Okt 112015
 
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Der Proto-Sieger Davy Beaudart

Mit dem Eintreffen des letzten Skippers Maxime Eveillard am 04.10. – schon weit außerhalb des Zeitlimits – ging die erste Etappe des diesjährigen MiniTransats zu Ende. Und die Etappe bereitete den Skippern wieder alle möglichen Bedingungen – von langer Flaute über Leichtwind bis hin zu stürmischen 30kn + aus (fast) allen möglichen Richtungen. Aber im Gegensatz zum stürmischen 2013er Rennen gab es diesmal kaum Ausfälle ( 2/46 Serie 6/26 Proto ) und fast durchweg waren die Erfahrungen der Skipper über diese Etappe positiv. Der deutsche Teilnehmer Chris Lükermann, der auf einem – für ihn sehr guten – 30. Platz kam, fasst dies dann so zusammen – wunderbar – mit Spi in die Mondfinsternis hineinsurfend, wenn die Quali nicht noch härter wird, werden das Alle machen wollen …

Der Sieger in der Serienklasse Ian Lipinski beim "verbotenen" Nachrichtensenden

Ansonsten haben die Favoriten Davy Beaudart (Proto 865 – hier das Video der Zielankunft) und Ian Lipinski (Serie Ofcet 866) gewonnen und auch die anderen Podiumsplätze (Axel Trehin und Frédéric Denis bei den Protos sowie Tanguy Le Turquais und Charly Fernbach ) sind nicht überraschend – bewundernswert, wie hoch inzwischen die Zuverlässigkeit der Boote innerhalb des Spitzenfeldes ist und wie hoch auch die Fähigkeiten der Skipper mit größeren Problemen umzugehen. Nur ein Mastbruch (Andrea PENDIBENE n°883) und der Bruch einer Ruderstange (Benoît HANTZPERG n°871) bei den absolut neuen Pogo3s passt da nicht in’s Bild.

W__jva4986Dagegen fuhr Jean-Baptiste Daramy mit einem großen Loch und nur noch einem Ruder als 10. ohne Zwischenstop in’s Ziel, wurde in 2 Tagen ein gebrochener Carbonmast repariert (Maxime EVEILLARD n°614) auch wenn er damit das Zeitlimit überschritt und ließ sich Simon Kostner mit seinem radikalen absolut neuen Proto selbst durch lockernde Kielbolzen und synchron hochklappende Ruderblätter bei >25kn nicht davon abhalten, weiter in Richtung Ziel zu segeln und 8. zu werden.

Es sind auf dieser Etappe zwar keine Rekorde gepurzelt (Etmale 305sm bei den Protos und 245sm bei den Serienschiffen) aber die Durchschnittsgeschwindigkeiten sind enorm – 7,6kn Durchschnitts-VMG von Davy Beaudart sowie 6,8kn von Ian Lipinski. Und wenn man die Flautenzone raus nimmt so liegen diese weit jenseits der 8 bzw. 7kn.

Wie lief es für die deutschen Teilnehmer ?

Selbst der so glückliche Chris hatte seine LowLights, wie z.B. einem vielfach um Vorstag und teilweise Fockfall herumgedrehter Spi, der ihn in den Mast zwang, wie er mir in einem Telefonat mitteilte. Dagegen ist die ausgefallene Brennstoffzelle von Dominik schon problematischer – insbesondere wenn die Sonne sich eher hinter Wolken versteckt. Schade dass er sich zu einem Notstop gezwungen sah, denn er fuhr ein – gemessen an seinen Möglichkeiten – recht gutes Rennen. Unser 3. Deutscher Jan Heinze fuhr, wenn man sich sein Video ansieht, ein kontrolliertes Rennen. Damit wird er wohl sicher drüben ankommen und dabei auch Spaß haben.

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Und wer meint, das Mini-Segeln an sich schoin extrem ist, der wird die Leistung des sehr sympathischen Chinesen Xu Jingkun( n°529) nur mit größtem Erstaunen zur Kenntnis nehmen können – der segelt wirklich einhändig, da ihm der linke Unterarm fehlt. Und natürlich wurde seine Ankunft auch gebührend auf Lanazarote gefeiert.

