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Old Fastnet (C.Fox Smith, 1920)

The ships to the westward, by night and by day
In storm and in sunshine go forth on their way,
The big ships and little ships, swift ships and slow –
And Fastnet, old Fastnet, he watches ´em go.
Hull down to the westward they vanish afar,
Like the waft of a wing or the flash of a star,
A feather of smoke on the rim of the sky –
And Fastnet, old Fastnet, he waves ´em goodbye.
Strange stars will behold them, strange harbours will know,
Strange lights by their guiding will beckon and glow.
And they’ll maybe remember and maybe forget,
The Fastnet, old Fastnet, he’s waiting there yet.
Awaiting the day, be it distant or soon.
When the ship from the westward, by night or by noon,
In storm or in sunshine rejoicing will come –
And Fastnet, old Fastnet, he’ll welcome them home.

Was is denn hier los? Sind wir hier auf einer Literaturseite gelandet? Nein, keine Sorge. Nach der Preisverteilung für das Fastet Race 2009 lief ein Film über das Rennen, logisch, und einfach gut gemacht. Und in der Mitte des Filmes (den ich leider bis dato noch nicht gefunden / bekommen habe - trotz Anfrage beim RORC) gab es Nachtaufnahmen vom Rock, untermalt von einem Gedicht. Und ich glaube es gefunden zu haben. Genauer: Mein Literaturdetektiv Matthias hat es gefunden, was angesichts meiner spärlichen Informationen zu dem Text eine sehr beachtliche Leistung war! Diese Szene hätte nicht besser die Stimmung bei uns an Bord zusammenfassen können als wir nachts um 4:00 Uhr, mitten im dicksten Nebel, den Rock rundeten.

FastnetLightHouse_01.jpg - Foto: G.P. - INSCHALLAH VI
Fastnet Light House - Foto: G.P. - INSCHALLAH VI

Ich weiß, ich weiß. Ist alles nicht mehr so brandaktuell. Aber ich musste noch schnell unser Schiff wieder nach Hause bringen und ausschlafen. Und dann, nervend genug, auch mal wieder arbeiten. Hier also, spät aber doch, ein kleiner Bericht zum Fastnet Rennen und drumherum.

Wir sind Mittwoch morgens um 4:00 (kurz nachdem unser Race Tracker seinen Dienst aufgegeben hat) um den Felsen rum. Mist (oder doch nicht "Mist"?), insgesamt mein dritter Versuch, den Rock mal vom Boot aus zu sehen. Aber nicht nur das es stockfinster war, es war auch noch neblig und zwar richtig. Ehrlich: Das war spooky! Und alles andere als Mist! Ich versuch das mal zu beschreiben: Als wir in die Nacht rein - und damit Irland nebst Fastnet Rock näher kamen - kam auch Nebel auf. Der Wind hielt; der Nebel auch. Hin- und wieder schimmerte mal ne Posi von Wettbewerbern durch den Nebel aber eher selten. Aber sie waren da. Und mit etwas über 7 kn bei Nacht durch den Nebel ist schon spannend genug, wenn man allein unterwegs ist. Trotz der Suppe hatten wir die Vorstellung, irgendwann selbst durch den Nebel hindurch wenigstens so was ähnliches wie das Fastnet Lighthouse Fire zu sehen. Nix, alles wie in Watte gepackt. Aber hören konnte man es irgendwann. Das Nebelhorn natürlich. Und das wurde immer lauter. Aber vom Licht? Nichts, aber auch gar nichts zu sehen. Und das ist ja relativ stark. 27 sm weit soll man das Feuer angeblich sehen. Die Navigationsabteilung ließ den PC Bildschirm keine Sekunde mehr aus den Augen. Klar will man die Marke so dicht nehmen wie's geht, aber man will ja auch nicht dagegen dengeln. Dann, als wir langsam echt nervös wurden, weil wir schon Brandung hören konnte, glimmte auch endlich die Lampe des Leuchtturms durch den Nebel.

