Kuphal

Während am letzten Wochenende beim Prolog noch mal Familien-, Freundes-, Sponsorensegeln angesagt war ( z.B. Andreas mit Familie und Jörg mit Team-Organisator), danach noch letzte Reparaturen durchgeführt wurden, Wasser, Essen etc. gebunkert wurde, das Routing zum X. Male durchgerechnet und die Wetterlage analysiert wurde, werden momentan jedoch alle versuchen, noch mal richtig auszuschlafen um dann morgen fit für den Start sowie die ersten Stunden des lange verfolgten Traums zu sein.

Andreas Deubel beim Familienprolog

Das Rennen kann man über den Tracker verfolgen und sicher wird es wieder eine Live-Schaltung zum Start geben. Drücken wir allen Seglern und vor allem unseren deutschen Startern Jörg, Oliver, Andreas und Lina alle Daumen, dass sie gut drüben ankommen und ein glückliches Händchen für die Routenwahl finden.

Ach, und ganz interessant wird es, wenn am kommenden Wochenende das Transat Jaques Vabre gestartet wird und dann die schnelleren (Class40), wesentlich schnelleren ( IMOCA) und extrem schnelleren (Multis) Schiffen im Doublehand-Modus das Mini-Feld durchkreuzen. Vielleicht gibt es ja dann auch mal ein paar Bilder von Minis während der Transat-Etappe.

 

Update Nr.1 – Es sieht so aus, als wenn der Kurs um ein Kapverden-Gate erweitert wird, da die Gefahr eines Tropensturms auf der direkten Route wohl relativ hoch ist. Das würde die Gesamtstrategie natürlich erheblich verändern.

Frank Eckardt 

Sep 302017
 

Und morgen geht es wieder los – Zum 40 jährigen Jubiläum startet – wie inzwischen jedes ungerade Jahr – am 01.Oktober wieder das Mini-Transat. Das größte Transatlantik-Solo-Rennen mit Kultcharakter hat auch dieses Jahr wieder eine volle Starterliste mit 81 Einträgen, treffen kommende oder aktuelle Hochseeprofis wie Ian Lipinski, Clarisse Cremer und Jörg Riechers auf gestandene Amateure wie Andreas Deubel, die sich aber selbst nicht im Profilager verorten, bis hin zu Abenteurern wie Frederic Guerin und Francois Denis, die mit 62 bzw. 60 Jahren zeigen, wie ClasseMini Segeln in Frankreich interpretiert wird.

Ein ClasseMini ist klein und bezahlbar und so kann man auch ohne große Sponsoren im Hintergrund die Qualifikation sowie das Rennen meistern. Um ganz vor mitfahren zu können, braucht es aber neben soliden nautischen Fähigkeiten, einem konkurrenzfähigen Boot auch professionelles Training sowie die Teilnahme an möglichst vielen Klassenregatten um sich und das Boot vorzubereiten. Und spätestens bei den letzten beiden Punkten wird es für Amateure schwierig und für Skipper, die nicht in zumindest zeitweise der Bretagne wohnen können, fast unmöglich, vordere Plätze zu erringen.

Aber es gewinnen alle, die sich jemals der Qualifikation gestellt und während der sie wenigstens 2000sm an Regatta- und Soloqualifikationsmeilen gesammelt haben. Das Transat bildet dann für viele den abschließenden Höhepunkt und wenn man sich die Bilder ansieht, die momentan aus dem Village (incl. Bootsmesse Grand Pavois ) in La Rochelle kommen, dann fällt es schwer, sich der Faszination Mini-Transat zu entziehen. Doch man sollte sich nichts vormachen – sowohl die Qualifikationsrennen als auch das Transat gehören nicht umsonst zu den härtesten Rennen, die solo gesegelt werden.

Morgen geht es los mit der 1250sm langen 1. Etappe nach Las Palmas de Gran Canarias. Von dort startet am 30.10.2017 die wesentlich längere finale Etappe über den Atlantik nach Martinique (Le Marin).

Natürlich gibt es auch bei dem Rennen Favoriten, wobei die Protowertung nach Ansicht aller schon heute entschieden ist – wenn denn Ian Lipinski mit seinem Raison-Proto keine Schäden zu verzeichnen hat.  Die weiteren Podiumsaspiranten sind – so es keine großen Ausfälle gibt – Erwann Le Mene auf dem relativ alten Lombard-Proto 800, der aber als einziger Ian manchmal Paroli bieten konnte, Simon Koster auf seiner sehr außergewöhnlichen 888 sowie Jörg Riechers mit seinem – noch nicht fliegenden – Lilienthal. Und dann gibt es Quentin Vlamnyk mit dem einzigen Foiler (Arkema 900) im Feld, der aber bei allen bisherigen Regatten nicht zu überzeugen vermochte.

In der Serienwertung gibt es ebenfalls eine Reihe von Podiumsaspiranten, wie Clarisse Cremer, Erwan Le Draoulec, und Pierre Chedeville. Persönlich interessant finde ich auch Ambrogio Beccaria, der den Pogo2 eigenhändig grundinstandsetzte, mit dem sich Ian Lipinski beim Transat 2013 überschlug und in Folge abbergen lassen musste. Seitdem schafft er es regelmäßig sehr weit vorn anzukommen und das Azorenrace 2016 konnte er sogar als 2. beenden.

Ebenfalls eine spannende Entwicklung sind die nunmehr 4 Teilnehmer aus Deutschland : Lina Rixgens, Andreas Deubel, Jörg Riechers und Oliver Tessloff. Letzterer ist in der Serienwertung ebenfalls für eine Top-Ten-Platzierung gut.

Das Rennen kann per Tracker verfolgt werden : Bilder und Videos von Bord gibt es naturgemäß nicht – in der Klasse gibt es außer dem UKW-Funk keine Möglichkeit, mit der Außenwelt in Kontakt zu treten.

In unregelmäßigen Abständen werde ich versuchen, den Rennverlauf zu kommentieren.