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Man wird doch wohl noch träumen dürfen

Les Voiles de Saint-Tropez - Photo credit: Rolex / Carlo Borlenghi
Les Voiles de Saint-Tropez - Photo credit: Rolex / Carlo Borlenghi

30.09.2010 - Die “Grand Epoque fleet at the Start line” wird dieses Photo von Carlo Borlenghi betitelt, dass er gestern bei der Les Voiles des Saint-Tropez geschossen hat. Aber wie das so ist, wenn man mit den großen Jungs spielen will, die sind mitunter einfach voll von dicken Muskeln, die manchmal das Hirn zur Seite gedrückt haben. Und dann kann so eine Veranstaltung zum Alptraum werden. Mehr Bilder und Infos findet Ihr auf der Website von Regattanews.

Les Voiles de Saint-Tropez - AARLEKIN and MARJATTA -  Photo credit: Rolex / Carlo Borlenghi
Les Voiles de Saint-Tropez - AARLEKIN and MARJATTA - Photo credit: Rolex / Carlo Borlenghi

 

Mehr Sonnenschein ...

ELENA - HERRESHOFF SCHOONER  - Photo credit: Rolex / Carlo Borlenghi
ELENA - HERRESHOFF SCHOONER  - Photo credit: Rolex / Carlo Borlenghi

28.09.2010 - Weil wir in Berlin weiterhin von grauem Himmel und Regen malträtiert werden, kann ein schneller Link in die Sonne nicht schaden: Les Voiles de Saint-Tropez, ein Höhepunkt zum Ende der Klassiker Saison im Mittelmeer. Zeigen, was man hat und zeigen, was mal Hightech war. Ich kann mir gut vorstellen, wie man in Saint-Tropez auf der Sonnenterrasse des Clubs bei einem Glas perlenden Champagner darüber plaudert, ob es in 50, 60 Jahren Veranstaltungen geben wird, bei denen die 72 ft. Wing-Cats des 34. AC auflaufen werden ...

 

Regen gab es genug ...

ISRA EURO Cup 2010 - Berlin, Photocopyright: SailingAnarchy.de
ISRA EURO Cup 2010 - Berlin, Photocopyright: SailingAnarchy.de

27.09.2010 - Live vom Startschiff: SailingAnarchy.de hatte gestern beim ISRA EURO Cup 2010 eine mehr dienenden Position eingenommen. Aber so konnte ich das Geschehen während einer Wettfahrt aus einer für mich neuen Perspektive beobachten. Und wenn ich ehrlich bin, habe ich gestern morgen den Windvorhersagen nicht über den Weg getraut, aber die Meteorologen haben ihren Job recht gut hinbekommen. Regen, Regen, Regen und tatsächlich segelbarer Wind auf der Großen Breite in Berlin! 2-3 Bft. sind nicht wirklich das, was man sich in Kombination mit Regen, Regen, Regen für einen Sonntag auf dem Wasser wünscht, doch viel, viel besser als nur Regen, Regen, Regen wie von mir erwartet wurde. Die Crew der SailingAnarchy hat sich nach einem desaströsem Samstag (DNF, DNC, DNC) dafür entschieden, den Sonntag nicht kalten Regen zu verbringen. Ein Entschluß, über den man im Nachhinein diskutieren kann, da das Sportteam des SC Gothia 2 blitzsaubere Läufe für die 8 angetretenen Sportboote über die Bahn brachte. Leider liegt mir noch keine Ergebnisliste vor, vielleicht auch deshalb, weil Wettfahrtleitung und Jury reichlich mit der Abarbeitung von Protesten zu tun hatte.

ISRA EURO Cup 2010 - Berlin, Photocopyright: SailingAnarchy.de
ISRA EURO Cup 2010 - Berlin, Photocopyright: SailingAnarchy.de

Zum Bedauern des ausrichtenden Vereins hat sich auch diese Veranstaltung nicht dem Trend der zurückgehenden Meldezahlen entziehen können. Um so mehr haben wir uns darüber gefreut, dass sich aus Kiel eine Anarchistencrew um Pussy Galore auf den Weg in die Hauptstadt gemacht hat. Aber ein fremdes Boot, Materialprobleme sowie Kreuzberger & Friedrichshainer Nächte forderten von dem frisch zusammengestellten Team ihren Tribut. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen mit den SportbootseglerInnen im nächsten Jahr und wünschen uns dazu von allem mehr: Mehr Boote an der Startlinie, mehr Wind, mehr Sonne, aber bitte nicht noch mehr Proteste als in diesem Jahr.

 

Da uns am Wochenende Schwachwind droht ...

 

25.09.2010 - Hier ein Video vom zweiten Tag der Extreme Sailing Series in Trapani auf Sizilien mit Wind und entsprechend wilden Moves der Cat-Profis. Mann, was ein Pech, dass wir in Kiel beim dem Extreme Even leider so´nen Lullerwind hatten :-( Und ja, die Cats liefern Top Action Bilder, aber ein gutes Matchrace zwischen den Multihulls habe ich bislang noch nicht gesehen.

 

Match Race Update

Match Race Plöner See - Sept. 2010 - Photocopyright: Hans Vogler, PSV 1908
Match Race Plöner See - Sept. 2010 - Photocopyright: Hans Vogler, PSV 1908

23.09.2010 - Von Anarchist Lars Hückstädt haben wir einen Bericht zu dem 2. internationalen Match Race erhalten, dass am vergangenen Wochenende von dem Plöner Segler Verein von 1908 e.V. in Zusammenarbeit mit dem Heizkörper Sailing Team ausgerichtet wurde.

Gewonnen hat Mitja Meyer (Hamburg), der sich bei starken und drehenden Winden, ohne Niederlage gegen die internationale Konkurrenz Durchsetzen konnte.  Favorit und Leichtwindexperte Roger Stocker (Schweiz) wurde Zweite vor dem gastgebendem Heizkörper Sailing Team um Lars Hückstädt.

Im Kontrast zum PSV Match 1 gab es dieses Mal genügend Wind um zwei Round Robin, Jeder gegen Jeden zu segeln. Neben den 30 Rennen stand am Abend ein Essen und Segelspiele in der benachbarten  Restauration statt.

Match Race Plöner See - Sept. 2010 - Photocopyright: Hans Vogler, PSV 1908
Match Race Plöner See - Sept. 2010 - Photocopyright: Hans Vogler, PSV 1908

Das Heizkörper Sailing Team fühlt sich mit dem Match Race Projekt bestätigt. Es wurden im Jahr 2010 3 schöne Match Race Events ausgerichtet, wovon bei einem die lokalen Segler ans Match Race herangeführt wurden. Die In-House Trainings finden auf einem immer höher werdenden Niveau statt und die Kernmannschaften verbessern sich ständig. Das Heizkörper Sailing Team freut sich auf die Saison 2011, in der ebenfalls drei Match Race Events ausgetragen werden sollen.

 

Jochen Schümann im Interview mit SailingAnarchy

Jochen Schümann - Photocopyright: SailingAnarchy.de
Jochen Schümann - Photocopyright: SailingAnarchy.de

22.09.2010 - Vor Sardinien treffen sich die Teams des Audi MedCup Circuit zur Abschlußregatta der Saison 2010. Anarchistin Judy aka Rennmaus ist vor Ort live dabei und hat  die Gelegenheit genutzt, ein Interview mit Jochen Schümann, Skipper des französisch-deutschen Team All4One zu führen. Vielen Dank dafür an Judy und Euch viel Spaß beim Lesen:

Die letzte Veranstaltung jeder Wettfahrtserie hat immer  auch etwas Wehmütiges.  Rückschau ist angesagt, die Zukunft ist ungewiss, die aktuellen Rennen müssen aufmerksam gesegelt werden, um sein Ranking zu verbessern oder Positionen zu halten. Das ist beim Audi MedCup in Cagliari auf Sardinien nicht anders, wie Jochen Schümann, Steuermann des Teams All4One indirekt bei unserem Gespräch bestätigte.