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Am 31.10. wird auf Lanzarote der Startschuß zur 2. Etappe über den Atlantik fallen und ich wünsche allen Teilnehmern ein gutes und für uns ein interessantes Rennen. Bis dahin können wir – mit steigender Anzahl – uns Videos sowie Berichte der OnBoard-Kameramänner/frauen/Skipper/Bootsmänner/Navigatoren/Alleinunterhalter wie von  Simon Koster, Luke Berry, Dominik Lenk, … ansehen

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Frank Eckardt

 

Okt 132013
 

p1000181 - Mini Transat 2013 - Douarnenez - Starthafen - Photo: Mini TransatMini Transat 2013 – Douarnenez – Starthafen – Photo: Mini Transat

Für heute Mittag war der Start des Mini Transat 2013 geplant, aber die Wettfahrtleitung hat Angesichts der Wetterentwicklung vor Kap Finisterre und in der Biskaya den AP Wimpel gezogen. Wind mit 40 kns auf die Nase ist nicht wirklich das, was eine verantwortungsbewußte Regattaleitung den mehr als 80 Steuerfrauen und -männer auf ihren 6,50 m kurzen Classe Mini Yacht zum Beginn der Etappe zum Zwischenstopp Lanzarote auf ihrem weiten Weg über den Atlantik zum Ziel Point-a-Pitre auf Guadaloupe zumuten will.

Als einziger Teilnehmer aus Deutschland ist in diesem Jahr Henrik Masekowitz am Start dabei, der bereits ein erfolgreiches MiniTransat auf dem Buckel hat. In 2007 trat er mit einem Design vom Sam Manuard im Feld der Serienboot an und beendete das Rennen auf Platz 22 in seiner Klasse. Diesmal bestreitet er das Rennen als ungesponsorter Amateur im besten Sinne der Classe Mini und startet mit seiner 645 – Merlin-Soft Sailing in der Proto Klasse. Seine Website leider noch nicht auf dem akuellen Stand, aber für seinen Newsletter hat sein Freund Matthias Beilken einen ausführlichen Bericht geschrieben, der geteilt werden soll und den wir hier gerne veröffentlichen.

p1000214 - Mini Transat 2013 - Douarnenez - Starthafen - Photo: Mini TransatMini Transat 2013 – Douarnenez – Starthafen – Photo: Mini Transat

Henrik Masekowitz, der alte Mann und das Meer

Eine Art silicatgefülles Riesenkissen auf einem von innen an die Bordwände gequetschten Liegesitz, ein paar wasserdichte Container für die umfangreiche Ausrüstung, die die Rennleitung fordert, ein frei im „Salon“ hängender Campingkocher im Gewusel zwischen armdicken Kieltaljen, abgeschrubbelte Kompositschotten, ein paar Klamotten, Werkzeug, sogar ein alter geliehener Plastikisextant für Notfälle, das war's. Frei schwappendes Seewasser in einem Hightech-Kielkasten, der den Schwenkmechanismus der Kohlefaserkielfinne umfriedet und einem ruhenden Segler am Knie kratzt. Nur eine Persenning verhindert Überlaufen. Willkommen auf einem Mini-Einzelbau.

Besagtes Riesenkissen ist nur die moderne Variante eines Strohsacks, er wird überall dort gebraucht, wo Henrik Masekowitz ihn hinschleppt, um sich kurz hinzufläzen. Tags oder nachts, während sein Sechseinhalbmeterbötchen auf die Richtung Antillenbogen rast. Auf dem Querliegesitz, im Cockpit, woauchimmer. Richtige Längskojen mit Leesegeln, wie 2007 auf seinem Serienmini: Fehlanzeige.

Weswegen macht er das – wo er das doch schon einmal gemacht hat, vor sechs Jahren? Lustig geht doch anders, zuhause ist es doch auch nicht übel und so ein Einzelbau ist um Größenordnungen unbequemer, als ein Serienboot.