Sehr hoch, leicht Backbord voraus und sehr, sehr schwach. Und viel mehr bekamen wir nicht zu sehen. Maximal ein schwarzer Umriß in einem dichten Nebel, mit ner Lampe oben drauf. Man konnte den Rock besser riechen als sehen. Riechen? Ja, klar. Seetang, der Geruch von "Küste trifft Meer". Kennt eigentlich jemand den 80er Film "The Fog - Nebel des Grauens"? Wenn nicht, unbedingt anschauen! Aber nicht das Remake sondern das Original von Carpenter mit Jamie-Lee Curtis. Die Szene, die wir da erleben durften, hätte auch aus diesem Film sein können. So, wie man den Rock aus Bildern kennt, so kennt ihn jeder. Aber das, dass war einmalig und haben in der Form wohl noch nicht viele so erlebt. Unglaublich dichte Atmosphäre. Da war es auch egal, dass man in dem Nebel binnen 5 Minuten klatschnass war.

Aber zurück zum Rennen, oder besser - Zum Anfang: Wie ging das eigentlich noch mal los? Oder anders: Mit was fängt so eine Regatta  eigentlich an? Für uns mit Rund Bornholm; wie bereits in 2007 schon mal. Langstreckengeneralprobe vor DEM Rennen. Als Probe war das auch perfekt geeignet. Die letzten 60 sm bis zum Ziel waren echt heftig. Hoch am Wind bei deutlich über 20 kn Wind, in einzelnen Böen bis 29 kn, gegen eine 2 m Welle anzurennen, dass hat ganz schön zermürbt. Von einzelnen Gewittern, Flauten und nervtötenden Winddrehern zuvor mal ganz abgesehen.

Gewitter bei Kap Arkona - Photo: Klaus Schmidt
Gewitter bei Kap Arkona - Photo: Klaus Schmidt

Lange Rede, kurzer Sinn: INSCHI hats besser überstanden als die Crew. Sie hämmerte gnadenlos, aber relativ unbeeindruckt gegenan während wir nur noch ins Ziel wollten und jeder, wenn er sich unbeobachtet fühlte, mit gequältem Gesicht drüber nachdachte, ob nicht doch Briefmarkensammeln das bessere Hobby sein könnte. Na, das kann ja was werden in der irischen See.... Danach haben wir noch einige letzte Verbesserungen erledigt, z.B. endlich mal einen seefesten Kocher gebaut, bzw. den vorhandenen endlich seefest gemacht und dank Monika, einer Freundin von mir, die bei ner Airline arbeite als bestes Improvement: Einen Sicherheitsgurt, wie in jeder aus dem Flugzeug kennt, mit dem sich der Steuermann gegen Abwerfen sichern kann! Fasten seat belts, please!

FastenSeatBelts - Photo: Klaus Schmidt
Photo: Klaus Schmid

Funktioniert gut; hätte man auch schon früher drauf kommen können. Jetzt muß ich nur noch dem Hersteller klarmachen, dass er ´ne UV-beständige und seewasserfeste Ausgabe bauen solle ;-) Dann ging es los, ab nach England, genauer, Hamble. Dienstags vorm Start sind wir im Solent angekommen. Und was da abgeht, ist für den geneigten "Kieler Woche Segler" eine Art Kulturschock. Am beeindrucktesten aber - finde ich jedenfalls - ist neben dem unglaublichen Getümmel auf dem Wasser die Art, wie die Briten mit den Seglern umgehen. Riesengewimmel auf dem Wasser, klar, die segeln da alle Regatta. Aber welche Klasse fährt um welche Tonnen? Keine Ahnung, jedenfalls müssen wir da durch.

Xtrem40 trifft auf ein Regattafeld - Photo Klaus Schmidt
Extreme 40 trifft auf Regattafeld - Photo: Klaus Schmid

Ging auch ohne Gemecker derer, denen wir leider mal kurz den Wind wegnehmen mussten und - Obacht liebe Kieler! - ohne, daß einen eine der zahlreichen Fähren von Southampton nach Cowes über den Haufen fährt. Die sehen einen Segler und? Machen einen Bogen um ihn! Noch mal langsam und zum Mitschreiben: Wo irgend möglich lassen die Jungs einen einfach am Leben! “Wow” fällt einem als fördegewohntem Segler nur ein. Die Kieler Fördedampfer sind da ja ganz anders drauf: Noch Fragen?! Ja, klar. Warum zum Teufel ist das so? Meine Theorie ist eigentlich ganz einfach: Den Deutschen wurde seinerzeit vom Kaiser das Segeln befohlen. Damit er jemanden hat, gegen den er mal ne Regatta gewinnen kann. Bei den Briten muß das wohl mit der Insellage zusammenhängen, die mussten schon immer aufs Meer. Und gehen damit auch entsprechend anders um. Segeln ist kulturell dort eben ganz anders verankert als hierzulande.

