Okt 052017
 

Und die ersten können heute noch Bergfest der 1340 sm langen 1. Etappe feiern – so sie es denn mitbekommen … Das Rennen begann mit relativ wenig Wind von vorn und altem Schwell, was das Segeln auf den sehr steifen Minis mit ihren flachen Unterwasserschiffen nicht sonderlich angenehm gestaltet. Man kann es auch drastischer ausdrücken – für mich waren das immer Kotzbedingungen. Und wenn dann auch noch Regen und Nebel dazu kamen, wurde es gleich noch mal unangenehmer.

Sowohl Wetter als auch Windrichtung blieb so für fast die ganze Zeit durch die Biskaya und so brauchten selbst die führenden Schiffe 3 Tage um die ersten 400sm hinter sich zu bringen. Inzwischen drehte der Wind etwas, nahm an Stärke zu und das Feld konnte am Kap Finisterre in Richtung Süd abdrehen. Und schon stiegen die Geschwindigkeiten auf Werte jenseits der 10kn.

Aber … offensichtlich kam das Aufdrehen des Windes für 3 Schiffe zu früh, denn Fred Guerin und Julien Mizrachi verloren ihre Masten ( interessanterweise beide fast in gleicher Höhe ) und sind nach La Coruna abgelaufen. Ob sie das Rennen wieder aufnehmen können, ist noch offen. Luca Sabiu musste sich sogar abbergen lassen und befindet sich nun ebenfalls in La Coruna. Die näheren Umstände werden sicher noch auf der Eventseite veröffentlicht. Auch andere Skipper scheinen bereits Probleme zu haben und fahren Kurse in Richtung portugiesischer Küste.

Ian LIPINSKI / Proto 865

Vorn führt im Protofeld der Topfavorit Ian Lipinski nahezu unangefochten – naja, die ersten Tage wurde er durch Erwan Le Mene mächtig unter Druck gesetzt oder sogar auf den 2. Platz verwiesen. Erst ein etwas sehr östlicher Kurs von Erwan lies ihn viel langsamer als Ian werden und er verlor dabei 40 sm seit gestern Nachmittag.
Dafür konnte Simon Koster nach der Kreuz endlich zeigen, was in der 888 steckt und holte vom 11. Platz am Mittwoch Morgen auf den 3. Platz heute auf und auch der 2.Platz, den momentan Arthur Leopold Lager hält. Arthur ist beim MT2013 (geändert – Dank an Kristian für die Erinnerung) kurz nach dem Start und in Führung liegend in sehr rauen Bedingungen kurz nach dem Raz de Sein über Bord gegangen (angeleint) und es gelang ihm nur unter Mühen wieder an Bord zu gelangen, wobei er sein Schiff flutete und der Mast brach. Danach stand ihm erst mal der Sinn nach anderem als segeln ( Mitgründer eines Flugzeugbau-Unternehmens) und das Training kam deshalb etwas kurz. Naja – offensichtlich kann er es noch …

In der Serienklasse hatte ich im letzten Artikel Remi Aubrun und Tom Dolan unterschlagen. Während Remi seiner geheimen Favoritenrolle gerecht wird und das Feld anführt, musste Tom Dolan gleich nach dem Start noch mal zurück ( Frühstart ?) und danach das Feld von hinten aufrollen. Das machte er so gut, dass er  – allerdings mit einem Rückstand von 41sm im Bereich der ersten 10 angekommen ist.

Remi AUBRUN / Série 868

Die anderen Führenden sind die schon genannten Erwan Le Draoulec, Yannick Le Cleach und Clarisse Cremer. Spannend ist – wie erwartet – wie gut Ambrogio Breccaria auf seinem alten P2 mithält und selten schlechter als Platz 5 segelt. Aus deutscher Sicht segelt Oliver Tessloff ein sehr gutes Rennen auch wenn er die Profis aus Frankreich und Italien etwas ziehen lassen musste ( aktuell Platz 12 / 51sm zurück). Mit dem ausgeprägten Flautenfeld, durch welches sich das Feld spätestens übermorgen wird hindurch schlagen müssen, ist aber noch nichts verloren, was natürlich auch für Jörg gilt.

Wind am Freitag

Andreas Deubel wird mit seiner Position sicher nicht glücklich sein auch wenn er es gestern schaffte, mal schnell 10 Plätze gut zu machen. Da dachte ich schon, dass er jetzt aufgewacht ist. Aber irgendwas hält ihn scheinbar fest und so ist er leider wieder auf Rang 40 zurückgefallen.

Andreas DEUBEL / Série 819

Lina als eine der jüngsten Starterinnen und sicher auch mit relativ wenig Hochseeerfahrung hält sich bisher recht tapfer auch wenn sie heute am südlichen Ende des TSA am Kap Finisterre aus irgendwelchen Gründen zu parken schien. Nun segelt sie aber wieder dem Feld hinterher.

Auch wenn es noch ein wenig früh ist für Potentialstatements, wenn man sich die Statistikseite ansieht, dann scheint es, dass ein gut gesegelter Pogo-3 einem gar nicht so alten Proto (7xx) nahezu ebenbürtig sein kann – ganz abgesehen von Arkema, welcher irgendwie an das unglückliche Hinterhersegeln von Simon beim MT2015 erinnert. Oder es gibt von Ian, Simon, Arthur … abgesehen keine Topleute mehr in der Protoklasse. Das wäre allerdings schade, denn die neueren Schiffe sind schon schneller, wenn auch nur Ian das Potential voll abrufen kann und wohl auch nur er eine Ideallinie zu finden scheint. Simon und Jörg sind zwar auch schnell (alle 3 Scows liegen bei den Geschwindigkeiten vorn) aber segeln auch weitere Wege als Ian oder Arthur. Jörg kommt sogar auf 30sm mehr als Arthur – bei einem Rückstand von 36sm auf ihn auf Platz 2.

BTW – Die Organisatoren haben inzwischen auch ein hübsches Video – naja … das Wetter war etwas grau … raus gebracht. Es ist trotzdem sehenswert, wenn auch für mich etwas sehr wild geschnitten …

Frank Eckardt