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Rolex Middle Sea Race 2010

06.12.2010 - Von Anarchist SegelKlaus habe ich vor einiger Zeit einen Bericht von seiner Runde um  Sizilien erhalten. Genau das Richtige, um zum eisigen Winterauftakt noch mal etwas Sonne zu tanken. Vielen Dank an Klaus und viel Spaß beim Lesen:

Frankfurt, 20.10.2010, Rush Hour auf derA3 Richtung Frankfurter Kreuz, Mistwetter, gefühlte 2°C. Völlig übermüdet, da ich noch in der Nacht zuvor Büropapierkrieg erledigen mußte. Die ganze Autobahn voller Vollpfosten. Ham die kein Zuhause? Wieso bitte rechts fahren? Nerv... Warum nur bin ich heut eigentlich so früh aufgestanden. War doch klar, daß ich mitten in die Rush Hour reinkomme! Und überhaupt: Was heißt hier "Rush"?? Das einzige, was hier "rusht" ist mein Puls, 200er Puls! Warum mach ich das eigentlich? Warum, zum Teufel bin ich nicht noch im Bett? Mistwetter hier und die Autobahn nervt grade tierisch.... Ach, da war was... Ich muß zum Flughafen: Abflug um 09:45, 2 Stunden vorher dort sein => Berufsverkehr. Na toll. Aber: Flugziel Malta und der Puls geht wieder auf halbwegs normale Werte zurück, denn: Ääääätsch, haarhaar! Ihr fahrt ins Büro und ich bin in ein paar Stunden mittendrin im Mittelmeer! Das macht einen etwas gelassener auf dem längsten Parkplatz Deutschlands! Und zum Glück denk ich noch daran, meine Sonnenbrille aus dem Auto mitzunehmen, was schwer fällt, wenn alles um einen herum nur kalt & mittel- bis dunkelgrau ist.

Schnell einchecken, kurz noch mal die E-Mails checken und endlich im Flieger. Über das tolle Frühstück an Bord einer bekannten deutschen Luftfahrtsgesellschaft decke ich  lieber den Mantel des Schweigens, bin ja gleich da; 2 Stunden Flug überlebt man auch mal mit Gummibrötchenfrühstück und lauwarmem Tee. Am Flughafen Malta warte ich noch auf ne Handvoll Mitsegler, die mit dem Flieger aus Hamburg eintreffen und dann ab ins Taxi: "Grand Harbour Marina!! .... Please!"

Grand Harbour - Valetta, Malta - Photocopyright: Google Maps
Valetta, Malta - Grand Harbour - Photocopyright: Google Maps

Sonne, 20°C oder so, jedenfalls ist das frühmorgendliche Mistwetter schlagartig weit weg. In Valetta hat man ständig das Gefühl, der Taxifahrer fährt im Kreis. Verwinkelte Straßen, unzählige Finger des Hafenbeckens... Will der uns auf den Arm nehmen? Aber endlich: Die Schiffe. Herrlich. Wußte ich doch, daß sich das Aufstehen heute lohnt! Wo sind meine Shorts? Ach ja, ganz tief unten in der Tasche.

Grand Harbour Marina - Photoccopyright: Klaus Schmitdt
Grand Harbour Marina - Photoccopyright: Klaus Schmitdt

Egal, erstmal aufs Schiff und in Ruhe inspizieren, mit was ich die 600 Meilen Middle Sea Race segeln werde. 78 Füsse, 30 Tonnen, 5,30 m Tiefgang, 36 m Mast. Voll Carbon mit reichlich Teak Applikationen. Yes, gefällt mir, sehr sogar! Der Luxus von Spülmaschine, Waschmaschine, Wäschetrockner, 2x Kühl- und 1x Gefrierschrank ist sehr ungewohnt für eine Regatta, aber man gönnt sich ja sonst nix! Aber hätte ich das vorher gewußt, hätte ich mir einiges an Gepäck sparen können.

