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Kleine Zusammenfassung von Rund Bornholm 2007

Los ging es um 1:50, Dienstag morgen. Naja, eigentlich schon den ganzen Sonntag und Montag. Denn wir haben Rund Bornholm für uns als Test für das anstehende Fastnet Race gesehen und wollten das Boot bei Rund Bornholm soweit wie möglich im "Fastnet mode" haben. Das hieß nichts anderes als, hier noch was anschrauben, da noch was kleben, hier noch'n Kabel zum PC verlegen, die Antenne noch richtig anklemmen usw.... jedenfalls hatte das den "Vorteil", dass man nicht zum Biertrinken kam, jedenfalls nicht so, wie sonst, wenn man auf den Start wartet.

Und warten mussten wir. Bis eben Dienstag morgens - oder besser: Mitten in der Nacht. Durch die Entscheidung der Wettfahrtleitung, den Start etwas nach hinten zu verschieben, damit die Crews der kleineren Boote auch eine Chance auf die sonntägliche Feier haben, hat's bei einigen von uns den Zeitplan so durcheinander gewirbelt, dass wir ernsthaft überlegen mussten, die Wettfahrt zwar zu starten, aber uns vorher zu überlegen, wann wir wo ggf. abbrechen und umdrehen müssen, um noch ne Chance zu haben, Mittwochs rechtzeitig genug wieder in Warnemünde zu sein.RB 2007 - Di-Abend

Dann kam kurz vorm Start der Rest der Crew direkt von der Autobahn, mit RedBull gedopt, an Bord, wir haben noch mal kurz Frischwasser nachgefüllt, sind zur Startlinie und jetzt müsste eigentlich kommen: und los!

War aber doch nicht ganz so einfach. Nur kurz geschlafen, dann wieder raus: "Wo kommt eigentlich der Wind her??" Abend sah es noch so nach "Spi hoch und weg" aus. Irgendwie im Dunkeln, mit leicht verquollenen Augen, sah es anders aus. Hä? Was'n da los? Zum Glück hatte jemand aufm Vorschiff das Spifall so verstrickt, dass wir den nicht gleich blind hochziehen konnten.

Jetzt gehen die Diskussionen los: Erstmal alle das Hirn einschalten! Wie funktioniert das eigentlich noch mal mit den Backstagen? Nochmal auf die Uhr schauen... nich ganz 10 min. OK, lass ma 'n Stück rausfahren und ma gucken, wo der Wind draußen eigentlich her kommt. Ahhhh... doch kein Spi.... hmmm. OK, zurück zur Linie und erstma konventionell nur mit Genua starten und ma sehen, wie sich das draußen so anfühlt. Start, um die Mole rum und Richtung Arkona abfallen. Könnte Code0 werden. Is aber mehr Wind als geplant. Gut für den Zeitplan, aber zu viel für den Code0? Mit dem haben wir schon mal 'n Fall durchgerissen... Ma sehen. Hmm... Grenzwertig, im Dunkeln fühlt sich das auch immer anders an, aber wir fahren - deutlich geschrickt - nur knapp über 8kn. Ab wie viel Grad TWA kann man den Code0 fahren? Bei wie viel kn Wind? Egal, wir probieren's. Sieh an... - geht doch. Kurs stimmt und Speed auch. Sauber!

Wurde dann ne herrliche Nachtfahrt. Dann Höhe Arkona die Gretchenfrage: Links um die Insel rum oder rechtsrum? (Das macht diese Wettfahrt ja so spannend!) Unsere Elektronik schlug hartnäckig "linksrum" vor. Egal, mit welchen Wetterdaten. Aus dem Bauch raus war rechtsrum besser. War eigentlich immer so bisher. Warum diesmal nicht?

"Naja, erstmal können wir noch´n Stück weiter. Aber wenn wir linksrum um die Insel fahren, dann können wir jetzt Spi - genauer Gennaker (weiß eigentlich jemand, wie man dieses Wort Gennaker eigentlich richtig schreibt???) setzen. Aber bei dem Wind? Schneller sind wir damit auch nicht als jetzt." usw....

Dann prophezeiten uns die Wetterkarten noch einen Dreher auf SW mit Mistwetter aufm Rückweg. "Also lieber soweit südlich wie möglich aufm Rückweg sein. Also rechtsrum. Mit etwas Glück kann man dann auf der Nordost Seite der Insel die ganzen knapp 20sm auch unter Spi fahren, die man linksrum sicher mindestens am Wind segeln muss. OK, der PC sagt links - Wir sagen rechts. Wir sind mehr. PC überstimmt. Also weiter unter Code0 gen Nordwestspitze Bornholm."

Dann drehte der Wind langsam und leicht links. Ahhh... Gennaker! Der Linksdreher hätte uns auf dem Kurs zur Südost Ecke richtig langsam gemacht, denn jetzt konnten wir nahezu den optimalen Downwindkurs für den Wind und dieses Boot zur Nordspitze segeln. Besser als geplant und der Zeitplan, der uns im Nacken saß bekam etwas Luft.