Gewimmel vorm Start - mit Schleppverband - Photo: Klaus Schmid
Gewimmel vorm Start - mit Schleppverband - Photo: Klaus Schmid

Und vor dem Fastnet Race Start war mindestens genau soviel los. Und das alles, ohne das die WaschPo eingreifen musste, bzw. der Meinung war, eingreifen zu müssen. Der Start  war aufregend. Erst sind die Open 60's los, dann die Kleinen gefolgt von den  Großen. Allein bei uns im Start (IRC 0), dass ist die Klasse,  die bei uns IMS 1 - ääh, sorry - ORC 1 ist. Also im Prinzip die Großen. Von denen waren wir eher bei den Kleinen. Da es inzwischen aber noch größere gibt und man erkannt hat, daß man die nicht unbedingt mit den "kleinen-großen" in einen Topf werfen muß, gibt es eben  noch die IRC SZ (Super Zero) und IRC SZCK (Super Zero with Canting Keel). Da spielen dann LEOPARD, RAN usw. miteinander Fangen. Und die sind zum Schluß los. Aber prickelnd war der Start aus gleich 3 Gründen:

1. etwas über 50 Schiffe in unserem Start
2. Wind von achtern
3. Strom auch noch von achtern

Ganz schön tricky, da nicht zu früh über die Linie zu fahren. Und im Startgetümmel hab ich sie dann gefunden, die, die ich schon die ganzen Tage zuvor gesucht habe: VISONE. Nein, nicht der Renner von Hasso Plattner, die hätte ich wohl ob ihrer Größe auch einfacher gefunden. Aber INSCHALLAH's Schwesterchen, auch eine ILC40, eine ex-MeanMachine (# 11).

ILC40-VISIONE - Photo: Klaus Schmidt
ILC40-VISIONE - Photo: Klaus Schmidt

Gleicher Rumpf, aber anderes Deckslayout und minimal größeres Rigg. Auf der Meldeliste hatte ich sie schon früh gefunden, aber jetzt endlich live erlebt, inzwischen wieder in Holland beheimatet, aber unter österreichischer Flagge segelnd. Familientreffen sozusagen. Fehlte nur noch die PINTA ILC40 - die steht inzwischen angeblich wieder zum Verkauf, hab sie aber noch nicht entdeckt. Aber immerhin eine Spur von Ihr (wer genau hinschaut wird die Illbruck Segelnr. GER 40141 erkennen und hin und wieder blitzt ein Illbruck Spi auf).

Dann ging's jedenfalls erstmal raus Richtung Needle's, ne schöne Vorwindkreuz. Aber mit Tücken und gleich die Erste war die allererste Bahnmarke. "Gurnard Buoy, leave to port." steht in der Segelanweisung. Das hat wohl nicht jeder aufm Zettel gehabt und wurde entsprechend mit ner Strafzeit bedacht. Trotz Profinavigator an Bord. Namen werden keine genannt... aber die Betroffenen werden sich erinnern.

IRC-0 Flotte nach dem Start - Photo: Klaus Schmidt
IRC-0 Flotte nach dem Start - Photo: Klaus Schmidt

Das Anspruchsvollste in dem Getümmel aber war, irgendwie ein Plätzchen mit freiem Wind zu finden. Das haben wir dann - auch mit Glück - ganz gut hinbekommen,  jedenfalls waren wir bis kurz vor der Westausfahrt des Solents ganz gut vorne. Vor unserer Schwester, vor allem aber auch vor vielen Größeren. NV-Hamburg, Bank von Bremen und - mal abgesehen von der Rogers 46 VARUNA (aber das war ja da schon egal, weil, uups, ich wollt ja nix sagen... naja,  zu diesem Zeitpunkt wußten wir davon ja auch noch nix...) auch vor den meisten anderen deutschen Schiffen.