Laetitia im Hafen Valetta - Photocopyright: Anarchist SailingKlaus
Laetitia im Hafen Valetta - Photocopyright: Anarchist SailingKlaus

Sehr beeindruckend: Der Park Avenue Boom. Schlappe 11m lang, aus Carbon, natürlich. Unsereins wäre froh, sich so was als Boot leisten zu können. Mir fällt spontan ne neue Regatta Serie für die Winterzeit ein: Die PARK-AVENUE-BOOM WINTER SERIES. Ich bin sicher, wenn man an so 'nen Großbaum Kiel und Ruder dran hängt, Mast & Segel drauf stellt, dann kann man auch damit segeln. Sollte ich mal der Maxi Class Association vorschlagen! Aber ápropose Segeln, zurück zu den Yachten. Wir hatten illustre Nachbarn am Steg, zur Linken: ALLEGRE, die Vorjahressiegerin, stripped out Racer anno 2009:

Nachbar 1 - ALLEGRE - Photocopyright: Anarchist SailingKlaus
Nachbar 1 - ALLEGRE - Photocopyright: Anarchist SailingKlaus

Und zur Rechten: STEINLAGER 2, Siegeryacht von Sir Peter Blake im Whitbread Round the World Race 1989/90, stripped Out RAcer anno 1989. Für die Jüngeren unter uns: Das Whitbread Round the World Race startete 1973 unter dem Slogan: "Some men will do anything for a free beer!" und heißt heute Volvo Ocean Race.

Nachbar 2 - STEINLAGER - Photocopyright: Anarchist SailingKlaus
Nachbar 2 - STEINLAGER - Photocopyright: Anarchist SailingKlaus

Dazwischen eben wir: Fully Equipped Performance Cruiser anno 2009. Gab natürlich noch mehr: Volvo 60 AMBERSAIL ex ASSA ABLOY, Volvo 70 E1 ex ERICSSON 1, der bekannte Supermaxi LEOPARD 3 und noch ein 100ft Supermaxi: ESIMIT EUROPA 2 - ex ALFA ROMEO.

SuperMaxi ESIMIT EUROPA2 - Photocopyright: Anarchist SailingKlaus
SuperMaxi ESIMIT EUROPA2 - Photocopyright: Anarchist SailingKlaus

Letztere unter slovenischer Segelnummer, europäischer Flagge und gesponsort von Gerhard Schröd... ähhh... Gazprom. Under the Patronage of José Manuel Barroso, President of the European Commision. Whatever this means...Ich will jetzt nicht politisch werden, aber ne komische Kombination ist das doch wohl schon, oder? Wie auch immer... Europa hin oder her, ich jedenfalls fand den Blauton des Rumpfes nicht so hübsch.

Naja, dann kamen noch zwei TP52, zwei Cookson 50 Canting Keel Yachten, Farr 50, nicht zu vergessen die Rogers 46 VARUNA aus Deutschland, diverse andere Cruising Maxi's, Swans und auch "normale" Yachten um die 40 Füsse. Alles in allem eine nette Flotte mit einem repräsentativen Querschnitt über alle Offshore Yachten. Auch eine ILC40 war dabei. COMANCHE RAIDER. Eine Illbruck PINTA anno 1996 und zufällig eines von zwei, drei Schwesterschiffen von INSCHALLAH. Inzwischen umgebaut auf Carbon Rig und Bugsprit und mit anderem Kiel ausgestattet.

COMANCE RAIDER , ILC 40 - ex Pinta - Photocopyright: Anarchist SailingKlaus
COMANCE RAIDER , ILC 40 - ex Pinta - Photocopyright: Anarchist SailingKlaus

Das Rennen ging eigentlich los mit der Crewparty am Freitagabend im Royal Malta Yacht Club. Essen & Trinken satt, aber nur Bier und Wein, alles andere gegen kleinerer Geldbeträge, doch egal, man wurde satt und konnte, wenn man wollte, sich auch einen reinstellen, passte schon.

RMYC - Photocopyright: Anarchist SailingKlaus
RMYC - Photocopyright: Anarchist SailingKlaus

Für uns war der Start am Samstag und zwar um 11:40, wenn ich mich richtig erinnere. Wir waren bei den Großen in der letzten Startgruppe dabei und hatten dadurch die Gelegenheit, die ersten Starts in Ruhe zu beobachten. Vor der mittelalterlichen Kulisse Valettas ist das schon wirklich sehenswert und in dem engen Hafenbecken nicht ganz einfach, was den Wind angeht.