SailingAnarchy: "Jochen, bitte beschreib doch mal, wie Du für Dein Team die Audi MedCup-Saison bis jetzt siehst."
Jochen Schümann: "Oh, das ist ja gleich die große Zusammenfassung. Ich denke, nachdem wir schon einmal 2008 eine MedCup-Saison gesegelt sind und diese als Fünfter auch relativ erfolgreich zu Ende gebracht haben. Bei der WM waren wir dann Dritter, haben wir uns dann leider für ein Zwischenjahr verabschieden müssen. In diesem Jahr sind wir eigentlich als Last-Minute-Team zurückgekommen, mit einem Charterboot, also ein klein bisschen der Underdog, ganz generell, bisschen spät, bisschen altes Boot, aber ein frisches Team. Und diesen Schwung haben wir eigentlich sehr gut hier ins Spiel gebracht. In Cascais und in Marseille jeweils Plätze auf dem Podium, als Zweiter und Dritter, was für alle anderen, die länger dabei sind und mit größerem Einsatz und sich auch mit mehr Zeit vorbereitet hatten, eine große Überraschung war. Das war natürlich für uns auch ein Super-Auftritt. Zwischendurch haben wir leider ein bisschen den Takt verloren, weil sich auch die finanzielle schmale Seite von unserem Team ausgewirkt hat und natürlich auch ein paar Fehler beim Segeln passiert sind, so dass wir in Barcelona und Cartagena nicht ganz so gut drauf waren. Wie gesagt, durchaus mit guten Einzelergebnissen, aber insgesamt doch eher in der zweiten Hälfte des Feldes, wo wir aus der Sicht mancher Leute auch hingehören. Wir glauben aber eher umgekehrt, wir wollen eigentlich wieder dort anschließen, wo wir die Saison begonnen haben und glauben, dass wir recht gute Chancen haben, wieder in der oberen Hälfte oder vielleicht sogar auf dem Podium zu segeln. Wenn man sich die heutigen Trainingsrennen anschaut, dann haben wir gezeigt, dass wir auch ganz dicht am Podium dran sein können, und das ist, wo wir hinwollen. Dazwischen gibt's 'ne Menge Gründe für das Eine oder das Andere, die aber, glaube ich, weit über Sailing Anarchy hinausgehen, momentan.

Region of Sardinia Trophy - TP52 Series: Start of the Race 1 - Photocopyright: Ian Roman
Region of Sardinia Trophy - TP52 Series: Start of the Race 1 - Photocopyright: Ian Roman

SA: "Wie funktioniert die Zusammenarbeit zwischen Deutschen und Franzosen, sowohl kulturell als auch sprachlich? Ich stelle es mir nicht so ganz einfach vor."
JS: "Das ist richtig. Sicher sind die Kulturen auseinander, aber das ist weder ein rein kulturelles Problem, sondern auch... im Leistungssport, wo es auf Sekunden ankommt und auf eine gemeinsame Sprache, die wir auch sehr schnell gefunden haben, das ist Englisch an Bord, was im Segeln relativ einfach ist. Aber eben das gemeinsame Verständnis mit der gemeinsamen Sprache aufzubauen, braucht Zeit. Und in der Hinsicht ist es bei uns eben so, dass wir mit Deutschen, Franzosen und einigen anderen Nationalitäten ein neues Team aufbauen, das sich natürlich finden muss. Die Kiwis segeln schon zehn Jahre in der gleichen Konstellation und andere Teams ebenso. Deswegen sage ich ja, wir sind in vielerlei Hinsicht 'nen Underdog-Team, dass wachsen muss und wachsen will, deshalb sind wir auch angetreten. Das wir Potential haben, zeigen wir mit der guten Platzierung und das andere braucht 'nen bisschen Zeit, um zu reifen.

Wie gesagt, diese gemeinsame Kultur, die muss wachsen. Man muss sich als multikulturelles Team, ähnlich wie es bei Alinghi war, das wächst nicht in einem Jahr, das braucht zwei oder drei Jahre Vorbereitungszeit. Man steht im Wettkampf, man lernt in der Wettkampfsituation damit umzugehen, man entwickelt Verständnis füreinander, für die Fehler, die passieren, diese Fehler positiv in Lösungen ummünzen, da ist 'ne Menge zu tun. Ich bin überzeugt, das würde genauso schwer sein, wenn wir ein komplett französisches Team oder komplett deutsches Team wären. Das würde auch nicht viel anders sein. Auch da muss man bei gleicher Sprache, bei gleicher Nationalität eine gemeinsame Teamkultur finden, dass hat also nichts mit den Franzosen oder mit den Deutschen zu tun, aber viel mit den Entscheidungsprozessen an Bord. Wie man miteinander umgeht, wie man positiv Probleme überwindet, dass sind eigentlich die Sachen, die man entwickeln muss. Und da können auch selten Leute von außen helfen.

SA: "In den letzten zehn Tagen ist ja allerhand passiert, seit BMW/Oracle Katamarane für den nächsten America's Cup verkündet hat. Was meinst Du, wie wirkt sich das aus auf die professionellen Monohull-Segelserien, wie z.B. den Audi MedCup, die World Match Racing Tour aus?
JS: "Gute Frage. Natürlich haben wir alle lange darauf gewartet, dass Russell endlich sagt, wo er hin will. Die ganz große Überraschung war es nicht, weil diese Vermutung schon lange im Raum hing, bevor er sie verkündet hat. Ich bin froh, dass es endlich passiert ist. Das heißt natürlich, dass der America's Cup eine ganz neue Welt erobern wird. Nicht nur die der Katamarane, sondern auch die der Wing Sails und der Wing-Masten. Die Zeiten im America's Cup, wo wir ein Segel hochgezogen oder geborgen haben, die sind vorbei. Das wird jetzt alles starr aufgestellt und dann durch die Gegend gejagt. Ich glaube, das ist eine riesige Herausforderung für Techniker und Ingenieure. Der America's Cup wird definitiv ein großes Testgebiet sein, um diese Entwicklung voranzutreiben und in dieser Hinsicht sicher spektakulär werden.

52 Series: Fleet downwind - Copyright: Ian Roman/Audi MedCup
Region of Sardinia Trophy - 52 Series: Fleet downwind - Copyright: Ian Roman/Audi MedCup

Segeln wird immer Segeln sein. Ich glaube, die meisten Leute, die an Land sitzen, die selbst nicht Segler sind, die verstehen unter Segeln etwas anderes als das, was da demnächst im America's Cup über das Wasser jagen wird. Man kann nur mutmassen, ob dieses Konzept dem America's Cup hilft oder ihn behindert. Ich weiß es nicht. Ich glaube, das wird sich zeigen. Meine persönliche Meinung ist, dass pure Geschwindigkeit allein den Event nicht besser oder schlechter macht. Wenn man richtig schnell sein will, dann würde man wahrscheinlich Flugzeug fliegen beim Red Bull Air Race oder man würde in die Formel 1 gehen, dann ist man noch viel schneller. Ich glaube, die Faszination Segeln macht eben mehr aus als nur die Geschwindigkeit. Ich persönlich hätte mehr daran geglaubt, an schöne, moderne Yachten, wo nach wie vor Crew-Work sichtbar ist. Wo viel passiert, viel Action ist, viele Sachen an Bord passieren, aber wie gesagt, Russell hat die Regeln in der Hand, er hat sich das dazu Recht erfochten. Es wird für einige eine Herausforderung sein. Das Schwierigste ist die Zeit bis die restlichen, noch ausstehenden Informationen kommen: Wo findet der Cup statt, wie ist das genaue Format, all diese Sachen fehlen noch, um einen Business Plan zu machen für die Teams, die wirklich teilnehmen wollen. Und auch noch die genaue Regel, denn ein 72ft Katamaran kann viel sein. Das muss man jetzt erst genau sehen, damit man anfangen kann zu überlegen. Russell kann das jetzt schon, andere sind eventuell in den Startlöchern und noch weitere werden's vielleicht beiseite legen und sagen 'Wir gucken uns das mal in Ruhe an und sind beim nächsten Mal dabei.'

