Melges 24 - German Open 2008
German Open 2008 Melges24; Photocopyright: FSC
15.09.2008 - Am Wochenende blies er richtig in Flensburg auf der Förde und die Teilnehmer an der GO der Melges 24 flogen über das Wasser. Hier der Bericht von Klassenhäuptling und Anarchist Günter, der mit seinem Team Ka-Nalu-Nui einen Tagessieg feiern durfte, Glückwunsch und Danke für den Bericht.
Das volle Programm wurde der Melges24-Klasse anlässlich Ihrer German Open 2008 geboten, die im Rahmen der Fördewoche 2008 beim Flensburger Segel Club ausgerichtet wurde. 18 Boote aus 7 Nationen belegen die ungebrochene Attraktivität der Melges24 Klasse. Das Teilnehmerfeld war erstklassig besetzt. Ehemalige Olympioniken wie Alex Hagen, Olli Schwall oder Arpad Litkey belegen das hohe Niveau, welches in der Klasse herrscht. Als starke Konkurrenz wurden weiterhin Arne David Andersen als Ranglistenzweite aus Norwegen, Michael Good aus der Schweiz (Gewinner der German Open 2007) sowie der Zweite der Weltrangliste 2007 John Pollard, der das Team von David Rowen verstärkte, eingeschätzt. Nach dem Einwiegen und dem Wetterbriefing am Freitag ging es dann mit 2 Läufen los, die wie angekündigt bei Starkwind mit 25 Knoten – in Böen deutlich über 30 Knoten – gesegelt wurden.
German Open 2008 Melges24; Photocopyright: FSC
Das ist dann schon am Limit des segelbaren. Alle Boote mit Starkwindtrimm und zum Teil im „Survival-Mode“. Dem mühsamen Kreuzen folgen dann hammerharte Downwinds unter Genaker mit Topspeed bis zu 20 Knoten. Bemerkenswert, dass alle Boote den Genaker auch unter diesen Bedingungen ziehen – der eine oder andere Sonnenschuß gehört dann einfach dazu. Die Zieleinläufe sind wie gewohnt eng und die Laufsiege gehen an Arpad Litkey (HUN 728) sowie Oliver Schwall (GER 627). Der Samstag dann etwas moderater mit Windspitzen von max. 25 Knoten und im Schnitt 15-20 – also immer noch Starkwindtrimm und tolle Genakerritte über die Flensburger Förde. Die 2 Runden der „Up and Downs“ mit ca. 1,2 nm Schenkellänge werden in ca. 45 Minuten abgesegelt. Die Laufsiege der Rennen 3, 4 + 5 gehen an Michael Good (SUI 382), Günter Tzeschlock (GER 640) und wiederum an Arpad Litkey auf HUN 728, die nach der Zwischenwertung der 5 Läufe vor Oliver Schwall in Führung liegen.
German Open 2008 Melges24; Photocopyright: FSC
Der Sonntag brachte dann herrliches Spätsommerwetter mit Winden bis zu 15 Knoten und Sonnenschein. Zwei weitere Regatten mussten die Entscheidung bringen. Das ungarische Team auf der „Proximo“ legte dann auch mit einem weiteren Laufsieg im 6. Rennen mächtig vor, allerdings wieder dicht gefolgt von Oliver Schwalls „Rat Pack“. Die Entscheidung war dann bereits nach 6 Läufen gefallen: „Team Proximo“ (HUN 728) gesteuert von Arpad Litkey gewinnen vor der „Rat Pack“ (GER 627) die German Open 2008. Spannend bleibt es beim Kampf um den 3. Platz. Der für den FSC startende Jörn Petry (GER 637) liegt noch hauchdünn vor der „Zero Two“ aus der Schweiz. Doch die Crew um Michael Good gibt im 7. Rennen noch mal alles, gewinnt ihr zweites Rennen in dieser Serie und belegen somit den dritten Gesamtplatz - punktgleich mit der „Haiopei“ von Jörn Petry, dem nur der undankbare 4. Platz bleibt.