RMSR 2010 - Vorstartgeplänkel- Photocopyright: Anarchist SailingKlaus
RMSR 2010 - Vorstartgeplänkel - Photocopyright: Anarchist SailingKlaus

Und der hier hat wohl ne Wette verloren, oder segelte seine Junggesellen - Abschiedsregatta, oder vielleicht beides:

RMSR 2010 - Auf zur Startlinie - Photocopyright: Anarchist SailingKlaus
RMSR 2010 - Auf zur Startlinie - Photocopyright: Anarchist SailingKlaus

Während ich am den Bericht schreibe hab ich in einschlägigen Video Portalen ruimgestöbert und auch was gefunden: Diverse Videos von Zuschauern auf und oberhalb der Salut Battery, wo mit alten englischen 24 Pfündern die Starts angeschossen wurden. Hier eines, daß den letzten, also unseren, Start zeigt. Hammer, wie der Gazprom Dampfer da losfährt. Aber das Blau... ich weiß nicht und Obacht, auch die musikalische Untermalung ist sicher nicht jedermanns Geschmack: Weiter zum Bericht auf der Extraseite

 

Die ersten Meilen sind dann schnell beschrieben: Raus aus'm Hafen, kurz nach der Mole um eine Bahnmarke und erstmal nach NW abbiegen, an der maltesischen Küste vorbei zur nächsten Bahnmarke und dann Kurs Sizilien, Straße von Messina. Was sich so einfach liest, war ein ganz schönes Stück Arbeit. Denn nach der ersten Marke kam unser Genacker das erstmal an die Luft. Das Setzen ging ja noch. Auf Wolle gepackte Wurst per E-Winsch setzen bedeutet eigentlich nur, daß man den sauschweren Spisack mit zwei Mann aufs Vorschiff wuchtet und wie üblich aufpasst, mit den Schoten und dem Fall keine größeren Knoten zu häkeln. Jetzt kurz, wieder per E-Winsch, an der Schot gezogen und “Plopp!” schon steht er. In voller Größe. Circa 700 qm. Uijuijuij... das ist echt GROSS! Und wie groß der ist, merkt man erst später, denn dann fängt die Arbeit eigentlich erst richtig an. Die Genua runter, auch nicht grade klein. Jetzt 1, 2 Halsen, spannend mit so nem Riesengennaker, hat aber geklappt. Und an der nächsten Marke: Das gefühlt fußballfeldgroße Segel bitte wieder an Deck bzw. in die Vorpiek, ohne Baustelle bitte!

Zum Glück hatten wir ein paar Maxi erfahrene Leute an Bord. Jatzeck oder schneller: Jack, Phil und Chris sind solche Dimensionen gewöhnt,  Y3K erfahren, also mit Wally Background. Weil: Mal eben Tackline ausklinken und schnell den Spi einsammeln funzt nicht bei so einem Riesenteil. Aber mit der richtigen Planung geht auch dass: 1. Lazy Sheet ausfädeln, durch ne Block aufm Vorschiff auf ne Winsch. 2. Alles, was nix zu tun hat aufs Vorschiff. 3. Tackline ausklinken. 4.  An der Lazy Sheet - jetzt Bergeleine - ziehen wie blöde, dabei die Schot los. 5. U-Liek und überhaupt alles, was lose ist einsammeln und in die Vorpiek stopfen. Irgendwann schmeißt dabei jemand auch das Fall los... 6. Ach ja, da mußte vorher einer in die Vorpiek (ich... seufz) und der sammelt alles ein, was von oben kommt. Und das ist viel... das is so, wie in Treibsand schwimmen. 7. Irgendwann ist die Vorpiek voll, man sieht nix mehr, aber sammelt weiter ein, denkt, das müsste es jetzt gewesen sein, arbeitet sich wieder etwas vor in Richtung Luft & Licht und sieht: MERDE! das war ja erst die Hälfte! Pfffff... also weiter, immer hoffend, daß die an Deck einen nicht vergessen und das Luk zuschmeißen. Und zwar gerade dann, wenn man rausklettern will und die Finger auf der Kante hat.

Anders ausgedrückt: Man muß einige Minuten vorher wissen, wie das Manöver läuft. Mal eben kurz spontan umdisponieren: Ist nicht! Entweder, man macht es wie geplant - oder es geht schief. Und ich will nicht in der Nähe sein, wenn das passiert. Nachdem der Spi also endlich unten war, ging es weiter Richtung Sizilien.