Und die brauchten wir dann auch! Aber erstmal ist alles in bester Ordnung. Sonne, Wind aus ziemlich perfekter Richtung, die bildschöne Bornholmer Küste kommt näher. Herrlich. Oben um die Ecke rum ist's mit dem Wind immer etwas schwierig. Drehte weiter links. 2-3 Halsen, Genua rauf, Gennaker runter, Code0 rauf, Genua runter, Code0 runter, Gennaker wieder rauf und dann ging's gut ab. Nie unter 11kn, immer eine Hand an der Großschot, eine an der Spischot und eine am Kicker. Tobi schafft es, endlich was zu Essen zu servieren. Mit uns waren einige Schiffe auf dem gleichen Kurs um die Insel, die wir aber jetzt ganz gut überholen können. Sieht jemand TUTIMA? Nö, die kann eigentlich noch nicht in Sicht sein. Einige Schiffe kommen uns entgegen. Segeln die auch Regatta? Ja. Und dann die entscheidenden Fischerfahne. Da konnte man den Strom sehen. und der war ganz anständig. Ca. 1kn. Und in unsere Richtung. Sauber. Rechtsrum war wohl doch besser!RB2007 - Inschallah -Windhose2

Die NO Ecke kommt näher. Wieder die Frage: "Was für'n Segel jetzt? Hmm- Gennaker kann evtl. klappen, ach ne, doch lieber Code0, oder nee, wart ma, die fahren da ganz schön hoch. Lieber Genua. Na ja, das hält das Vorschiff auf Trab. Und überhaupt: Wo kommen denn die ganzen vielen Schiff da vorne her? Ahhh- die Hälfte segelt in unserer Richtung, die anderen entgegen. Die Armen. Hoch am Wind die 20sm NO-Küste UND Strom auch von vorne. Das zieht sich dann. Wir haben jetzt wenigstens wieder ein Feld vor uns, das es noch zu überholen gilt. Was wir im Laufe des Abends und der Nacht auch größtenteils geschafft haben.

Und dann, frühmorgens, Mittwochs, immer noch im Zeitplan - sogar mit Reserve! - vor Arkona kamen einige große, dunkel Wolken auf uns zu. Oha. Das sieht finster aus. Und zwei Konkurrenten sind immer noch zu sehen. Ne Luffe 43 glaub ich und die Rainbow 42. Und dann kam die erste Gewitterwolke näher. und mit Ihr Winddreher wie nix Gutes. Und erstmal abflauend. Also Wende. Alle, die unten versuchen zu schlafen müssen umziehen auf die Luvseite. Und wieder ein Dreher und wieder ne Wende und wieder umziehen. Dann kommt der Regen. Mist, mein Ölzeug (grad 1 Jahr alt) ist komplett undicht. Und dann der Wind. Im Regen auch noch ordentliche Böen. Reffen?  Groß runter? Ach ne, geht doch noch, fühlt sich schlimmer an als es ist. und dann ist diese Wolke durch - und der Wind auch. Aber die nächste kommt gleich. Wo ist die Konkurrenz? Ah, hinter uns, gut. Dann die nächste Wolke, dasselbe Spiel.

Danach setzt sich ein konstanter Wind durch und Stb querab, ca. 2-3 sm entfernt, eine Windhose. Und gar nicht mal klein. Hab ich bis dahin auf der Ostsee auch noch nicht gesehen. Wohin zieht sie. Hmmm- erstmal Lifebelts an, dann mal sehen... aha, zieht auf Gegenkurs mit der Gewitterwolke ab und löst sich bald danach auch. Trotzdem beeindruckend, braucht aber eigentlich keiner.

Der konstante Wind kommt natürlich genau von vorne und ist doch nicht so konstant, sondern nimmt beständig zu. Auf über 20 kn - 25 kn mit Böen bis 32 kn. Und Regen. Natürlich von vorne. Und dreht natürlich auch immer mit der Küste, so dass er auch weiterhin von vorne kommt. Also Reffen. Gar nicht gut für den Zeitplan, läßt sich aber nun nicht mehr ändern.

RB 2007 - Inschallah CrewKeiner von den Schläfern unter Deck will so richtig wach werden und schon gar nicht an Deck kommen, aber hilft nix. Zielkreuz. 30 sm (oder waren es 40?) noch und wir wissen nicht, ob nicht noch jemand von den kleineren Booten vor uns ist und evtl. das Gewitter von eben im Norden hat umgehen können. Oder TUTIMA!! Also alle auf die Kante. Die Welle ist fies und natürlich auf dem Streckbug am unangenehmsten. Genau von vorne. Nicht gerade beeindruckend hoch, aber dafür kurz und steil und nicht genau aus der Windrichtung eben. Anders ausgedrückt: Die Kiste hämmert völlig schmerzfrei mit knapp über 7 kn ständig in die kurze See. Volker wird von seinem Steuermannsplatz einmal abgeschüttelt und hat heute noch blaue Flecken. Das Schiff interessiert das nicht. Das hämmert einfach weiter mit Volldampf durch die Wellen. Wir wissen: Wenn's anfängt weh zu tun, dann ist die Kiste sauschnell auf der Kreuz. Da segelt sie Ihre Vermessung raus. Aber etwas besser dürfte das Wetter trotzdem sein...

Dann kurz vor Warnemünde noch auf die Luvseite des Fahrwassers, bevor die nächste Fähre kommt und ab ins Ziel, jetzt wissen wir es: wir sind erstes Schiff im Ziel, Segel runter und zum WSC, wo schon Essen und ein Bier auf uns wartet - aber für jeden nur eines! (Jäder nur einen wänzegen schlock) A pros pos Essen: Irgendwie wollte niemand mehr das eigentlich geplante Mittagessen für Mittwoch kochen. Dabei war's schon bezahlt! Frechheit ;-)

Klaus Schmidt
INSCHALLAH VI

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