Nov 272016
 

Nicht, dass es eines Vorwandes bedarf, nach Malta zu fahren. Aber das 10-jährige Jubiläum der RC44, ihr Saisonabschluss und meine Neugier, wie sich die Serie mit den Jahren verändert hat, ließ mich schließlich die Flüge buchen.

Gestern war noch Wind: Die Flotte auf dem Weg zur Luvtonne
Gestern war noch Wind: Die Flotte auf dem Weg zur Luvtonne (Foto © Andy)

2009 in Gmunden am österreichischen Traunsee war das erste und bisher einzige Mal, dass ich bei der von Russell Coutts, mehrmaliger Gewinner und jetziger Totengräber des America’s Cups, entworfenen Serie zu Gast war. Damals ein Auffangbecken für vorübergehend arbeitslos gewordene America’s Cup-Segler – wir erinnern uns, die AC33 Schlammschlacht zwischen Alinghi und BMW Oracle Racing war in vollem Gange – mutet sie jetzt an wie ein AC-Ehemaligentreffen, sponsored by Russian Oligarchy.

Die schöne Stadt im Hintergrund: Valletta zeigt sich tourismusgerecht

Die schöne Stadt im Hintergrund: Valletta zeigt sich tourismusgerecht (Foto © Andy)

Aber nur auf den ersten Blick. Zwar haben die Boote nur einen Rumpf, was bei (Semi-)Profiserien heutzutage irgendwie schon anrüchig ist, doch sind es nach wie vor schnelle, aufgeräumte und anspruchsvolle Sportgeräte. Ursprünglich als Kleinversionen der IACCs konzipiert, haben sie natürlich nun an Relevanz für den America’s Cup verloren und ziehen somit keine aktuellen AC-Segler mehr an, das Owner = Driver-Konzept der Serie schlägt jedoch einen guten Bogen zwischen Privateignern, die den Wettbewerb suchen, und Profis, die die Kohle suchen.

Sieht aus wie Match Racing, ist es aber nicht

Sieht aus wie Match Racing, ist es aber nicht (Foto © Andy)

Unterstützt werden sie dabei von einer eingespielten Organisation, ausreichend Pressearbeit und Peter „Luigi“ Reggio als Regattadirektor, der seit Anfang an dabei ist. Diese Konsistenz ist jederzeit spürbar in der Familiarität, mit der alle Beteiligten, Teilnehmer und Offizielle, miteinander umgehen. Man kennt sich, man respektiert sich, man mag sich, auch wenn es auf dem Wasser mal hoch hergeht.

Im Vordergrund jeder Regatta steht dabei der B2B-Gedanke. Die Regatten sollen nicht am Publikumserfolg gemessen werden, Geschäftsanbahnungen und Networking zwischen den Eignern, Sponsoren und lokalen Unternehmen sind das eigentliche Ziel der RC44-Veranstaltungen. Und natürlich der Regattasieg.

Einfahrt in den Marsamxett Harbour

Einfahrt in den Marsamxett Harbour (Foto © Andy)

Der Auftritt der Serie hier in Malta war, zumindest verglichen mit 2009 in Gmunden, beeindruckend. Zur Pressekonferenz gab sich der Minister für Economy, Investment and Small Business, Dr. Christian Cardona, die Ehre, und das Eigner-Dinner wurde von keiner geringeren als der Staatspräsidentin Marie Louise Coleiro Preca besucht. Maltesische Behörden unterstützten die Serie in allen Belangen, sei es die Sperrung des Grand Harbour vor Valletta, seien es Visa- und Zollangelegenheiten. Trotz des hohen Stellenwertes, den diese Veranstaltung offenkundig für den kleinen Inselstaat hat, hatte sich Eins im Vergleich zu früheren Zeiten nicht geändert: Die Offenheit, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft aller Beteiligten gegenüber der Presse, den Sponsoren und Zuschauern. Von Hochnäsigkeit, die man gerne einmal bei Veranstaltungen ähnlichen Kalibers sehen muss, keine Spur.

Tonnenrundung am zweiten Fleet Race-Tag

Tonnenrundung am zweiten Fleet Race-Tag (Foto © Andy)

Alles in Allem hat sich also wenig geändert: Das Auftreten ist etwas größer geworden, die Anzahl aktueller AC-Segler auf den Booten ist auf Null gesunken. Die wichtigsten Attribute hat die Serie behalten, ein Gewinn für alle Beteiligten. Hoffentlich für die nächsten zehn Jahre und noch oft in Malta.

Versteckspiel hinter Tigné Point

Versteckspiel hinter Tigné Point (Foto © Andy)

Einen Saisonabschluss gab es auch noch, aber leider nur den von gestern, denn heute konnte wegen Flaute gar nicht gesegelt werden. Demnach wurde der Valletta Cup von Team Aqua einen Punkt vor Team Ceeref gewonnen. Da aber Ceeref vor dieser letzten Veranstaltung zwei Punkte Vorsprung in der Fleet Racing-Gesamtwertung hatte, geht dieses Team hier als Sieger nach Hause. Aqua folgt als Zweite.

Tonnenrundung von der anderen Seite

Tonnenrundung von der anderen Seite (Foto © Andy)

Katusha wurde Dritte im Valletta Cup und nach ihrer ersten vollen Saison Vierte in der Fleet Racing-Gesamtwertung. Artemis Racing, bereits Match Racing Gesamtsieger, holte sich den dritten Platz.

Was ist am schönsten, die Boote, die Stadt oder der Vogel?

Was ist am schönsten, die Boote, die Stadt oder der Vogel (Foto © Andy)

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Und hier gibt es mehr Bilder.

Auf der Kreuz in den Xlokk
Auf der Kreuz in den Xlokk (Foto © Andy)