SA: "Und zu welcher Kategorie gehört Ihr?"
JS: "Das wird sich noch zeigen. Ich glaube, wirklich wichtig ist, dass wir schnell die restlichen Informationen kriegen. Wir sind natürlich gespannt, wo der Cup hingeht, das ist die Grundlage, um unsere Partner kompetent und komplett anzusprechen und sie mitzunehmen. Aber dazu muss man erstmal das Ziel kennen. Ich glaube, anonym kann man so'n Ding in der Größenordnung nicht verkaufen. Und dass der Cup viel billiger wird als die vergangenen, das ist eigentlich selbst an Russells Aussagen schon zu sehen, nicht unbedingt der Fall. Es ist eine gigantische Technologieherausforderung und das kostet Ingenieurstunden und die Ingenieurstunden werden Geld kosten.

Region of Sardinia Trophy, 52 Series: Emirates Team New Zealand - Copyright: Ainhoa Sanchez/Audi MedCup
Region of Sardinia Trophy, Emirates Team New Zealand - Copyright: Ainhoa Sanchez/Audi MedCup

SA: "Jetzt sind wir hier beim MedCup und für die letzte Veranstaltung wünsche ich Euch viel Glück, viel Erfolg, und vor allem viel Spaß."
JS: "Der Audi MedCup wird sicher davon profitieren, weil er schon jetzt sehr spektakulär ist. Ich glaube, dass nicht alle Teams zum Tragflügel fliegen verschwinden werden, viele werden wohl noch bei der TP 52 bleiben. Das ist momentan die Rennserie mit den größten Box-Rule-Booten, dass findet auf höchsten Niveau statt und mit einem der besten Partner. Ich denke, was hier aufgebaut wurde, u.a. Live-TV, Virtual Spectator  usw. sorgt dafür, dass Segeln als Sport durch den Audi MedCup sehr, sehr gut in der Medienöffentlichkeit rüberkommt. Ich kann mir vorstellen, dass sich diese Serie in der Zukunft noch weiter entwickelt."

 

Die Segelsaison neigt sich dem Ende zu

21.09.2010 - Woran man das merkt? Ganz einfach: Die Bootsmessen trommeln laut nach ihrem Stammpublikum! Traditionell eröffnet die Interboot in Friedrichshafen die Messesaison und in diesem Jahr sind alle ganz gespannt, ob der Trend in der Regattaszene hin zum Multihull auch das Fahrtenseglersegment erreichen wird. Womöglich liegen bei ja schon längst bei Bavaria, Hanse, Elan, Dehler, Sunbeam und Co. die Pläne für Doppelrümpfer mit Wingriggs in der Schublade und werden für  Salzbuckel mit Interesse an Mahagoniausbau unter Deck gerne bei einem Glas Champagner hervorgezaubert.

Bis aber das Beste auf dem Wasser seit geschnittenen Toastbrot endgültig die Weltherrschaft übernimmt und sich gegen das Uraltkonzept Monohull durchsetzt, hier ein fast selbstloser Hinweis: In Halle A1 auf Stand 412 präsentiert die Fa. Tactix Yachting Solutions bis zum nächsten Sonntag die MAK 7 sowohl in der Race als auch in der Cruiser Version. Wer ein sportliches Schiff sucht, dass unter Deck Platz für die (kleine) Familie bietet, sportlich segelt und auch eine Mütze voll Wind verträgt, sollte sich die MAK mal von Lars Lensing-Hebben zeigen lassen. Und auch das kleine Skiff Nautica 450 ist für den schnellen Segelschlag nach Feierabend einen Überlegung wert.

 

Tornado EURO - Update

EM Tornado - D3 - Photocopyright: Tornado Class Organisation
EM Tornado - D3 - Photocopyright: Tornado Class Organisation

18.09.2010 - Ohne Filter und pur aus der Segelszene: SailingAnarchy.de wie es sein will und Dank Anarchist Sven auch ist! Hier die letzten Neuigkeiten von der Europameisterschaft der Tornados vom Gardasee:

Wisst ihr eigentlich wie langsam ein Soling segelt…???

Iordanis Paschalidis und Konstantinos Trigkonis haben ihr erstes Streichresultat – einen ersten Platz. Auch heute zeigte das griechische Olympiateam mal wieder seine Extraklasse und verwies die amtierenden Weltmeister Roland und Nahid Gäbler erneut auf den zweiten Rang. Am Freitagmorgen setzte um 03.00 Uhr der Regen ein und die Wolken verhinderten tatsächlich das Aufkommen von Thermik. Mitten in einen erneuten Regenschauer mit ausreichend Wind forderte der Wettfahrtleiter dann das gesamte Feld auf die Boote zu wassern. Sowohl Wind als auch Regen wurden kurzzeitig nach dem Start dann auch stärker und die Sicht auf die Tonnen unmöglich. Also Blindflug, da die Windfäden durch den Regen am Tuch klebten.

In der zweiten Runde tauchte dann plötzlich vor uns ein Feld von Soling auf – optimaler Kurs mitten durch. Kaum voraus gesehen, waren die Kisten aber auch schon wieder sehr schnell hinter uns verschwunden. Wisst ihr eigentlich, wie schnell Multihulls sind? Setzt besser nie eure Kinder auf so eine Kiste, die wollen danach nämlich keinen Opti mehr segeln. Die letzte Runde war dann wieder Topfschlagen bei stark abflauenden Winden. Ein zweiter Startversuch wurde bereits nach der Hälfte der Startkreuz abgebrochen.

An den beiden ersten Plätzen dürfte niemand mehr rütteln, die Griechen verteidigen ihren Titel und Team Gäbler verbucht erneut eine hervorragende Platzierung. Der Kampf um Platz drei wird morgen früh entschieden, da wir bereits um 09.00 Uhr den ersten Start haben. Stay tuned on and sail fast.

 

Und hier sein Bericht  vom zweiten Segeltag der EURO aus Schottensicht und unter dem Motto: Doppelte Pein!

Da sich die Ora heute erst um 16.00 Uhr durchsetzte, gab es leider nur einen Lauf, den die Griechen Iordanis Paschalidis und  Konstantinos Trigkonis knapp vor dem Team Gäbler in einem Fotofinisch gewinnen konnten. Dahinter sind die Abstände weiterhin sehr eng und mindestens 3 Teams kämpfen noch um einen Platz auf dem Podium. Leider ist die Wettervorhersage nicht besonders gut: Wolken und Regen könnten die so wichtige Thermik komplett verhindern. So drehten sich dann bei der abendlichen Pasta-Party mit Bier auch die Gespräche um das beliebte Thema Wind und über körperliche und unsere seelische Pein…

Körperliche Pein: Trotz einer halben Tube Voltaren auf Armen und Schultern verteilt und zwei profilacktischen Schmerztabletten fühlen sich Finger und Unterarme am Morgen des zweiten Tages reichlich taub an. Bei den Tornados fahren die Schotten üblicherweise (fast) alle Schoten und Strecker. Durch die Selbstwendefock arbeitet man an der Kreuz ständig am Groß, reist am Luvfass den Genacker hoch und fährt den dann auch 1:1 aus der Hand – o.k. ein Ratschenblock ist noch dazwischen… Die Lenker haben in der Zeit „nur“ den Carbonstengel in der Hand – soviel zum Thema Zweiklassengesellschaft. Nach den gestrigen 3 Läufen habe ich schon gestern Abend Nahid Gäbler Respekt gezollt, die als einzige Frau im Feld bei Ihrem Liebsten die Leinen klar macht. Trotzdem ein Tag für die Segelannalen.