„So ein moderner Proto ist ein ganz schön unfreundliches Krabbelboot, vor allem für den Rücken ist er sehr anstrengend“, weiß der Mann, der sich als erster Deutscher anschickt, diese Tortur ein zweites Mal zu durchleiden.

Gekrabbelt wird viel dieser Tage, die die schlimmsten und unheroischsten des ganzen Rennens sind, fast pausenlos ist krabbeln angesagt. Klassenmitgliedschaft (was die Mitgliedschaft im französischen Segelverband einschließt), ärztliches Attest, Nachweis eines zertifizierten Sea-Survival-Kurses vorzeigen, ebenso Fotos vom Boot (falls eine Luftrettung anstehen sollte), Pfand für Überlebensanzug und Satellitenortungsbake erbringen undundund. Alles das bereitet zusätzlichen Nerv zu der Rennerei, die das Bootklarmachen und -vorführen ohnehin bedeutet. Und zu allerletzt werden auch noch die Handys eingesammelt und verplombt. Denn Hilfe von außen ist strengstens verboten, eine schlaffe UKW-Quatsche bleibt die einzige Verbindung zur Außenwelt. Und da sich nach dem dritten Tag auf See üblicherweise niemand mehr in Reichweite befindet, bleibt das „Mini“ die isolierteste Regatta der Welt.

Der legendäre „Esprit Mini“, diese herzerwärmende, alles umfassende Arme-Schlucker-Eigendynamik, hilft darüber hinweg und dominiert diese schwitzigen Krabbeltage. Irgendwie sind alle Leidensgenossen, die Masten werden kurzerhand und ohne großes seemännisches Theater mit Fallen zwischen zwei weiteren Minis gesetzt. Sowas und mehr erfrischt. Die Gegner sind die Helfer. Nur das Festbändseln und Trimmen seines Kohlefasermasts (es gibt keine Wantenspanner, nur Kompositterminals) muss Henrik wieder allein auf dem kurvigen Aufbau schwitzend erledigen.

Denn Designer Elie Canivenc hat nämlich 2006 kaum etwas ausgelassen, um seine quietschorange „La Ligue Contre le Cancer“ mit der Nummer 625, der Avantgarde zuzuführen: Kurvige Linien überall und selbst für einen modernen Proto extrawenig Platz, der wirklich nichts anderes als Krabbeln zulässt. Ein spezielles Rigg, spezielle Kielmechanik und natürlich die fast obligate halbrund-Großschot/Travellerschiene, deren Funktionsweise ohnehin kein Mensch kapiert. Bei ersten Regatten 2010 empfand Henrik seine neue alte „La Ligue“ (die immerhin schon ein Transat überstanden hat) als ausgesprochen zickig und Kummer bereitend, mittlerweile hat der alte Mann des Meeres sie so weit im Griff, dass er ihr sogar Leichtwindstärken attestiert.

Weil das Minitransat eine eher undeutsche und weit entfernte Regatta ist, hielten sich sich die deutschen Teilnahmen bis jetzt in Grenzen, mehr als zehn sind es wohl noch nicht. Die Mittelmeer- und Alantikanrainerstaaten Frankreich und Italien zählen qualitativ hochwertige Flotten. Und: Bis heute starteten nur zwei Deutsche bei den avantgarditischen „Protos“, den Einzelbauten. Aus deutscher Sicht fanden die meisten Teilnahmen bei den Serienbooten statt, also bei den Pogos, Dingos, Argos und Tamtams. Henrik segelte 2007 einen neuen TipTop von Erfolgsdesigner und Minisegler Sam Manuard, der seine der seine Kohlefaser- und Neigekielerfahrungen aus der Protoabteilung in die Serienboote übertrug. Beides – Kohlefaser und Neigekiele – sind bei Serienbooten jedoch verboten. Es bleiben die minitypischen Rumpflinien und die maximal Sechseinhalb Meter Länge über alles.