Die richtige Perspektive - Bank v. Bremen, NV-Hamburg und ILVITELLO - und zwar hinter uns: Yes! - Poto: Klaus Schmidt
Die richtige Perspektive - Photo: Klaus Schmidt

Sobald Gefahr bestand, irgendwo in die "Gülle" anderer reinzufahren sind wir weggehalst und haben konsequent versucht, unser VMG hoch zu halten. Das hat es gebracht, jedenfalls bis kurz vor die Needles. Da wurde nahezu das gesamte Feld wieder zum Neustart zusammengeschoben, Wind alle. Und der neue Wind kam natürlich nicht zuerst dort an, wo wir waren, sondern auf der Isle of Wight Seite. Sah zunächst besser aus auf unserer Seite, schade.

Wind alle - Photo: Klaus Schmidt
Wind alle - Photo: Klaus Schmidt

Einzig LEOPARD, der 100ft Canting Keel Maxi kam mit seinen großen Kollegen von hinten durchs Feld gebrettert, als wüßten die nicht, daß man zum Segeln auch Wind braucht. Wahrscheinlich war in der Startossphäre, also in der Nähe der obersten Saling von LEOPARD doch noch Wind. Frechheit!

Als der Wind wieder kam - vorläufig jedenfalls - kam er aus WSW. Was zunächst für die Passage an den Needles vorbei eine Kreuz ergab. Immer noch mit Strom von achtern. Und da gabs dann gleich die nächsten Tücken. Strom von hinten ist ja erstmal per se nichts Schlechtes. Aber noch mehr Strom von achtern ist besser. Und da muß man den Hauptstrom finden. Dann gehts ab, aber hallo! Wahrscheinlich war der Strom auch dafür verantwortlich, daß man das Gefühl hatte, halbwegs brauchbaren Wind zu haben, da man ja gegen den wahren Wind geschoben wird und so bis zu 3kn mehr Wind hat. Aus dem Solent raus war der Wind dann auch wieder viel schwächer und drehte. Dafür zog sich das Feld in die Breite. Einige versuchten unter Land ihr Glück, andere - wie wir - weiter draußen. Dank des riesigen Sponsorenaufklebers in ILVITELLO's Großsegel und unseres bildstabilisiertem Fernglas konnten wir einigermaßen erkennen, wie gut oder besser, wie schlecht, zumindest nicht besser als wir, diese Yachten voran kamen.

Auf dem Weg nach Portland Bill - Photo: Klaus Schmidt
Auf dem Weg nach Portland Bill - Photo: Klaus Schmidt

Das ist übrigens eine der Sachen, die den Reiz dieses Rennens ausmachen: Wir waren auf den gesamten 600 sm nie alleine. Immer waren Gegner in Sicht. Mal näher, mal weiter entfernt. Naja, im Nebel dann nicht mehr zu sehen, aber trotzdem da. Portland Bill ist dann auch schon der nächste Stolperstein - Stumble Rock towards the Fastnet Rock. Erwischt man hier die Tide richtig, spülts einen da vorbei wie mit ner Klospülung, da wird sogar der Rhein bei der Loreley blaß vor Neid. Erwischt man sie nicht richtig UND hat dann keinen Wind, dann, ja dann: Ankern. Toll. Wettankern. Auf dem Racetracker sah das dann so aus (OK, den Anker hab ich da rein gemalt...):

Ankern vor Portland Bill - Bild: Klaus Schmidt
Ankern vor Portland Bill - Bild: Klaus Schmid

Bei 40m Wassertiefe mussten wir schlapp 90m Leine zusammenknoten bis der Anker endlich gehalten hat. Und dann ging es ab, 2-3 kn auf der Logge, 0,0 kn über Grund und das über eine Stunde lang. Der einzige Trost war, dass wir da nicht alleine waren. Naja, nach ner guten Stunde ging es wieder weiter. Tide lief wieder mit und der Wind kam auch langsam wieder. Natürlich dann so halbwegs von vorne, ist ja klar. Und wurde über den Tag auch immer ruppiger. Kein Sturm, doch recht holprig. Wir haben uns daher entschlossen, an der Klotür ein Warnschild anzubringen:

Ich wollte ja schon immer mal einen Parabelflug mitmachen. Aber nicht, wenn ich auf'm Klo sitze. Irgendwie denken die Herren Konstrukteure an so was nicht. Unser "Sanitärbereich" ist schön platzsparend backbord vorm Mast und da schaukelt es bisweilen ganz anständig. Jedenfalls weiß man nach so einer Sitzung, wie sich der Würfel in einem Würfelbecher fühlen müssen. Aber was muß, das muß. So what?