Seelische Pein: Erst um 16.00 Uhr setzt sich die Ora durch - also ab aufs Wasser. Schnell mal rechts an die Wand um zu sehen, ob der Wind dort hochzieht. Die Entscheidung steht: Steuerbordstart. Klappt perfekt, vor Gäbler und den Griechen sind wir raus – doch der Blick zurück auf die Tonne sagt, dass wir eigentlich drüber waren. Also nehmen wir mit Halbwind auf dem Weg zum Startschiff dem gesamten Feld die Parade ab, nur um dort zu sehen, dass kein Einzelrückruf oben hängt – man tut das weh…!!! Und erst wenn die Jungs einem dann abends auf die Schulter klopfen und dieses süffisante Grinsen haben. Beim nächsten Mal fahren wir einfach weiter…

 

Europameisterschaft der Tornados

EM Tornado - D1 - Photocopyright: Tornado Class Organisation
EM Tornado - D1 - Photocopyright: Tornado Class Organisation

17.09.2010 - Wer darauf hoffte, dass jetzt endlich Schluß ist mit den Geschichten vom Gardasee, den muß ich leider enttäuschen: Auch die Doppelrumpffreunde der Tornadoklasse schätzen aus guten Grund den See als Segelrevier und tragen dort zur Zeit ihre Europameisterschaft aus. Hier eine erstes Update von Anarchist Sven zu den ersten Tagen der Veranstaltung. Vielen Dank dafür an Sven und weiterhin guten Wind:

Tornados rocken den Gardasee

Vor 40 Jahren fand erstmals die für die Tornados legendäre Torbole Trophy statt. 40 Jahre lang am Ende der Saison eine 3-4 Tages-Veranstaltung auf einem (fast) windsicherem Revier und einer geile Location. Dieses Jubiläum haben sich die Tornados ausgesucht, um mit der Europameisterschaft dem Veranstalter einen gebührenden Dank zu zollen. Trotz des weggefallenen Olympiastatus haben 41 Schiffe aus 9 Nationen nur 6 Wochen nach der WM in Travemünde den Weg zum Gardasee gefunden, wo vom 15.09.-19.09. um die europäische Krone gestritten wird.

Neben dem aktuellen Weltmeistern Nahid und Roland Gäbler sind auch die amtierenden Vizeweltmeister und amtierenden Europameister Iordanis Paschalidis und  Konstantinos Trigkonis sowie andere nationale und internationale Top-Segler in Torbole vertreten. Am Dienstag war nach dem allgemeinen Ankommen ein erstes Warm-up angesagt, bei dem die Schiffe angeglichen wurden und erste Konkurrenten identifiziert wurde.

 

Am Mittwoch rockten dann die Tornados mit insgesamt 3 Wettfahrten den See. Bei bester Ora verstärkt durch „normalen“ Wind waren 5-6 Bft. in der Luft und irgendwo am See sollen auch 35 Knt. gemessen worden sein. Dieses Händlerwetter führte dazu, dass in der letzten Wettfahrt nur noch 22 Schiff in die Wertung kamen. Alle waren sich – trotz reichlich Bruch – einig: One of the big days of sailing !!!

Noch mehr Bilder und weitere Infos zum aktuellen Stand der Europameisterschaft der Tornados findet hier hier. Und wenn Sven nicht vom Wind total weichgekloppt wird, gibt es von ihm wohl noch was aus erster Hand aus Torbole.

 

Centomania

Preise für alle Klassen - Centomiglia Ehrentribüne - Photocopyright: SailingAnarchy.de
Preise ohne Ende - Centomiglia Ehrentribüne - Photocopyright: SailingAnarchy.de

16.09.2010 - Die Nachlese zur Cento 2010 wird mit einem Bericht von Anarchist Walter von Bord der siegreichen WILD LADY beendet. Das Boot und seine Crew hat bei allen Teilnehmer Eindruck gemacht und mein Hotelier sprach voller Anerkennung über die Art und Weise, mit der die Wilke 49 gegen den Vento gekreuzt und anschließend vor dem Wind Richtung Süden geflogen ist. Ich zitiere ihn gerne: “Mein Motorboot geht bei Vollgas ca. 23 kns. Auf der Höhe von Limone zog die Wild Lady unter ihrem Riesenspinnaker an mir vorbei, als ob ich stehen würde. Dabei schoben Welle und Wind mich auf 25 kns hoch, aber die Lady war nicht zu halten ... Perfekte Crewarbeit, die fuhren bestimmt 10, 12 Halsen hintereinander, blieben immer im Wind, es sah so aus, als ob die mit dem Schiff spielen würden.” Aber hier nun der Bericht von Walter Mattes, bitte entschuldigt, dass ich keine besseren Bilder dazu liefern kann, aber auf dem ROCKING GIRL war keine Gelegenheit zum photographieren.

Wild Lady - Photocopyright: SailingAnarchy.de
Wild Lady - Photocopyright: SailingAnarchy.de

Cento 2010 - vela e vinci

07:30: Auslaufen und „einsegeln“. Wind und Welle nehmen zu (>15kn). Wir setzen die G3.

08:00: Wechsel auf die G4 und ein Reff ins Groß. Es hat mittlerweile ordentlich Welle und nördlich vom Startgebiet (Bogliaco) noch mehr Wind (wir schätzen gut über 20kn).

08:30: Start – Wolfgang Palm steuert uns super über Linie. Wir fahren mit kräftigem Nordwind auf BB Bug Richtung Felsen (bedingt durch unsere Startzone Linksaußen).

08:40: Umlegen auf SB Bug „Crossing“ vor dem ges. Feld. Wind legt auf über 20kn zu.

09:00: Erster kleiner Schaden. Wind >20kn und < 27kn

09:30: Zweiter kleiner Schaden. Wind >23kn und < 30kn

10:00: Kitesurfer springen in ca. 7m Höhe am Heck der Wild Lady vorbei und grüßen dabei freundlich. Hinter uns segelt die Libera Grifo, Abstand ca. 200m. Jan hat beide Schäden repariert. Respekt an die Kiter, Grifo und Jan (der alles z.T. kopfüber repariert hat). Wind >20kn und <33kn.

10:41: Wir runden die Bahnmarke vor Torbole mit einer Halse unter G4 und ausgerefftem Groß. Der Gennaker (A2) wird gezogen. Wind um die 15kn

10:50: Die erste Welle geht voll über Deck. Andi trimmt den Gennaker und sitzt des Öfteren bis zur Hüfte im Wasser. Wind > 25kn und < 33kn. Boatspeed zwischen 20 und 25kn. Ach ja, gute Stimmung an Bord ;-) Einige Halsen folgen ohne nennenswerte Probleme (Halsen bedeutet hier: Canting Kiel in die Mitte, Gennaker durch grinden schiften, Gennaker mit Winschkurbel trimmen, Canting Kiel hoch ginden, Gennaker wieder mit dem Grinder trimmen – das Boot sollte hierbei nicht umfallen). Bilder oder Filme von unserem Downwindritt sind hoffentlich bald im Internet.

11:42: Wir stehen !!! vor der nächsten Bahnmarke. Bogliaco erweist sich wieder als windfreie Zone, egal wie es sonst wo am Gardasee ballert. Na ja, wir als Bodenseesegler sind das gewohnt und reagieren gelassen, während unsere italienischen Mitsegler (L. Valerio und G. Cassinari) nervös scheinen. Von Norder nähert sich die Clandesteam (!!).

Clandesteam - Libera - Centomiglia 2010 - Photocopyright: SailingAnarchy.de
Clandesteam - Libera - Centomiglia 2010 - Photocopyright: SailingAnarchy.de

11:50: Wir kommen die notwendigen 100m voran und wieder in den kräftigen Nordwind mit ca. 15kn und segeln Richtung Descencano. Boot lenzen, aufräumen, essen, trinken usw. sind nun an der Reihe.

13:40: Wechsel vom A3 auf das Top Vorsegel (GTop).

13:42: Wir runden die Bahnmarke vor Descencano sehr langsam (unter max. Besegelung GTop) bei ca. 5kn Wind.

14:00: von den ehemals 33kn Wind sind noch 3kt übrig und wir schleichen Richtung Ziel (= Start vor Bogliaco)….