Rundum zufriedene Segler waren bei der Siegerehrung anzutreffen, die vom Team des FSC ebenso perfekt und freundlich durchgeführt wurde wie die gesamte Serie. Ein großes Dankeschön der Melges24 Klasse an Claus Otto Hansen und Hajo Andresen sowie Ihr Team des Flensburger Segel Club. Ein fast noch größeres Dankeschön an Jörn Petry, der die Koordination mit dem FSC und das Stegbier am Samstag übernommen hat und speziell an Jan Schmidt und sein "Bad-Boys-Team", die sich mit viel Einsatz um das Rahmenprogramm gekümmert und am Freitagabend eine Caipirinha Party auf dem Campingplatz des FSC gesponsert & organisiert haben. Party-Time bei den Melges24…. – kann sich sehen lassen!!
Auf ein Neues bei der German Open 2009 die über Pfingsten bei Chiemsee Yacht Club in Prien stattfinden wird. Günter / 15.09.2008
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Gorla und Cento 2008
Garda 2008 - Photocredit: G-Force Crew
14.09.2008 - Aus seinem wohlverdienten Urlaub auf den Kanaren hat uns Anarchist Umpire einen Bericht über die diesjährigen Gardasee Highlights Gora und Centomiliagia zugesandt. Danke dafür und weiterhin schöne Tage in der Sonne:
Am Gardasee gibt es bekanntermaßen zwei dominante Windsysteme: Den morgendlichen Vento (eigentlich Peler) aus Nord und die nachmittägliche Ora aus genau der anderen Richtung. Optimistische Segel- und Surftouristen neigen dazu zu behaupten, dass beide Winde jeden Tag auftreten und zwar so sicher, dass man die Uhr danach stellen kann. Leider ist auch die Welt in Bella Italia nicht ganz so perfekt, zumindest nicht für auswärtige Segler. Insgesamt gab es bei der 58. Centomiglia und deren Kurzversion Trofeo Gorla in Bogliaco nichts wirklich Neues (Ich war allerdings schon 10 Jahre nicht mehr da). Die am alten Hafen aufgestellten Liberas sind allesamt altgedient, die Asso-Flotte ist noch immer groß, und bei den Crocieras die üblichen Verdächtigen wie Machete, Bravissima und Mediatel. Die eigentlich „neuen Schiffe“ kamen vom Bodensee: Die Wild Lady von Wolfgang Palm, die Psarros 40 Syz&Co. von Werner Hemmeter (beide Libera) und unsere G-Force mit Sven Niklaus am Rohr (Crociera A).
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Wild Lady & SYZ & Co, Sumser Regatta 2008, Photocopyright: © 2008 WSC e.V.
Die Bodenseeflotte lag nebeneinander in der Marina di Bogliaco bestens präpariert und wartete sehnsüchtig auf Rennen und Wind. Am Morgen der Gorla blieb aber der Vento völlig aus. Am Start stattdessen irgendetwas Seltsames aus Südwest und das nur streifenweise. Die Bodenseeschiffe sind am Start alle sehr sauber rausgekommen und konnten das Geschehen ziemlich bald von vorne anschauen. Die Wild Lady (mit italienischem Taktiker an Bord) und die ehemalige Italia (altbewährte Libera) gefolgt von der Principessa (jetzt unter ungarischer Flagge) waren bei mittlerweile Süd ziemlich schnell ziemlich vorne weg und dann kam auch schon der Moment in dem das Rennen entschieden werden sollte.
Unser Taktiker fragte die restliche Mannschaft, warum die Italia denn so zielstrebig ans östliche Ufer fuhr, und Palm & Co wenig später hinterher. Schulterzucken, ein offenes Fragezeichen. Warum nur? Hier ist doch grad mehr Wind! Italo-Spezial halt. Lass die mal. Die Antwort war die früh einsetzende Ora bei Malcesine, also genau gegenüber. Und als die dann kam, transportierte sie sämtliche Dolphins, Onyx, Protagonisten und anderes nautisches Gerät weit vor uns und die anderen Linksfahrer.
Wild Lady, Sumser Regatta 2008, Photocopyright: © 2008 WSC e.V
Die Wild Lady konnte in den Windstreifen am Ufer entlang bis nach Torbole fahren und war, als die Ora anfing richtig zu wehen, mit gutem Vorsprung auf der Kreuz und schaukelte das Ding locker als Erste über die Linie. Berichten zufolge soll Wolfgang Palm nach dem Rennen durch den Hafen geschwebt sein, von Fanfarenklängen musikalisch untermalt. Zweieinhalb Stunden später kamen wir als knapp „erste Dolphin“, um viele Weisheiten reicher, an.Bei uns wurde beim Verzehr der restlichen zähen Käsebrötchen der Vorsatz gefasst, die restliche Zeit bis zur Cento zur Revieranalyse zu nutzen, wenigstens den Nordteil vom See.