Dieser Tage bleibt Henrik wenig Zeit, sich in designphilosophische Betrachungen der Favoritenboote zu ergehen, obwohl es wohl einiges zu sehen gäbe. Das Siegerboot von 2011 beispielsweise, das David-Raison-Design mit dem Scow-Bug, das seinerzeit die Köpfe verdreht hat. Ein ganz altes, neues Prinzip: Die Alten erinnern sich noch an die „Segelprähme“, die Scows, die ihrerzeit schnellsten Segelfahrzeuge überhaupt.

Apropos die Altvorderen. Wolfgang Quix, Matthias Beilken (von ihm stammt besagter Sextant, dessen fünftes Minitransat es ist), Boris Herrmann, Jörg Riechers: Alles „deutsche Minis“. Beilken führte 1997 nach dem Start mit seinem Proto über alles, Herrmann war 2001 sogar der jüngste Minisegler bis dato und bleibt es bis heute (beim Start war er jünger, als Ellen MacArthur 1997). Und der Ebersberger Wolfgang Quix – heute weit in den Siebzigern – gehörte 1977 mit seinem Waarship 570 „Waarwolf“ zu den ersten Minipionieren überhaupt (jene Segelrebellen starteten damals von Penzance/England, weil derart kleine Boote Frankreichs Küstenregionen nicht verlassen durften, selbst der spätere Sieger Daniel Gilard musste sein Bötchen außer Landes trailern. In Frankreich gilt die bizarre Küstenregionsvorschrift übrigens bis heute, das „Mini“ funktioniert jedoch auf Ausnahmebasis). Bei der ersten, englisch organisierten Veranstaltung, gab es keine Klasseneinteilung und die erste Etappe zu den Kanaren war eine Geschwaderfahrt. Es gab Tote.

Heute ist das „Mini“ höchst seriös und international emanzipiert, alle zwei Jahre starten rund 60 Einhandsegler. Aber einfach Boothaben und Mitsegeln wollen läuft bei den Minis nicht. Vorm Starten stehen rigorose Qualifikationen von Boot und Skipper und besagte strenge Konformitätskontrolle, weil sich kein Veranstalter der Welt mehr Himmelfahrtskommandos leisten kann. Da Henrik bereits einmal Transat gesegelt ist und die Meilen anerkannt werden, konnte er der Quali die Fulltimebürde und etwas von der berüchtigten Schärfe nehmen. Denn immerhin ist der Hamburger Ingenieur mit einer erfolgreichen Wissenschaftlerin verheiratet, zusammen haben sie zwei Kinder.

Es gibt Stimmen, die behaupten, das „Mini“ zähle neben dem Vendée Globe, dem heutigen Velux 5 Oceans, der Route du Rhum und dem The Transat (dem ehmaligen Ostar) zu den wichtigsten Einhandregatten auf dem Planeten. Dem ist eindeutig so und Masekowitz ist der erste Deutsche, der sich anschickt, diese Tortur zweimal zu durchreiten, alle seiner Vorgänger hatten nach einem Mal die Faxen dicke und keine Puste mehr. Doch obwohl die Wichtigkeit des Rennens nicht überschätzt werden kann, ist den Veranstaltern ihr Hauptsponsor flöten gegangen: Die schwimmende Bootsausstellung Salon Nautique in La Rochelle. Jedoch ist die legendäre Classe Mini die größte Offshoreklassenvereinigung der Welt, Tradition und Verbindungen weitreichend. Deshalb wird 2013 nicht mehr vor dem monumentalen Fort Boyard gestartet, sondern wieder in Douarnenez. Und das Rennen heißt auch nicht mehr „Transat 650 Charente Maritime Bahia“, sondern wieder „Minitransat“. Und das – jetzt etwas weiter entfernte – Ziel liegt jetzt auch nicht mehr in Brasilien, sondern – natürlich mit Stopp auf den Kanaren – wieder in der Karibik. Aber es bleibt das „Mini“ und auch sonniger Passat kann kleine Boote ganz gehörig beißen.

Und apropos beißen. Ein letztes Wort, Henrik, zum Proviant, zur Hightech-Trekkingnahrung, die in heißem Wasser aufquillt und nährstoffspendende Formen annimmt, nicht mehr: „Konsistenz wie Baukleber. Aber eigentlich doch ganz schmackhaft“.