15:00 … können aber den Leichtwindgennaker ziehen und entfernen uns kontinuierlich von der teilweise recht nahe gekommenen Libera Clandesteam (selbige hockt vor Descencano in der Flaute fest)…

16:27 … um als „First Ship Home“ ins Ziel zu fahren!!!!!!!!!!!!! Vorsprung vor Clandesteam gute 30min.

16:30 Jubel, Blumen, Sekt, Glückwünsche - ca. 50 Boote begleiten die Wild Lady Richtung Hafen.

16:45 Im Hafen lassen wir uns feiern. Interviews werden gegeben. Das volle Programm eben.

Siegerehrung Centomiglia - Sieger Palm mit ital. Crewpower (links) - Photocopyright: SailingAnarchy.de
Siegerehrung Centomiglia - Sieger Palm mit ital. Crewpower (links) - Photocopyright: SailingAnarchy.de

Fazit: Initiator, Eigner und Steuermann Wolfgang Palm kann zu Recht stolz sein! Eine Cento (und Gorla) mit zwei Siegen und vielen Eindrücken. Die Wild Lady war phantastisch, Crew und Manöver super. Ebenfalls hervorragend war das Zusammenspiel von den mitsegelnden „Local Heros“ Luca Valerio und Giovanni Cassinari mit Eigner und Stammcrew. Wolfgang Palm war zum 2. Mal bei der Cento „First Ship Home“ und erstmalig Sieger.

 

Inshore Race Weekend in Kiel

IRW 2008 - Photocredit: Rolf Wöhrle
IRW 2008 - Photocredit: Rolf Wöhrle

14.09.2010 - Frühherbst in Deutschland und die Skiffies zieht es am nächsten Wochenende gen Norden nach Kiel. Weshalb? Inshore Race Weekend! Mehr in der Pressemitteilung vom ASV i.K.:

Inshore Race Weekend kommendes Wochenende im ASV in Kiel. Für Kurzentschlossene gibt es heiße Skiff-Rennen mit Stadion-Atmosphäre. Mit einem neuen Bahnkonzept, das auch bei schwierigen West- und Ost-Windlagen in der Aussenförde Rennen ermöglicht und damit das Segeln fairer und einfacher machen soll, regiert der ASV 2010 auf die teils schwierigen Erfahrungen aus den letzten beiden Jahren.  Abends winkt wieder das altbekannte Party-Konzept mit Fun-Cup Wertung. Jedes Bier und jeder Gin-Tonic werden am kommenden Renntag in einer Extra-Wertung mit vergütet. Wer es seriöser mag: für 18footer, Int14 und die Mothen ist das IRW ein regulärer Tourstop im Regattakalender. Aber wie jedes Jahr können auch allen anderen Skiff, Jollen und offenen Kielboote melden.Für alle Klassen gilt: Samstags werden bis zu fünf reguläre Bahn-Wettfahrten gefahren, während am Sonntag die legendäre Langstrecke durch die Kieler Förde lockt, bei denen heißeste Carbon um den First-Ship-Home Pokal segelt.  Infos beim ASV i.K.; Meldeschluss ist kommender Freitag. See you in Kiel!

 

 

CATS & DOGS

 

13.09.2010 - Während ich noch immer meine Wunden von der Centomiglia lecke, schaute heute die Segelwelt nach Valencia. BMW-Oracle stellte dort sein mit dem CoR Mascalzone Latino abgestimmtes Protokoll für den 34. Americas Cup vor. Ist es eine Überraschung, dass sich BMW-Oracle für einen Multihull entschieden hat? Nein, dass Team hat die letzten Jahre mit der Optimierung von DogZilla verbracht und offenbar keine Lust, diesen Wissensvorsprung leichtfertig aus der Hand zu geben. Was mich erstaunt, ist die hohe Ähnlichkeit des 72 Fuß AC-Katamaran mit dem Rumpflinien der im 33. AC unterlegenen Alinghi 5. Eine späte Anerkennung der Qualitäten des Entwurfes des Alinghi Designteam um Rolf Vrolijk? Jetzt noch das Killer-Wing-Rigg der USA 17 auf den Doppelrumpf gestellt und voila: Fertig ist der neue Americas Cupper!

AC72 Cat - © americascup.com

Besser, schneller, billiger und ein faires Angebot für alle interessierten Teams! Glaubt das eigentlich jemand ausser BMW-Oracle? In meiner Beschränktheit sehe nur ein Team, dass den Amis in die Suppe spucken könnte und das ist bestimmt nicht der CoR mit Vincenzo Onorato an der Spitze. Aber wer die Reaktionen von Ernesto Bertarelli auf der Pressekonferenz in Valencia nach dem Sieg von BMW-Oracle erlebt hat, der kann sich nur schwer vorstellen, dass der Schweizer noch Lust verspürt, sich wieder mit Russell Coutts und Larry Ellison zu beschäftigen. Aber wer weiss schon, wie die Junkies im Americas Cup ticken. Spannende Zeiten stehen dem Cup jedenfalls bevor und mal sehen, was die nächsten Wochen und Monate bringen werden.

 

WILD LADY beherrscht den Gardasee!

Wolfgang Palm , Eigner Wild Lady, Gewinner Gorla & Centomiglia 2010 - Photocopyright: SailingAnarchy.de
Wolfgang Palm , Eigner Wild Lady, Gewinner Gorla & Cento 2010 - Photocopyright: SailingAnarchy.de

12.09.2010 - Wolfgang Palm und seine WILD LADY haben den Lokalmatadoren auf den Liberas gezeigt, wo der Hammer hängt: Doppelsieg bei Trofeo Gorla und Centomigla für das Team vom Bodensee! Für die Trapezreiter wohl ein mehr als ernsthafter Anlass,. um das klassische Konzept der Libera zu überdenken. Von Walter Mattes werden wir noch einen Bericht von Bord des WILD LADY zur Cento erhalten, er ist gerade auf der Heimfahrt, deshalb bitte noch etwas Geduld.

Arsch aufgerissen - Photocopyright: SailingAnarchy.de
Arsch aufgerissen - Photocopyright: SailingAnarchy.de

Bitte vergesst ganz schnell, was ich Gardasee-Laie vorgestern zur “vermutlich nicht Starkwind Cento” geschrieben haben. Morgens um 07:20 raus aus dem Hafen und es begrüßt uns eine eklige Welle aus Nord ohne Wind. 300 Meter weiter draußen ging es los: Wind aus Nord, schnell auffrischend und schon bald weiße Schaumkronen über die volle Breite und hoch bis nach Torbole. Kurz und knapp: SUPER START DER ROCKING GIRL! Als erstes Boot in unserem Sektor über die Linie! Anschließend 3 Stunden Dreckskreuz bei 1-1.30 m Welle, 5+ Bft und Böen an die 7, Reff im Gross und endlich die Wendemarke nördlich des Segelclub von Malcesine. Reff raus, großer Gennaker hoch und sofort 12, 13, 14 kns auf dem GPS! Aber nach 30 Sekunden war der Spaß leider schon vorbei :-( Phillip zieht nach der ersten Halse an seiner Gennakerschot, zieht, zieht und nix tut sich! Das Ende der verjüngten Schot hat sich aus dem Spleiß im dem Schothornbommel gelöst! Luvbergung des Gennaker, anknüppern der Schot mit klassischem Palstek und wieder hoch mit dem Tuch. Beim Setzen eine üble Eieruhr gebaut, dass von Caprifischer für die Galerie getoppt und zum krönenden Abschluß noch den Gennaker am Ruderblatt zerfetztet. Die Cento hat uns wirklich den Arsch aufgerissen und nach einem weiteren Fuckup mit dem kleinen Gennaker haben wir die Regatta abgebrochen. Nicht gerade das, was ich mir von dem Mythos Centomiglia erwartet habe, aber ich habe Blut geleckt.  Wenn sich die Gelegenheit bietet, werde ich mir auch im nächsten Jahr das zweite Wochenende im September für diese Regatta freischaufeln.

 

Ein Käfig voller Narren?