RMSR 2010 - Kurs Sizilien - Photocopyright: Anarchist SailingKlaus
RMSR 2010 - Kurs Sizilien - Photocopyright: Anarchist SailingKlaus

Schöner Amwind Reach Kurs, auf dem sich das Feld laangsam in die Länge zog. Und immerhin: Wir waren mit dem "Fahrtenschiff" doch relativ weit vorne dabei. Gut, Gazprom & Leopard, Allegre & Co. waren nicht zu halten noch lange zu sehen. Aber mit dem Rest konnten wir gut mit mitgehen, waren sogar schneller als ne Volvo 60. Und wir hatten sogar noch Kaffevollautomaten und Mikrowelle dabei. OK, auf dem Kurs konnten wir unsere 18ft mehr Länge ganz gut ins Gefecht werfen. Aber immerhin. Ach ja, Tags zuvor hatten wir noch Probleme mit unserer Windmeßanlage. Aber zum Glück haben die Jungs von B&G umgehend einen Service Techniker einfliegen lassen, der uns die Anlage wieder Instandsetzen konnte, dass nenne ich Service am Kunden!

Geflügelter B&G Servictechniker - Photocopyright: Anarchist SailingKlaus
Geflügelter B&G Servictechniker - Photocopyright: Anarchist SailingKlaus

Gegen Abend kam dann Sizilien und später in der Nacht die italienische Stiefelspitze in Sicht. Und der Wind schlief ein. Kam wieder, schlief wieder ein, usw. Aber erstaunlich: Der Dreißigtonner fuhr auch bei sehr wenig Wind gut los. Mit etwas Gefummel bei 5kn TWS waren 7kn möglich. "Not bad for a lead mine", wie mein Formula40 Kat Segler aus Karibien sagen würde.

RMSR 2010 - Sizilien am Abend - Photocopyright: Anarchist SailingKlaus
RMSR 2010 - Sizilien am Abend - Photocopyright: Anarchist SailingKlaus

Die Straße von Messina hat es in sich, Odysseus lernte sie als Skylla und Charybdis kennen und fürchten und das nicht ohne Grund. Strömungen und Wirbel, die der Elbe oder dem Solent alle Ehre machen. Und sicher für die antiken Seefahrer mehr als nur beeindruckend. Und früher waren die Strömungen noch gefährlicher. Vor gar nicht allzu langer Zeit (ich meine 19. Jahrhundert) gab es mal ein Erdbeben und einen unterseeischen Erdrutsch, der dafür sorgte, daß die Strömungen etwas ruhiger wurden. Hab ich jedenfalls gehört, hab aber keine Zeit, dem noch weiter nach zu gehen. Wie auch immer, wir hatten den Abend vorher mit Tidenzeiten, Strömungskarten, UTC und lokaler Zeit und unseren Geschwindigkeiten rum gepuzzelt, um rauszufinden, ab wann es ungünstig wird. Bis 9:00 morgens müssen wir durch sein, bis dahin haben wir Strom mit, theoretisch. Kam natürlich anders, Wind alle und so kamen wir 2 Stunden später an, bis zu 3,5kn Strom - natürlich volles Rohr auf die Nase. Dafür aber knackige 20 kns Wind raumschots so das wir mit ausreichend Fahrt dort hindurch stoßen konnten: 12 kn durchs Wasser, aber trotzdem hat der Strom uns eine Stunde gekostet.

Half aber nix, unsere Konkurenz aus Volvo 70, der T52 PACE und gaaaaanz früh morgens gaaaaanz weit entfernt doch noch (oder wieder) sichtbaren LEOPARD und GAZPROM waren weg. Scheinbar haben sie auch in der Nacht parken müssen, sind aber noch rechtzeitig durch die Meerenge durchgehuscht. Wir eben nicht leider nicht .... Jedenfalls zwei Halsen weiter und auch wir hatten die Meerenge hinter uns. Allerdings war es gut, daß niemand die zweite Halse gefilmt hat. Hoffe ich jedenfalls, denn das war eher eine von der spektakulären Sorte. Oups... Ist aber (fast) nichts kaputt gegangen. Danach hatten wir erstmal 40 sm Zeit uns bei Raumschotwind aus SE wieder zu sortieren und auf das nächste Hindernis vorzubereiten.