Spannend wurde es dann wieder vor Lizard Point. Da kann man noch so gute Stromkarten an Bord haben, ohne Kenntnis der lokalen Besonderheiten fährt man dort als Auswärtiger schnell irgendwo hin, wo man besser nicht hin sollte. Natürlich drückte uns die Tide am Lizard wieder auf die Nase. Was aber aus keiner Strominformationen bei uns ab Bord zu ersehen war: Da kann man auf quasi Tuchfühlung mit den Felsen gehen und segelt bei deutlich weniger Gegenstrom oder sogar Nehrstrom recht kommod an der Ecke vorbei! Das wußten wir nun leider nicht, aber drei Konkurrenten. Die sind mal kurz an die Felsen rangefahren und husch, weg waren sie - und wir schauten nur neidisch hinterher. Aber wie gesagt: Erstens muß man das wissen und zweitens, selbst wenn man es weiß, muß man sich auch trauen in einem unbekannten Revier, dass für seine Strömungen, Felsen und daraus resultierenden Wracks bekannt ist, im Halbdunkel so dicht an die Felsen ran zu fahren. Bei uns auf der Ostsee weiß ich an einigen Stellen ganz gut Bescheid und wo man da wie dicht ran fahren kann. Aber Lizard Point? Da ist man dann doch eher auf der vorsichtigen Route unterwegs. Wieder was gelernt, jetzt nur noch an Lands End vorbei und dann sind es nur noch ca. 160 sm bis zum Rock. Im Prinzip auch als Kreuz. Sehr langer Streckbug auf Backbordbug und ein "kurzer" Holer. Ach ja, und wieviel Meilen kreuz haben wir inzwischen hinter uns? Auch schon so bummelig 150 - 160 sm. Addiert man dann noch die guten 300-400 Meilen Kreuz von der Hinüberführung dazu, dann ist mein Bedarf an Kreuz für dieses Jahr genau an Lands End gedeckt gewesen. Aber nützt ja nix. Dennoch ein tolles Segeln auf der Irischen See. Sonne, lange Atlantikdünung und Delphine (oder Tümmler oder wie auch immer Flipper hier heißt) bis zum Abwinken. Allerdings hat man so ein wenig den Eindruck, daß die nur darauf warten, daß alle zwei Jahre die beknackten Fastnet Segler um die Ecke kommen. "Ah, da is wieder einer... ma sehen, och ja, das Unterwasserschiff sieht ja ganz nett aus, laß ma hin schwimmen und ma sehen, was der so kann. Mist, wieder nur so´n kleiner. Und auch noch auf der Kreuz. Laaaangweilig...." Zwei, drei mal haben die bei uns reingeschaut auf dem Weg zum Rock.

ICAP LEOPARD  kommt schon vom Rock zurück - Photo: Klaus Schmidt
ICAP LEOPARD kommt schon vom Rock zurück - Photo: Klaus Schmidt

Mehr Spaß hatten sie wohl an dem Schiff, daß uns als erstes entgegenkam. ICAP LEOPARD, der 100 ft Maxi, der uns begegnete, als wir noch so schlappe 100 sm bis zum Rock vor uns hatten. Oder anders: Der hatte da schon 200 sm Vorsprung. Uff, da kommt man sich richtig klein vor. Bei Rund Bornholm z.B. sind wir normalerweise immer bei den Schiffen, die relativ früh wieder im Ziel sind, hier jetzt mal nicht. Und mit der STP65 LUNA ROSSA kam bald der nächste von den IRC Super Zero's hinterher. Immerhin so nah, daß man halbwegs vernünftige Bilder machen konnte. Und mit ihr wurde der Himmel langsam trüber.