Telebox - Libera - Cento 2010 - Photocopyright: SailingAnarchy.de
Telebox - Cento 2010 - Photocopyright: SailingAnarchy.de

10.09.2010 - Wohl kaum, aber etwas Wahnsinn schadet nicht, wenn man sich mit dem Libera-Fieber angesteckt hat. Auf dem Kai des Stadthafen von Bogliaco stehen mittlerweile 5 dieser Riesenskiffs und ich bin gespannt, was morgen in der Früh an der Startlinie los sein wird. Die 60. Centomiglia wird vermutlich nicht als Starkwindregatta in die Geschichtes dieser Wettfahrt eingehen und ich hoffe, dass wir nicht nur von der Sonne gebraten, sondern doch etwas Wind erleben dürfen. Neben den Hinguckern Candesteam, Raffica, Telebox, Lillo und Co. beeindruckt das starke Feld der ASSO 99 im Bereich der Einheitsklasse. Mittlerweile ist das Hafenbecken vollgepfropft, Päckchenbauen wurde schon vor Stunden aufgegeben und Yacht um Yacht wird irgendwie und irgendwo festgebunden. Gestern Abend fand die Preisverteilung für die Trofeo Gorla auf der Piazza S. Nazzario am Hafen von Bogliaco statt und zum Abschluss erklang die deutsche Nationalhymne für die WILD LADY von Wolgang Palm. Ein beeindruckendes Schiff, aber tröstlich zu sehen, dass auch diese weiße Carbonrakete Wind zum Segeln braucht, wie wir heute während unseres Trainingsschlages mit der ROCKING GIRL feststellen durften.

Scharfes  Hinterteil! Wild Lady - Cento 2010 - Photocopyright: SailingAnarchy.de
Scharfes Hinterteil! Wild Lady - Cento 2010 - Photocopyright: SailingAnarchy.de

Gleich geht es in die Falle, morgen früh klingt der Wecker um 06:15 Uhr und dann geht es hoffentlich bald los. Updates wird es geben, wenn es wieder welche gibt ...

zweite

Ich bin schon fast da ...

09.09.2010 - Wenn alles klappt, werde ich heute Nachmittag am Gardasee eintrudeln und zusehen, dass ich in Bogliaco die Jungs von der Rocking Girl finde. Anarchist Michael Kramer hat nach seinem Russlandtrip die ROCKING GIRL, eine Thompson T750, wieder auf den Haken genommen und über den Brenner zum Gardasee gezogen. Gorla und Centomiglia sind ein reizvolles, aber auch anspruchsvolles Regattaprogramm für Eigner, Crew und deren Familien. Platz 2 in ihrer Startgruppe ist für Rocking Girl ein guter Einstieg für die Cento. Gewinner der 44. Trofeo Gorla ist die WILD LADY von Wolfgang Palm und hier der Bericht von Walter Mattes, Trimmer auf der rattenscharfen Wilke 49:

 Gorla 2010 - Wild Lady - Photocopyright: Reporter Favretto © www.giornaledibrescia.it
Gorla 2010 - Wild Lady - Photocopyright: Reporter Favretto © www.giornaledibrescia.it

Pünktlich zum Start sackte der Wind in der linken Startzone (Startgebiet der Liberas) kurz ab was kein Boot in die Verlegenheit eines Frühstarts brachte. Am besten startetet die RAFFICA, (Ungarische Libera A), die jedoch die ihren Vorsprung durch ein Reffmanöver schnell wieder aufbrauchte. Die Kreuz zur ersten Wendemarke vor Torbole verlief bei 3-4 Bft. standardgemäß: Alle Racer segeln rüber nach Malcesine und danach wieder zurück zu den Felsen am Westufer. Erster Zwischenstand: Wild Lady rundet knapp vor Clandesteam-Il sole mio energy (Libera A).

Danach jedoch wurde es tricky: Flaute vor Tobole! Die Wild Lady versucht ihr Glück an der West-, Clandesteam-Il sole mio energy an der Ostseite. Nach viele Segelwechseln auf beiden Booten kann die Wild Lady ihren Vorsprung kurz ausbauen. Bei der Seeüberquerung zur 2. Bahnmarke vor Aszenza kann Clandesteam-Il sole mio energy wieder aufholen. Die Wild Lady rundet erneut knapp als erstes Boot bei mittlerweile schönen Südwind.

Auf der abschließenden Kreuz ins Ziel lässt die Wild Lady nichts mehr anbrennen und deckt die Clandesteam-Il sole mio energy stets ab. Im Ziel ist die Wild Lady „first ship home“ und knappe 3min vor Clandesteam-Il sole mio energy gefolgt von RAFFICA.

Wolfgang Palm, Skipper und Eigner der Wild Lady, hat die Trofeo Gorla somit zum 3. Mal (2 Siege auf Wild Lady, 1 Sieg auf Magic Lady) gewonnen. Mit dabei waren neben der Stammbesatzung die zwei Locals Luca Valerio und Giovanni Cassinari die das Bodenseeteam sehr erfolgreich unterstützten. Auf der Wild Lady sind nun die Vorbereitungen für die kommende Cento voll am laufen – der erste Sieg in dieser Regatta ist das Ziel.

 

Ich bin dann mal weg ...

Gardasee 2009 - Photocopyright: SailingAnarchy.de
Gardasee 2009 - Photocopyright: SailingAnarchy.de

08.09.2010 - In den nächsten Tagen wird es auf der Startseite von SailingAnarchy.de etwas ruhiger werden. Ich klinke mich für in paar Tage aus, doch ganz von Segeln kann ich nicht lassen: Am kommenden Wochenende steht die Centomiglia an und ich hoffe, dass ich diese Regatta auf dem Traumrevier Gardasee live erleben werden.

ORCi Worlds 2010 - D1 - Photocopyright: Segel-Bilder.de
ORCi Worlds 2010 - D1 - Startgruppe Alpha - Photocopyright: Christian Beeck www.segel-bilder.de

In Flensburg ging heute bei guten Wind und Kaiserwetter der erste Tag der ORCi Weltmeisterschaft über die Bühne. In beiden Startgruppen wurden je 2 Wettfahrten gesegelt. Ich hoffe stark darauf, dass die zahlreich vorhandenen Anarchisten neben Segeln und Feiern auch etwas Zeit dafür finden, uns mit News, Bildern und Gerüchten per Forum zu versorgen.

ORCi Worlds 2010 - D1 - Photocopyright: Segel-Bilder.de
ORCi Worlds 2010 - D1 - Bohemia Express (CZE) - Photo: Christian Beeck www.segel-bilder.de

In der Startgruppe Alpha hat die Bohemia Express aus Tschechien die Führung vor der Beluga Sailing Team von Christian Plump übernommen, auf Platz 3 liegt derzeit die All 4 One aus Kroatien. Die Startgruppe Beta wird von den X332 dominiert, hier liegen die Lokalmatadoren PATENT 3 vor CHINNOK und SALONA aus den Niederlanden. Mehr Infos auf der Website der ausrichtenden Flensburger Segel-Club, auf der eine Galerie mit sehr guten Bilder von Christian Beeck von Segel-Bilder.de hinterlegt ist.

 

Auftakt im Sonnenschein

ORCi WM 2010 - Flensburg - Photocopyright: Dobbs Davis / ORCi Worlds 2010
ORCi WM 2010 - Flensburg - Photocopyright: Dobbs Davis / ORCi Worlds 2010

07.09.2010 - Der ORC ruft die SeeseglerInnen zu  seiner Weltmeisterschaft nach Flensburg und mehr als 50 Crews aus insgesamt 9 Nationen segeln ab morgen um das Silber auf Kurzbahnen und Langstrecken. In zwei Startgruppen treten die Yachten unter dem Ratingsystem ORCi an und werden bis längstens kommenden  Sonntag ihren Weltmeister ermitteln. Von Anarchist Twentyplus hier ein Ausblick auf die Veranstaltung aus Sicht eines Teilnehmers:

"Die Welt zu Gast an der Förde?" Wie es aussieht, wird der Wind - anders als letztes Jahr bei der IDM in Flensburg - für Unterhaltung sorgen. Der Welt muss auch mehr als nur Flaute geboten werden, zumal es heißt, dass die Welt nach Flensburg zum Segeln käme. In der Tat, auf der Meldeliste sind nicht NUR GER's. Es sieht so aus, als würde es sowohl windig als auch sonnig werden und als würde das ein sehr interessanter Wettbewerb.

