Jun 182013
 

Und hier kommt auch mein Bericht vom Rennen in dem ich aber nicht (so sehr) auf mein mäßiges Abschneiden (35.) eingehen möchte.

Der Wetterbericht und das Routing versprach eine rasante Regatta allerdings auch ohne strategische Möglichkeiten. Es kam deshalb nur darauf an, ob man sein Boot auch unter sehr harten Bedingungen schnell segeln kann, die jeweils optimalen Segel an Bord hat und ohne Bruch durchkommt. Vor dem Start wurden aus den 84 gemeldeten Seglern nur noch 72 Starter und im Laufe des Rennens verabschiedeten sich 14 weitere Segler aus unterschiedlichen Gründen. 

Vor dem Start

Das Ganze begann mit einer sportlichen 20sm Kreuz bis zum Raz de Sein bei anfangs 15-20kn Wind und der dann üblichen recht hohen Welle.

Start (Aymeric Belloir)

Am Raz waren es noch ca 10kn Wind und es begann ein recht schneller Spigang bis kurz vor die Ile Groix, von wo es nach einer kurzen Flaute mit südlichen und ständig zunehmenden Winden um den Leuchtturm Birvideaux herum wieder nach Nordwesten zur Tonne Chaussee de Sein westlich der Ile Sein ging. Wind aus Süd bedeutete, dass dieser Weg mit einem TWA zwischen anfangs 115 und später 95 Grad bei anfangs 8kn zunehmend bis 25kn gesegelt wurde. Und so wurde diese Strecke mit dem großen Spi (ca 75qm bei Serienschiffen) gestartet, der bald durch den mittleren Spi ersetzt und kurz danach auf fast allen Schiffen durch den Code-5 ersetzt wurde. Dieser konnte dann recht lange gesegelt werden, bis er durch den (rollbaren) Gennacker ersetzt wurde. Die Durchschnittsgeschwindigkeiten lagen hier trotz der gegenlaufenden Welle bei mehr als 10kn und in der Spitze hatte selbst ich mehr als 13kn.

So extrem hartes Reachen bei einer Welle von vorn hatte ich sicher noch nie und ich hatte lange Mühe das Schiff am Laufen zu halten und als ich den Dreh dann endlich raus hatte, war auch schon wieder das nächste Segel dran. Und als die Flotte auf den Code-5 wechselte, konnte ich nur den Gennacker (mit ca 20qm weniger) nehmen, der mich dann endgültig zurückfallen ließ.

Gegen 20:00 kam das vorhergesagte Frontensystem durch, welches den Wind auf 25kn im Mittel und in Böen bis über 30kn brachte. Dazu wurde die See immer grober und im Bereich der Ile Sein kam dann auch der Strom hinzu, der nach dem Kentern mit 2-3kn gegen die Wellenrichtung lief. Tolle Bedingungen auf einem 6,5m Boot … Fast das gesamte Feld befand sich aber zu dem Zeitpunkt bereits auf dem Weg nach Osten nach Douarnenez und bekam auch die anschließende sehr abrupte Windrichtungsänderung auf W gar nicht mehr mit.

Nahezu die gesamte Regatta verlief unter dem Stichwort – die Letzten beißen die Hunde, denn der Winddreher nach der Ile Groix kam so spät, dass die ersten Schiffe den Weg von der Ile Groix noch als Anlieger fahren konnten, während der Großteil der Flotte wenigstens ein Stückchen und die etwas späteren (ganze 2..3sm Differenz bis dahin) fast den gesamten Weg (ca 10sm) kreuzen mussten. Die nächste entscheidende Marke war dann die Chaussee de Sein, die die Flotte noch mit mitlaufendem Strom runden konnte, während mit 2h Differenz der Strom bereits gekentert war und dort bei 25-35kn Wind aus TWA 75-85 Grad und einer sich brechenden 2-3m See eher "Durchkommen" angesagt war, denn schnelles Regattasegeln und damit der Abstand sich nochmals vergrößerte.

Bemerkenswert ist, wie eng das (Serien) Feld in diesem Transat-Jahr zusammengerückt ist, denn am Ende kamen die ersten 6 innerhalb von 20 Minuten, die ersten 60% innerhalb von 2h und das gesamte Feld (ohne extreme Ausreißer) innerhalb von 4 1/2h an.

Das Ergebnis ist auch insoweit interessant, dass mit Damien Cloarec (vor Clement Bouyssou und Justine Mettraux) ein Franzose die Serienklasse gewonnen hatte, dem ich das nicht zugetraut hatte und z.B. der Gewinner des letzten Jahres Mary Renauld "nur" 10. geworden ist. Auch dies zeigt, wie eng es in dieser sehr professionalisierten Klasse in einem Transat Jahr zugeht in der man als blutiger Amateur den Spitzenleuten nur zusehen kann. Das ist in den Zwischenjahren mit vielen Neueinsteigern etwas anders. Aber irgendwie muss sich ja deren permanentes Training auch auszahlen.

Bei den Protos war der Gewinn durch Giancarlo Pedote mit dem Scow-Mini 747 eigentlich nur durch Bruch zu verhindern, da das genau die Sahnebedingungen für das Schiff waren und es schon fast verwundert, warum er nur ca 20 Minuten vor seinen 3 Verfolgern (Gwenole Gahinet, Bertrand Delesne und Jörg Riechers) ankam. In seinem Bericht sprach Jörg auch von einem sehr harten Rennen.

Aus technischer Sicht ist das relativ schwache Abschneiden des Argo interessant, welcher entweder durch Bruch gehandicapt wurde oder durch seine wesentlich geringere Stabilität (verglichen mit Nacira und Pogo 2) nicht so hart gesegelt werden konnte. Wenn Letzteres der Fall wäre, dann wäre es offensichtlich, dass Rezepte aus dem Protobereich (Verringern der Breite der Wasserlinie im Heckbereich) nur dann gut funktionieren, wenn die geringere Stabilität durch Kippkiel und Wasserballast ausgeglichen werden können, was ja in der Serienklasse nicht geht.

Ein etwas detaillierter Bericht zu meiner persönlichen Wettfahrt dann ab Ende der Woche hier

Am Sonntag wird vor Douarnenez dann das Mini Fastnet gestartet – 600sm doublehanded, welches ich nur vom Schreibtisch aus verfolgen werde, aber einen kleinen Bericht im Vorfeld und danach wird es hier wieder geben.

Autor : Frank Eckardt