Am Sonntag fällt unwiederruflich der Startschuss, dann ist die unerbittliche Bastelzeit vorbei. Und fast so unwiederruflich laufen am Samstag alle Minis zum ledendären „Prolougue“ aus, einer minitypischen Schaulauf-Paraderegatta, die gerne genutzt wird, um mit Sponsrenvertretern zu segeln oder von den Lieben für anderthalb Monate Abschied zu nehmen – auf Widersehen auf einem andern Kontinent.

Viel Glück im sonnigen Passat, Henrik.

Matthias Beilken

Jun 182013
 

Und hier kommt auch mein Bericht vom Rennen in dem ich aber nicht (so sehr) auf mein mäßiges Abschneiden (35.) eingehen möchte.

Der Wetterbericht und das Routing versprach eine rasante Regatta allerdings auch ohne strategische Möglichkeiten. Es kam deshalb nur darauf an, ob man sein Boot auch unter sehr harten Bedingungen schnell segeln kann, die jeweils optimalen Segel an Bord hat und ohne Bruch durchkommt. Vor dem Start wurden aus den 84 gemeldeten Seglern nur noch 72 Starter und im Laufe des Rennens verabschiedeten sich 14 weitere Segler aus unterschiedlichen Gründen. 

Vor dem Start

Das Ganze begann mit einer sportlichen 20sm Kreuz bis zum Raz de Sein bei anfangs 15-20kn Wind und der dann üblichen recht hohen Welle.

Start (Aymeric Belloir)

Am Raz waren es noch ca 10kn Wind und es begann ein recht schneller Spigang bis kurz vor die Ile Groix, von wo es nach einer kurzen Flaute mit südlichen und ständig zunehmenden Winden um den Leuchtturm Birvideaux herum wieder nach Nordwesten zur Tonne Chaussee de Sein westlich der Ile Sein ging. Wind aus Süd bedeutete, dass dieser Weg mit einem TWA zwischen anfangs 115 und später 95 Grad bei anfangs 8kn zunehmend bis 25kn gesegelt wurde. Und so wurde diese Strecke mit dem großen Spi (ca 75qm bei Serienschiffen) gestartet, der bald durch den mittleren Spi ersetzt und kurz danach auf fast allen Schiffen durch den Code-5 ersetzt wurde. Dieser konnte dann recht lange gesegelt werden, bis er durch den (rollbaren) Gennacker ersetzt wurde. Die Durchschnittsgeschwindigkeiten lagen hier trotz der gegenlaufenden Welle bei mehr als 10kn und in der Spitze hatte selbst ich mehr als 13kn.

So extrem hartes Reachen bei einer Welle von vorn hatte ich sicher noch nie und ich hatte lange Mühe das Schiff am Laufen zu halten und als ich den Dreh dann endlich raus hatte, war auch schon wieder das nächste Segel dran. Und als die Flotte auf den Code-5 wechselte, konnte ich nur den Gennacker (mit ca 20qm weniger) nehmen, der mich dann endgültig zurückfallen ließ.

Gegen 20:00 kam das vorhergesagte Frontensystem durch, welches den Wind auf 25kn im Mittel und in Böen bis über 30kn brachte. Dazu wurde die See immer grober und im Bereich der Ile Sein kam dann auch der Strom hinzu, der nach dem Kentern mit 2-3kn gegen die Wellenrichtung lief. Tolle Bedingungen auf einem 6,5m Boot … Fast das gesamte Feld befand sich aber zu dem Zeitpunkt bereits auf dem Weg nach Osten nach Douarnenez und bekam auch die anschließende sehr abrupte Windrichtungsänderung auf W gar nicht mehr mit.

Nahezu die gesamte Regatta verlief unter dem Stichwort – die Letzten beißen die Hunde, denn der Winddreher nach der Ile Groix kam so spät, dass die ersten Schiffe den Weg von der Ile Groix noch als Anlieger fahren konnten, während der Großteil der Flotte wenigstens ein Stückchen und die etwas späteren (ganze 2..3sm Differenz bis dahin) fast den gesamten Weg (ca 10sm) kreuzen mussten. Die nächste entscheidende Marke war dann die Chaussee de Sein, die die Flotte noch mit mitlaufendem Strom runden konnte, während mit 2h Differenz der Strom bereits gekentert war und dort bei 25-35kn Wind aus TWA 75-85 Grad und einer sich brechenden 2-3m See eher "Durchkommen" angesagt war, denn schnelles Regattasegeln und damit der Abstand sich nochmals vergrößerte.