In der großen Klasse will Shakti als einziges Schiff mit GPH unter 500 beweisen, dass es mit der schnellen Rogers 46 allein vorneweg gegen die Horde der langsameren 40-Füßer geht, zumal auf dem Heimatrevier. Favorit ist sicherlich die Rodman 42 Beluga, aber auch die baugleiche Silva Hispaniola wird ein Wörtchen mitreden. Nicht zu schweigen von den Holländern mit einer Ker 11.3 und dem frisch gekürten Zweitplatzierten beim Commodor's Cup in Cowes (unter Hong Kong-Flagge), Christopher Opielok mit seiner Corby 36 Rockall. Westwind First 40, Veolia IMX 40 und Imagine IMX 40 sind auch dabei, haben aber bisher eher bei Leichtwind performed. Und Kroaten mit einer Salona 42R, Finnen und Tschechen mit einer Grand Soleil 42 R (das überragende Schiff im Mittelmeer!). Und schließlich Nils Springer am Steuer der immer gefährlichen Luffe 42 Transit Express. Da ist Musik drin. Bin sehr gespannt, wer sich da durchsetzt. Zahlreiche Außenseiter werden den Favoriten sicherlich hier und da Punkte klauen. Spannend finde ich, ob - insbesondere, wenn es windiger wird, als bei den meisten ORCi-Regatten auf unseren Gewässern in letzter Zeit - die IMS-optimierten Kisten" und Wohnboote die Nase vorn behalten oder ob ORCi inzwischen so offen ist, dass Racer wie die Rogers, die Corby oder die Ker ein Wort mitzureden haben. Die IDM Inshore in Kiel sah mit der TP 52 Audi (bei allerdings kiesteichmäßigen Bedingungen) ja schon einen großen Racer vorn. Und bei der Offshore IDM in Helgoland siegte die nagelneue Swan 60 Emma. Man darf gespannt sein, ob die 40-Fuß-Eigner demnächst entweder ein größeres, schnelleres Schiff brauchen oder eine neue Klasseneinteilung, die den Booten unter GPH 500 eine eigene Wertung gibt. Erfreulich jedenfalls, dass 7 von den 21 Startern aus dem Ausland kommen, genauer sind CRO, CZE, DEN, EST, FIN, NED und NOR dabei.

ORCi WM 2010 - Flensburg - Photocopyright: Dobbs Davis / ORCi Worlds 2010
ORCi WM 2010 - Flensburg - Photocopyright: Dobbs Davis / ORCi Worlds 2010

Noch größer ist die Konkurrenz bei der "kleinen" Klasse B. 35 Meldungen, davon spärliche 6 nicht-GER's. Die Starts werden sicher unterhaltsam. Als "Großer" hoffe ich, dass man uns vor den "Kleinen" rauslässt, wenn ich an die wahrscheinlichen Rückrufe denke... Zwischen GPH 600 und 700 traut sich fast ausnahmslos Serienwahre auf die weltmeisterliche Bahn. Kann das Urgestein "Froschkönig" Dehler Optima 101/106 (uralt) wieder alle foppen? Oder die (fast-) Rentnergang von der Chinook, X-332 ihre Revierüberlegenheit ausspielen? Nach zwei deutschen Meistertiteln in Folge (Offshore 2009, Inshore 2010) sind die X-332-Indianer jedenfalls im Favoritenkreis. Dazu gehören auch die dänische Hansen X-37 mit Super-Steuerfrau Susanne Ward und Revierfuchs Mikkelsen mit seiner Werksyacht First 35, der im letzten Jahr die IDM in der großen Klasse in Flensburg nach Belieben dominierte. Und natürlich der Offshore-Meister von Helgoland, Uwe Wenzel mit Familie und Familienmitglied Dehler 29 und die X-33S Patent. Und was ist von den Niederländern mit Dehler und Salona und den Schweden mit einer X-332, einer Arcona 340 und der nagelneuen Finnflyer 36 zu halten?

Alles spannend, wenn auch sehr "deutsch" für eine WM. Aber da sich die Profis ja sehr weitgehend in die Box-Rule und Einheitsklassen zurückgezogen haben und damit auch das große Geld aus dem Vermessungssegeln in Nordeuropa raus ist, muss man sich über dieses Teilnehmerfeld nicht wundern. Welchen Italiener wird man dazu bringen können, seinen 5-9 t schweren Familienkreuzer für teures Geld per LKW über die Alpen zu bringen, bloß um in Flensburg zu frieren? Und die Nachbarn aus dem Norden sind eben formelmäßig zerstritten. Engländer machen sich's bei IRC nett (und zahlen immer noch in Pfund und fahren auf der falschen Seite der Straße...) und die Dänen (also die, die in DK segeln und nicht meistens in GER...) machen dies und das, aber jedenfalls kein ORCi. Das wird hoffentlich ein weiterer Anstoß für die Herren mit Krawatten im schönen Quellentaler Clubhaus über eine OneWorldRule zu diskutieren, von der wir letzten Winter zu träumen wagten und von der in diesen Tagen nichts mehr zu hören ist.

Ab jetzt gibt's aber hoffentlich keine Politik mehr, sondern sehr geiles Segeln mit Wind und auf tollen Bahnen! Wir sind mit einer Horde überwiegend betagter Anarchisten auf dem ältesten Schiff der Flotte mit Spaß dabei. Mal sehen, ob was geht, jedenfalls bei den Corinthians (Deutsch: Amateuren). Weitere Berichte gern Blog-artig nach den ersten Renntagen! Und Offizielles unter www.fsc.de. Horrido! Twentyplus

 

Fliegende Rümpfe

RC Multihull Rangsdorf 2010 -  Mini 40 - Start - Photocopyright: Achim Pelka
RC Multihull Rangsdorf 2010 - Mini 40 am Start - Photocopyright: Achim Pelka

06.09.2010 - Während SailingAnarchy.de am vorletzten Wochenende die Katamaranprofis bei der Extreme Sailing Series in Kiel live erleben durfte, trafen sich die Cracks der Multihull-RC Segler beim Seesportclub Rangsdorf südlich von Berlin. Achim Pelka, Anarchist seit unserem Start und selbst ein feinfühliger Dirigent an der Fernbedienung, nutzte diese Gelegenheit und hat für uns einige Bilder von der Regatta geschossen. Hier sein Bericht:

Am 28.+29. August trafen sich zum zweiten Mal die europäischen Multihull-RC-Segler der Klassen Mini40 und 2m beim Seesportclub Rangsdorf. Es waren Vertreter aus Deutschland, Österreich und Frankreich am Start. Bei eher herbstlichen Wind- und Wetterbedingungen gab es viele Ausfälle, aber auch spektakuläre Szenen.

RC Multihull Rangsdorf 2010 - Hakelige Angelegenheit - Photocopyright: Achim Pelka
RC Multihull Rangsdorf 2010 - Hakelige Angelegenheit - Photocopyright: Achim Pelka

In der Klasse Mini 40 gewann Michael Scharmer aus Kiel vor Karl Schmidt aus Wien, bei den 2m Booten ging der Sieg an Eric de Costa aus Paris vor Gerd Rasch aus Wiesbaden. Viele Grüße, Achim

RC Multihull Rangsdorf 2010 - 2 Meter Klasse an der Kreuz - Photocopyright: Achim Pelka
RC Multihull Rangsdorf 2010 - 2 Meter Klasse an der Kreuz - Photocopyright: Achim Pelka

 

Vielseitig und im Doppelpack

Audi Sailing Team Germany - Extreme Sailing Series 2010 - Kiel - Photocopyright: Sascha Klahn/Audi Sailing Team Germany
Extreme Sailing Series 2010 - Kiel - Photocopyright: Sascha Klahn/Audi Sailing Team Germany

03.09.2010 - Am letzten Wochenende steuerte Johannes Polgar bei der Extreme Sailing Series noch einen Katamaran über die Kieler Innenförde. Gemeinsam mit seinem Starbootvorschoter Markus Koy und Timo Jacobs sowie Lorenz Huber traten sie als Audi Sailing Team Germany gegen einige der besten Multihulllsegler der Welt an. Das frisch gebildete Team verkaufte sich bei seiner Premiere in diese Wettfahrtserie so teuer wie möglich, doch alles anderes als der letzte Platz in dem hochklassigen Teilnehmerfeld wäre eine Überraschung gewesen.