Auch schon auf dem Weg zum Bier! Luna Rossa - Photo: Klaus Schmidt
Luna Rossa - Photo: Klaus Schmidt

Irland kommt näher. Nur noch 80 Meilen oder so. Und gegen Abend kam es dann immer dicker, bis dann irgendwann der Nebel da war. Mal mehr, mal weniger Nebel. Manchmal konnten wir unsere Wettbewerber durch den Nebel durch glimmen sehen, dann lange wieder nicht mehr. Immer in der Hoffnung, daß uns da keiner plötzlich vor der Nase auftaucht. Na, und dann endlich kam der Rock in Sicht. Also, ohne den Nebel hätten wir ihn sicher schon früh erkennen können. Wir haben wir ihn nicht gesehen, wußten aber dank elektronischer Seekarte und GPS, daß wir ihn jetzt eigentlich sehen könnten. Dabei stellten wir uns vor, wie unsere Regattavorgänger in der Prä-GPS Zeit bei einer solchen Wetterlage den Rock erstens finden und zweitens umrunden mußten. Schlimmstenfalls noch zu Zeiten, als es noch nicht einmal Funkpeilungen gab. Respekt. Heutzutage ist das alles ja, so die Elektronik nicht streikt, vergleichsweise simpel - auch wenn der Nebel noch so dicht ist. Aber damals? Wow...

Um den Felsen rum hab ich ja Eingangs schon beschrieben. Bleibt lediglich noch hinzuzufügen, daß wir wohl alle mit offenem Mund das Schauspiel bewundert haben und nicht viel zu sagen hatten. Noch ein paar Meilen bis zur "Pantaenius Bouy" und dann, endlich, ging der Ganacker hoch und wir hatten - ENDLICH - die über 300 sm Kreuz hinter uns. Herrlich! Schlafen war viel entspannter, man konnte sich wieder unter Deck bewegen, ohne ständig Gefahr zu laufen, quer durch den Saal zu segeln - na, und vom Klo wollen wir mal besser gar nicht mehr reden. Man begann wieder "Mensch" zu werden.

Das alles hatte allerdings auch zur Folge, daß bei uns etwas die Luft raus war. Spi festgebunden und die 150 sm bis zu den Scilly Islands dran wenig geändert, dass war sicher nicht 100% Regatta - aber irgendwie ging's grad nicht anders. Sicher hat der Ausfall unseres Race Trackers ziemlich genau am Felsen auch die Motivation gebremst. Hatten wir doch bis dahin in Funknetznähe immer einen ganz guten Überblick darüber, wo wir in der Wertung ungefähr lagen. Stellenweise sogar unter den Top 10! Nicht schlecht für so ne alte Kiste mit nem alten Großsegel und lauter Revier Rookies an Bord. Berechnet teilweise sehr deutlich vor z.B. den beiden Rogers 46 YEOMAN und VARUNA. Das hat ständig für Schwung gesorg, der war also weg. Dann, abends - wart mal, welcher Tag war das noch? Ach ja, Mittwochabend kamen die Scilly Islands in Sicht. Was heißt "In Sicht"? Dieses Rennen lief so, dass bis dahin alle "touristischen" Highlights nur nachts passiert wurden. Portland Bill, Lizard, Lands End, Fastnet Rock, Scilly Islands, alles im Dunkeln. Hilft nur eins: Schnelleres Boot muß her ;-) Ne, Spaß beiseite: Ich muß mal an dieser Stelle unsere alte Dame echt loben. Am Ende der Reise, also wieder in Deutschland, haben wir gut 1.700 sm mit ihr abgerissen und sie ist  ja immerhin schon 13 Jahre alt. Das einzige, was kaputt gegangen ist, war der Wasserhahn in der Pantry, weil den jemand mit nem Haltegriff verwechselt hatte. Nimmt man Rund Bornholm noch dazu, dann waren das gut 2000 Meilen unter teils ruppigen Bedingungen ohne nennenswerte Probleme. Und strukturell schon mal gar keine Probleme! Und - sofern man nicht in seinen Bemühungen nachlässt: Immer noch konkurrenzfähig! Hut ab vor den Designern J/V und der Bauwerft Neville Hutton, Lymington.