Der Start der Centomiglia ist erklärungsbedürftig. Es ist ein Rabbit-Start mit einer Pre-Start-Line, die in Sektoren für die jeweiligen Gruppen unterteilt ist. Beim Startsignal muss man hinter der Linie im entsprechenden Sektor sein. Dann fährt der Rabbit los und hinter dem geht’s dann auf die Bahn...In der Praxis hatte man damit zu kämpfen, dass die Italiener den 10-min-Schuss und den 5-min Schuss knapp 6-min nacheinander abfeuerten, wodurch keiner mehr wusste, wie lang es noch bis zum Start war. Die Signalflaggen waren an Land, aber für alle auf dem Wasser unsichtbar, da durch diverse Libera-Groooßsegel versperrt. In der Segelanweisung stand, dass der Rabbit beim Schuss losfährt und da sind wir - und alle dann auch - bei brauchbarem Vento auf nach Torbole.
Garda 2008 - Photocredit: G-Force Crew
Das gewohnte Bild: Palm auf auf und davon, Liberas hinterher und eine Meute von Motorbootfahrern samt üblen Wellen. Dann der erste Dreher auf Süd, frühe Ora. Die Liberas, angeführt von der Wild Lady, wenig vor uns in Torbole, rum und auf die Kreuz, wir als zweite Crociera hinter der Mediatel. Dann anderthalb Stunden Kreuz bei 16kt TWS und dann eine Sauerei, die selbst am Bodensee für schlechte Laune sorgen würde: Wind weg vor Malcesine. Eine Windkante 200m von uns und dem aufgelaufenen Feld entfernt. Hinfahren. Meter für Meter. Leider hatten wir nicht wie unsere Kontrahenten eine molto grande Top-Genua und blieben dadurch ein bisschen länger stehen. Wer den Wind aber erreicht hatte war so schnell so weit weg, dass mit dem Fernglas nicht mehr zu erkennen war wer das eigentlich ist. Zug verpasst. Irgendwann ging es aber auch für uns weiter in den Süden zu den nächsten Schweinereien, draußen Wind, drinnen nix, Machete auch noch zwei Kilometer vorne weg. Die entgegenkommenden Schiffe lieferten die Erkenntnis, dass es wohl doch etwas nützt, local heroes an Bord zu haben: Wie zu erfahren war, übernahmen die Italiener auf der Wild Lady kurzzeitig das Kommando und Wolfgang Palm kurbelte zusammen mit Eckhard Kaller den Kiel auf die andere Seite bei den Manövern. Um als erster durchs Ziel zu fahren durfte er aber wieder den Lenker in die Hand nehmen. Der Rest ist Geschichte: Freudetränen, Jubelschreie, Applaus vom Hafen, Nationalhymne, Fernsehteam an Bord, Champagnerkorkenweitschießen -Juhu wir sind die Größten- Anlegen im Hafen. Dann ein Italiener, der seinen beiden Landsmännern etwas erzählt, woraufhin die immer lauter werden und irgendwann Schimpfwörter zwischen Hafenmauer und Wilke 49 hin und herfliegen. Das Ende von dem Lied: Die Wild Lady erhielt wegen frühzeitigem Überqueren der Pre-Start-Line eine 2%ige Zeitstrafe, Jubel ade.
Garda 2008 - Photocredit: G-Force Crew
Als wir anderthalb Stunden später etwas leiser, aber auch bejubelt die Linie überquerten, saß die Wild Lady Crew ziemlich bedröpselt im Zelt. Die Ex-Italia durfte feiern, abgesegnet durch eine „internationale Jury“ mit deutscher Beteiligung. Es bleibt zu hoffen dass durch diese Strafe die Beteiligung von anderen Seen nicht abnimmt. Insgesamt waren die Bedingungen zwar teilweise sehr bescheiden (sogar die Itas meinten, dass das untypische Verhältnisse waren), dennoch ist die Cento wie auch die Gorla eine der spektakulärsten Binnenregatten, wenn nicht sogar die Binnenregatten schlechthin. Hoffentlich können wir nächstes Jahr wieder hin, so schlau wie wir jetzt sind...
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