Deutlich besser lief es für die amtierende Europameister im Starboot in den letzten drei Tagen bei der Internationalen Deutschen Meisterschaft auf dem Berliner Wannsee. Hier die Pressemitteilung des ausrichtenden VSaW zum Abschluß der IDM und herzlichen Glückwunsch an die Gewinner zu ihrem Sieg.

Spannender hätte das Finale einer Deutschen Meisterschaft nicht sein können. Die Europameister Johannes Polgar und Markus Koy gingen als die Gejagten in die letzte Wettfahrt. Nur wenige Punkte trennten die Mannschaft vom NRV von der Konkurrenz. Lars Kiewning (VSaW) und Niels Hentschel (NRV) saßen den beiden ebenso wie Alexander Schlonski (NRV) und Mathias Bohn (WSC) im Nacken. Genauso dicht dahinter der zweifache Weltmeister Alexander Hagen mit Marko Hasche. „Wir hatten super Bedingungen für ein spannendes Finale“, resümiert der Wettfahrtleiter Andreas Schorr vom VSaW nach einer erfolgreichen Segelwoche. „Ein schöner Abschluss für die Deutsche Meisterschaft.“

Jojo Polger & Markus Koy - IDM STAR 2010 - Photocopyright: Kathrin Kadelbach / VSaW
Jojo Polger & Markus Koy - IDM STAR 2010 - Photocopyright: Kathrin Kadelbach / VSaW

Und in der Tat hatte es das Medalrace in sich. Kurz vor dem Startsignal mussten die Zweitplatzierten Kiewning/Hentschel die bevorteilte Startposition in Lee aufgeben. Zu groß war das Risiko die Tonne zu berühren. Damit machten sie den Weg frei für Polgar/Koy die nun als erstes Schiff in Lee die Starlinie bei Null überqueren. Das Feld lag noch dicht beisammen auf dem ersten Vorwind. Während Polgar/Koy sich an der Spitze langsam absetzen konnten, wurde es um die weiteren Medaillenplätze immer spannender. An guter Stelle liegend mussten Schlonski/Bohn einen Strafkringel absolvieren, nachdem sie an der Tonne zu dicht unterwendet hatten. Aber nicht nur der Kringel wurde gefährlich für die Mannschaft. Beim Abfallen bog sich der Mast gefährlich krumm und drohte zu brechen. Dass in letzter Sekunde das Backstag gezogen wurde, rettete nicht nur den Mast, sondern auch die Bronzemedaille. Dazu musste das Team jedoch erst an Hentschel/Kiewning vorbei, die konsequent ihre Position verteidigten. „Kurz vor der Tonne ist das polnische Team direkt auf uns rauf gewendet. Wir mussten raus aus den Abwinden und die sichere Deckung aufgeben“, erklärt Lars Kiewning das Medalrace, welches ihm und seinen Vorschoter Niels Hentschel nach einer starken Serie die Medaille kostete. Schlonski nutze die Chance und rundete die letzte Tonne vor dem Berliner Steuermann.

Am Ende siegten Johannes Polgar und Markus Koy sowohl im Medalrace als auch in der Gesamtwertung. „Das war eine spannende Woche auf dem Wannsee und ein aufregendes Medalrace. Wir sind froh, dass wir das Double geschafft haben und dem Europameistertitel jetzt den Deutscher Meister Titel nachlegen konnten. Der VSaW hat eine tolle Meisterschaft ausgerichtet, sowohl auf dem Wasser als auch an Land.“  Alexander Hagen und Marko Hasche sicherten sich im Endspurt noch die Silbermedaille. Alexander Schlonski wurde mit Matze Bohn Dritter. Als beste VSaW Mannschaft platzierte sich Lars Kiewning mit Niels Hentschel (NRV) auf dem vierten Platz.

 

Sterne auf dem Wannsee

IDM STAR 2010 Berlin - Photocredit: Kathrin Kadelbach. / VSaW
IDM STAR 2010 Berlin - Photocredit: Kathrin Kadelbach. / VSaW

01.09.2010 - Die STAR Boote Flotte Berlin feiert ihren 75. Geburtstag und richtet aus diesem Anlaß im VSaW die IDM dieser olympischen Bootsklasse aus. Neben der nationalen Spitzenklasse ist auch Markus Wieser am Start, in den letzten Jahren der dominierende Segler im Drachen. Als Mitglied des ausrichtenden Vereins stieg er vor wenigen Tagen zum ersten Mal in seinem Leben in einen STAR. Als Einstieg für die IDM nutzte er und sein Vorschoter Ulli Seeberger die Regatta um die Potsdamer Kanne am letzten Wochenende beim PYC. Mit Platz 2 hinter Routinier Robert Stanjek vom NRV gelangt die Generalprobe ganz gut und wir sind gespannt, wie Wieser seine Routine in dieser hochklassig besetzten Internationalen Meisterschaft umsetzten kann.

IDM STAR 2010 Berlin - Wieser / Seeberger - Photocredit: Kathrin Kadelbach / VSaW
IDM STAR 2010 Berlin - Wieser / Seeberger - Photocredit: Kathrin Kadelbach / VSaW

Hier die Pressemitteilung des VSaW von Kathrin Kadelbach zu den Wettfahrten am Dienstag: Am zweiten Tag der Deutschen Meisterschaft der Starboote zeigte der Wannsee als anspruchsvolles Segelrevier. Sonnenschein, Wind und starke Dreher beherrschten das Regattageschehen. Keine leichte Aufgabe für die Segler, umso spannender für die Zuschauer.

Nach 3 Wettfahrten wundert also es kaum, dass sich eine der erfahrensten Mannschaften an die Spitze gesetzt hat. Der zweifache Weltmeister Alexander Hagen und Marko Hasche (Hamburg/NRV) liegen mit 10 Punkten nach 4 Wettfahrten in Führung.

IDM STAR 2010 Berlin - Photocredit: Kathrin Kadelbach / VSaW
IDM STAR 2010 Berlin - Photocredit: Kathrin Kadelbach / VSaW

Allerdings werden sie dicht gefolgt von den Starboot Europameistern und Clubkollegen Johannes Polgar und Markus Koy, die sich heute mit zwei Tagessiegen und einem siebten Platz auf Platz 2 vorarbeiten konnten. Dabei lernten die beiden schmerzhaft, dass die Tücken auf dem Wannsee nicht nur in den starken Winddrehern liegen. „Das ging hin und her mit den Gegnern und dem Wind. Da durfte man keinen Moment verpassen und die Boote um uns herum stets im Auge behalten.“ Das taten beide auch - doch hätte wohl besser einer nach vorne geschaut. In Führung liegend rammten sie so frontal eine Fahrwassertonne.

Als beste VSaW-Mannschaft liegt Lars Kiewning mit Niels Hentschel (NRV) in Lauerstellung auf Platz 4. Punktgleich mit Drachen-Europameister und Star-Boot-Neueinsteiger Markus Wieser (VSaW) mit Ulli Seeberger (YCRa), die taktisch überzeugend segeln, aber noch mit dem Speed Probleme haben. „Bei Wind haben wir noch Schwierigkeiten mit dem Speed der Top-Teams mitzuhalten.“, resümiert Wieser. Morgen wird der Wind leichter, dann wird es wohl noch spannender auf dem Wannsee.

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