Apropos konkurrenzfähig, anhand unseres "Schattens", einer Grand Soleil 43 - FRA 36777, den wir von Lands End um den Rock rum bis zum Lizard und sogar bis kurz vor das Ziel immer gesehen haben,  hatten wir wenigstens so ungefähr eine Ahnung davon, wo wir uns in der Rangliste gerade aufhalten. Das sah noch ganz gut aus auf Höhe der Scillies. Auch als wir wieder vor dem Lizard ankamen, sah es noch gut aus. Zumal wir es in der Nacht endlich geschafft hatten, besagte Grand Soleil deutlich hinter uns zu lassen. Aber - schon fast symptomatisch für unser Wetterglück bei Langstrecken - starb dann auch der Wind. Es war zwar wieder eine unglaubliche Stimmung, wieder Nebel, der aber stieg erst so auf halber Küstenhöhe auf und hüllte so ab 20-30 m Höhe die Küste in Nebel, sehr mystisch das Ganze. Jetzt wird einem auch klar, warum die Menschen dort früher an Geister, Feen, Zauberer und all so was geglaubt haben.

Lizard Point im Frühnebel - Photo: Klaus Schmidt
Lizard Point im Frühnebel - Photo: Klaus Schmidt

Tja, und so eine gute Fee hätten wir auch gebraucht. Eine, die für den Wind zuständig ist, denn der war nämlich gerade jetzt für mehrere Stunden weg. Alle größeren vor uns waren schon im oder kurz vor dem Ziel und wir hatten noch so schlappe 40 sm vor uns. "Mit ohne" Wind. DAS ist frustrierend. Nachdem man sich 560 sm lang mehr oder weniger wacker geschlagen hat nun wieder stundenlang auf der Stelle zu treiben, ließ sich nichtmal mit Alkohol bekämpfen. Davon hatten wir fast nix an Bord. Und wir konnten auf den Ergebnislisten zusehen, wie wir nach hinten durchgereicht wurden. Lediglich Delphine haben die Stimmung gehoben. Für die waren wir aber wahrscheinlich noch langweiliger als die Tage zuvor. Doch dafür waren das so unglaublich viele, wie ich es noch nie zuvor erlebt habe. Aber auch auf mehrfaches Bitten: Die wollten uns nicht anschieben. Irgendwann setzte sich so etwas wie Wind durch und letztlich sind wir schön unter Genacker ins Ziel am "Westend of the Outer Plymouth Breakwater". Immerhin sind wir da gefilmt worden. Und ein paar Sekunden davon sind sogar in dem Film - genau: in dem Film, den ich leider immer noch nicht gefunden habe - eingebaut worden. Und das haben wir dann einfach mal für uns als Auszeichnung anläßlich der Preisverleihung gewertet.

Bleibt noch das Ergebnis nachzureichen: IRC-Gesamt: Platz 49 von 266 gewerteten, IRC-0: Platz Platz 23 von 57, sicher nicht überragend, aber auch nicht wirklich schlecht.

War sonst noch was beim Fastnet Race? Ja klar, die beste Beteiligung deutscher Yachten beim Fastnet seit Jahren. Letztlich gestartet sind 13 Yachten. Und von der Class 40 - POGO 1 mal abgesehen haben sie alle durchaus respektabel abgeschnitten. Bei der POGO 1 muß man aber wissen, daß es erstens eine Serien - Cruising Version einer Class 40 ist und sie zweitens mit Chartercrew segelt. Die nagelneue Class 40 RED zum Beispiel ist in der Klassenwertung auf Platz 4 von 20 gelandet! Da muß ich einfach mal meinen Hut ziehen. Nagelneues Boot, fremdes Revier, umgeben von 19 mehr oder weniger Profi Class 40's.

Fazit: Eine super Veranstaltung, spannendes, abwechslungsreiches Rennen, Prädikat  “Empfehlenswert”. Ach und last but not least: Wo man hinschaut, das inzwischen berühmte "A" am Start

Anarchy Boot - Photo: Klaus Schmidt
Anarchy Boot - Photo: Klaus Schmidt

und am Ende an der Biertheke in Cowes: In diesem Sinne: Prost!

Sailing Anarchy.de braucht Treibstoff - Photo: Klaus Schmidt
Photo: Klaus Schmidt

 

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