Jun 082015
 

Von Michael Appli aus der Schweiz hatte wir vor einigen Wochen schon einen Hinweis darauf bekommen, dass demnächst von QuantBoats etwas ganz Neues kommen wird. Heute ist es soweit, Quantboats ließ die Katze aus dem Sack und wir präsentieren auf SailingAnarchy.de: Quant 23 – das erste Kielboot, dass foilen kann!

Q23 Mono Foiler im Flug vor der Isle of Wright - Photo © Quantboats 2015Dynamic Stability Systems geht neue Wege – oder wie QuantBoats das Fliegen lernt.

Dynamic Stability Systems freut sich den neuen Quant23 Prototypen zu enthüllen. Nach ersten erfolgreichen Testfahrten stellen wir hiermit das wohl erste voll fliegende Kielboot vor.

Für DSS Neulinge: Designer Hugh Welbourn hat mehr als 10 Jahre an der Entwicklung des sogenannten DSS-Foils gearbeitet. Dabei handelt es sich um eine Art Flügel, der in Lee ausgefahren ab einer bestimmten Geschwindigkeit Auftrieb produziert. Dieser wird genutzt, um das Boot von Lee her aufzurichten, anstatt mit viel Blei im Kiel und zusätzlichen Crewmitgliedern von Luv her herunterzudrücken.

Diverse Rennyachten wie Rolex Sydney Hobart-Gewinner, Wild Oats XI, setzen heute auf DSS, um die Leistung und Fahrbarkeit der Boote wesentlich zu steigern. Doch die neuesten DSS Foils spenden nicht nur aufrichtendes Moment, sondern zusätzlich Vertikallift. Im neuen Quant23 Prototyp liefern die Foils in Kombination mit einem Ruderfoil schon bei moderaten Winden soviel Auftrieb, dass das Boot vollständig abheben kann.Q23 Mono Foiler vor der Isle of Wright - Photo © Quantboats 2015Die Quant23 ist die erste Yacht, welche diese neue Konfiguration einsetzt. Das Boot wurde, wie die vorangegangenen Quantboats (28‘ und 30‘) von Michael Aeppli von QuantBoats Schweiz konzipiert und von Hugh Welbourn von DSS umgesetzt und realisiert. Gebaut wurde in Cowes.

QuantBoats Michael Aeppli erklärt: "Das QuantBoats Team hat heute am meisten Erfahrung im Umgang mit DSS Booten dank unzähliger Stunden auf dem Wasser. Dies führte u.a. dazu, dass das Team viele weitere positive Nebenaspekte von DSS entdeckte. Aeppli fand schnell heraus, dass es gerade bei der Q28 nicht mehr viel brauchte um ganz abzuheben, obwohl das bei diesem Boot nicht der Plan war. Er begann davon zu träumen, wie man einen einfach zu segelnden Einrümpfer realisieren könnte. Der America 's Cup 2013 inspirierte zusätzlich, weil in dieser Zeit „foilen sozusagen public ging“.Q23 Mono Foiler vor der Isle of Wright - Photo © Quantboats 2015Letzte Woche in Cowes (UK) war der Tag der Wahrheit. Aepplis und Welbourns Erwartungen wurden erfüllt, als schon am ersten Testtag das Tageslicht unter dem Rumpf der neuen Quant23 zum Vorschein kam. Die Quant23 ist ein Foiler, mit einem festen Kiel. Dieses 7m Boot unterscheidet sich aber deutlich von Foilern wie internat. Moth oder den div. Katamarane mit L-Foils. Während diese Boote mehrheitlich den reinen Profis vorbehalten sind und sehr viel Geschick, Training und noch mehr Know-How benötigen, ist das neue Boot total anders geartet.

Welbourn: "Wir wollen ein Boot, in das jemand einsteigt, um damit zehn Minuten später zu fliegen! Aeppli bestätigt dies: "Die Quant23 hat nicht das Ziel zum schnellsten Foiler zu werden. Im Vordergrund steht der Anspruch, dass dieser Foiler von Amateuren wirklich und stetig geflogen werden kann. Vielseitigkeit in der Nutzung ist ein weiteres Ziel, das wir verfolgen. Wir wollten einen Foiler entwickeln, bei dem 90% der Arbeit das Boot und bloss 10% die Mannschaft erledigt. Heute scheint es bei vielen Foilern genau umgekehrt zu sein. Das waren für uns keine realistischen Voraussetzungen, wenn wie bei QuantBoats die Firmenphilosophie „Hochleistungsboote für Amateure“ heisst.“Ein Teil des Geheimnisses liegt in der in den Foils „eingebauten“ Stabilität, die im Falle der T-Foils fast vollständig fehlt. Die Foils, die beim Prototypen zum Einsatz kommen, sind auf „viel Auftrieb für frühe Take-offs ausgelegt“. Will man ultimativ auf Geschwindigkeit segeln müssten kleinere Foils und dünnere Profile verwendet werden. Die jetzigen Foils sind wohl noch einiges zu lang. Kürzen geht aber einfacher als verlängern.Q23 Mono Foiler vor der Isle of Wright - Photo © Quantboats 2015Welbourn: "Es geht darum, die beste Balance zu finden, um das Kiel Boot (60kg Ballast) mit drei Leuten ohne grosses Drama zum Fliegen zu bewegen. Während die Fähigkeit zu fliegen der USP des Quant23 Sportsboats ist, hat es auch ein futuristisch anmutendes, ultra-low Scow-Design, mit stumpfem Bug mit viel Volumen, deutlichen Chines und abgeschrägten Deckrails. Dank der leistungsstarken, stabilen Rumpfform (niemand wird glauben, wie stabil das Boot ist, bevor er es nicht selber erfahren hat) kann auf Racks und dergleichen verzichtet werden. Das Boot ist einfach zu bauen und zu segeln. Verschiebung des Mannschaftsgewichtes aus Trimmgründen ist nicht oder kaum nötig. Während der Tests hat sich beim Abheben nie jemand einen anderen Platz im Boot gesucht oder ist nach hinten oder vorn gerückt. Höchsten bewegt man sich in die Bootsmitte, weil das aufrichtende Moment fast im Übermaß vorhanden ist, sobald eine gewisse Geschwindigkeit erreicht ist und das Boot lieber mit einer gewissen Krängung segelt.“ In Bezug auf das Speed Potential ist es für genaue Aussagen zu früh. Welbourn denkt aber, dass Geschwindigkeiten bis in die Mitte der 20er komfortabel zu erreichen sind. Wichtig scheint uns, dass sowohl Foilen bei möglichst wenig Wind und auf Amwind-Kursen möglich wird. Das war vom ersten Tag an das Ziel – deshalb verfügt der Prototyp derzeit über eher grosse, ev. überdimensionierte Foils.

Die erste Quant23 ist ein Prototyp für F & E bevor das Boot allenfalls in eine serienmässig Produktion geht. Es ist derzeit in der Erprobung in der Schweiz und es braucht noch einige Zeit, bis wir präziser beschreiben können, was das Boot kann und wo die Limits sind.