Bemerkenswert ist, wie eng das (Serien) Feld in diesem Transat-Jahr zusammengerückt ist, denn am Ende kamen die ersten 6 innerhalb von 20 Minuten, die ersten 60% innerhalb von 2h und das gesamte Feld (ohne extreme Ausreißer) innerhalb von 4 1/2h an.

Das Ergebnis ist auch insoweit interessant, dass mit Damien Cloarec (vor Clement Bouyssou und Justine Mettraux) ein Franzose die Serienklasse gewonnen hatte, dem ich das nicht zugetraut hatte und z.B. der Gewinner des letzten Jahres Mary Renauld "nur" 10. geworden ist. Auch dies zeigt, wie eng es in dieser sehr professionalisierten Klasse in einem Transat Jahr zugeht in der man als blutiger Amateur den Spitzenleuten nur zusehen kann. Das ist in den Zwischenjahren mit vielen Neueinsteigern etwas anders. Aber irgendwie muss sich ja deren permanentes Training auch auszahlen.

Bei den Protos war der Gewinn durch Giancarlo Pedote mit dem Scow-Mini 747 eigentlich nur durch Bruch zu verhindern, da das genau die Sahnebedingungen für das Schiff waren und es schon fast verwundert, warum er nur ca 20 Minuten vor seinen 3 Verfolgern (Gwenole Gahinet, Bertrand Delesne und Jörg Riechers) ankam. In seinem Bericht sprach Jörg auch von einem sehr harten Rennen.

Aus technischer Sicht ist das relativ schwache Abschneiden des Argo interessant, welcher entweder durch Bruch gehandicapt wurde oder durch seine wesentlich geringere Stabilität (verglichen mit Nacira und Pogo 2) nicht so hart gesegelt werden konnte. Wenn Letzteres der Fall wäre, dann wäre es offensichtlich, dass Rezepte aus dem Protobereich (Verringern der Breite der Wasserlinie im Heckbereich) nur dann gut funktionieren, wenn die geringere Stabilität durch Kippkiel und Wasserballast ausgeglichen werden können, was ja in der Serienklasse nicht geht.

Ein etwas detaillierter Bericht zu meiner persönlichen Wettfahrt dann ab Ende der Woche hier

Am Sonntag wird vor Douarnenez dann das Mini Fastnet gestartet – 600sm doublehanded, welches ich nur vom Schreibtisch aus verfolgen werde, aber einen kleinen Bericht im Vorfeld und danach wird es hier wieder geben.

Autor : Frank Eckardt

Jun 152013
 

Giancarlo Pedote gewann am Samstag mit PRYSMIAN in der neuen Rekordzeit von 1 Tag, 4 Stunden und 50 Minuten die ca. 200 sm lange Regatta Trophée MAP. Es war der erste Sieg des Italieners mit dem von David Raison in 2010 gezeichneten Boot, dass bereits unter seinem alten Namen MAGNUM mit seiner flachen, gerundeten Bugsektion für Aufsehen gesorgt hatte. Nicht hübsch, aber offensichtlich ist das Design auf Raumkursen einfach sauschnell. Gwénolé Gahinet und Bertrand Delesne steuerten ihre Protos WATEREVER / NAUTIPARK und TEAMWORK auf Rang 2 und 3, Jörg Riechers und MARE belegt den undankbare 4. Platz.

Frank Eckardt aus Berlin hat mit seine FBE-ASIC auf den 41. Platz in der Gesamtwertung und Platz 25 in der Wertung der Serien Classe Mini gesteuert! Glückwunsch an Frank und ich hoffe, dass er nach einer Erholungspause uns noch seinen Rückblick auf das Rennen liefert.