RMSR - Vulkaninsel Stromboli - Photocopyright: Anarchist SailingKlaus
RMSR - Vulkaninsel Stromboli - Photocopyright: Anarchist SailingKlaus

Ein noch aktiver Vulkankegel, der ungebremst aus dem Meer auf 900 Meter empor steigt und fröhlich vor sich hin qualmt. Der Haken dabei: Bei SE Wind ist NW-lich von dem Hügel einfach mal für ca. 5 bis 10 sm der Wind schlicht aus. Konnte man an einigen unserer Konkurrenten gut erkennen. Später auch an uns. Toll, mit Ansage! Gab reichlich Diskussionen an Bord, wie weit man da rum fahren muß, aber die "Abkürzer" haben sich durchgesetzt. Ob wir mit einem etwas weniger engen Kurs schneller gewesen wären? Keine Ahnung. Aber in der Flaute mit schlaffen Segeln rumtreiben erinnert mich doch stark an die A3, morgens, ein paar Tage zuvor... nervtötend... Immerhin sind wir dann doch dran vorbei gekommen. Und dann ging es erstmal mit einem beinahe Anlieger Richtung Westecke Sizilien durch die Nacht. Und am Vormittag dann durch die Eagidischen Inseln. Bei strahlendem Sonnenschein und um die 15kn Wind hat das nicht wirklich weh getan.

RMSR - Eagidiansislands- Photocopyright: Anarchist SailingKlaus
RMSR - Eagidiansislands- Photocopyright: Anarchist SailingKlaus

Kurz darauf, auch noch bei bestem Wetter, bekamen wir Besuch vom Pressehubschrauber. Der hat erst einen unserer Konkurenten ein paar Meilen vor uns mehrere Minuten lang umflogen, danach uns. Also alles auf die Kante, damit es nach Regatta aussieht ;-)

RMSR 2010 - Laetitia - Photo credit: Rolex / Kurt Arrigo
RMSR 2010 - Laetitia - Photo credit: Rolex / Kurt Arrigo

Im Westen zogen einige Gewitter über uns rüber und haben, von einigen Blitzlichtbeleuchtungen abgesehen, das Tageslicht ausgeknipst und für anständig Regen und Hagel gesorgt. Und für Böen mit bis ca. 30kn. Also Reff rein, Reff raus, und ab Pantelleria, einer kleinen Insel etwa auf Höhe der Tunesischen Nordspitze, hieß es Spi wieder rauf? Oder lieber doch nicht? Vom Kurs her ja. Aber da es inzwischen wirklich dunkel war und der Himmel immer noch voller Gewitter und Winddrehern haben wir das Experimentieren mit 700 qm im Dunkeln dann doch lieber gelassen.

RMSR 2010 - Gewitter bei Pantelleria - Photocopyright: Anarchist SailingKlaus
RMSR 2010 - Gewitter bei Pantelleria - Photocopyright: Anarchist SailingKlaus

 Wie oben schon erwähnt: "Oha, laß mal SCHNELL den Spi wegnehmen!" ist nicht so ohne weiteres. Das wiederum hatte zur Folge, daß wir in der Nacht locker 2-3 Stunden verloren haben. Auf der anderen Seite war es aber auch klar, daß wir in dieser für Schiff und in dieser Crew ersten Regatta nichts mehr gewinnen konnten. Also besser den Ball flach halten und nix und niemanden kaputt machen. Bei Licht besehen war das vielleicht übervorsichtig, doch sicher okay.

Nach Lampedusa tauchte am folgenden Tag die AMBER SAIL, ein VO 60, achtern am Horizont auf. Hat uns aber bis zum Ziel nicht mehr einholen können, kam aber wieder auf ca. 5 Minuten ran. Wir waren zwar schon im Dunkeln, aber immer noch rechtzeitig genug für ein ordentliches Steak im Restaurant wieder im Hafen. Insgesamt ohne nennenswerte Schäden und Spaß gemacht hat es auch. Ein 78 Füßer ist doch ne ganz andere Hausnummer! In der Theorie ist ja klar, wie man den bedient, aber wenn man mal so ne Schot in der Hand hatte und man fühlt, was da für Lasten wirken, wird man eher respektvoll an die Aufgabe rangehen! Ist eben doch keine Jolle.

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