Jun 212015
 

Der Volvo Ocean Race-Boxenstopp im niederländischen Den Haag sah Alvimedica als Erste über die Zeitnahmelinie segeln. Die Nachtankunft fühlte sich an wie ein Etappensieg, brachte aber keine Punkte. Dongfeng und Mapfre landeten gut anderthalb Stunden später an. Lokalmatador Brunel wurde Vierter.

„Es gibt nichts zu sehen, gehen Sie weiter!“ mussten erstaunlich viele Zuschauer erkennen, als sie nachts um 1 Uhr auf dem Pier des scheveninger Hafens standen und auf die stockdunkle See hinausstarrten. Irgendwann jedoch erschienen die kleinen verräterischen Lichtpunkte der Fotoschlaucher und letztendlich das erste VOR-Boot Alvimedica. Die Stimmung am Dock hatte dann ein Flair, das nur Nachankünfte bieten können. Es ist alles etwas ruhiger, und irgendwie hat jeder das Gefühl, zu einer kleinen, verrückten Gruppe zu gehören, die etwas Besonderes tut. Aber vielleicht ist es auch nur die gemeinsam erlebte Müdigkeit.

Nachankünfte: Man sieht nicht viel, aber das, was man sieht, hat einen besonderen Zauber
Nachankünfte: Man sieht nicht viel, aber das, was man sieht, hat einen besonderen Zauber (Foto © Andy)

35 Stunden später war im Hafen die Hölle los. Mehrere zehntausend Zuschauer kamen, um ihren Tag bei allerlei Vergnügungen in der Regatta-Village zu verbringen, aber natürlich auch, um zu sehen wie die Boote im Einzelstart Scheveningen Richtung Göteborg verlassen.

Erste in Den Haag, Erste wieder weg: Alvimedica auf dem Weg zur Startlinie im Hafen und jenseits der Piers
Erste in Den Haag, Erste wieder weg: Alvimedica auf dem Weg zur Startlinie im Hafen und jenseits der Piers (Foto © Andy) Erste in Den Haag, Erste wieder weg: Alvimedica auf dem Weg zur Startlinie im Hafen und jenseits der Piers

Und da lag auch das Problem, denn eigentlich, so ohne Inport-Rennen und Massenstart, fehlte etwas. Die wahre Attraktion an diesem Tag war dann auch die Zuschauermenge, die in krassem Gegensatz zu der nicht gebotenen sportlichen Aktion trat. Oder, wie sich ein Zuschauer bei Alvimedicas Start ausdrückte: „Faszinierend, wie viele Menschen herkommen, um… ein Boot auslaufen zu sehen.“

Bei diesem Interesse hätte DenHaag/Scheveningen ein komplettes Stopover verdient
Bei diesem Interesse hätte DenHaag/Scheveningen ein komplettes Stopover verdient (Foto © Andy)

Ein richtiges Stopover wäre sicherlich die bessere Veranstaltung gewesen. Sollte, wie in Den Haag angedeutet, das heftig umjubelte Heimatteam Brunel tatsächlich bei der nächsten Ausgabe des Rennens wieder dabei sein, wird es sicherlich so kommen. Für dieses Mal waren die Routenplanungen jedoch bereits abgeschlossen, als Team Brunel und ein weiterer niederländischer Sponsor, Powerhouse, ihr Engagement bei der Runde um die Welt bekanntgaben, so dass es nur für einen kurzen Boxenstopp reichte.

Oh, ein Boot läuft aus! Dongfeng beim Hafenstart
Oh, ein Boot läuft aus! Dongfeng beim Vorbereiten des Hafenstarts (Foto © Andy)

Eine Stunde, 46 Minuten nach dem türkisch-amerikanischen Team Alivimedica setzte Dongfeng ihre einsame Reise nach Göteborg fort, eine gute halbe Stunde vor Mapfre und weitere 17 Minuten vor Brunel. Abu Dhabi führte die dritte Gruppe an, sie trennte eine Stunde und 16 Minuten vom vorherigen Team. Zehn Minuten danach war Team Vestas Wind unterwegs, und das Schlusslicht bildete SCA eine knappe halbe Stunde später.

In der Gesamtwertung ist der Kampf um Platz 2 entfacht. Sollte es keine Strafpunkte mehr geben, können die 27 Punkte der derzeitigen Zweiten, Brunel, noch von Dongfeng (29 Punkte), Mapfre (31) und Alvimedica (33) eingeholt werden. Bei Punktegleichstand entscheidet die bessere Platzierung in der Inport-Rennen-Wertung. Also kann es da im schwedischen Göteborg auch nochmal spannend werden.

Abu Dhabi hatte das Volvo Ocean Race 2014-15 bereits in Lorient für sich entschieden.

Möchten Zweite werden: Das Team Mapfre muss fünf Punkte zwischen sich und Brunel legen
Möchten Zweite werden: Das Team Mapfre muss fünf Punkte zwischen sich und Brunel legen (Foto © Andy)

Zur Zeit (Sonntag, 22:45 Uhr) führt weiterhin Alvimedica die Etappe an, gefolgt von Dongfeng und Mapfre (6,3 sm vom führenden Boot entfernt) sowie Brunel (6,5 sm). Es ist noch alles offen – morgen, Montag, wissen wir mehr.

Möchten auch Zweite werden: Obwohl jetzt bereits Zweite in der Tabelle, kann sich Brunel aufgrund der knappen Punkteverteilung nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen
Möchten auch Zweite werden: Obwohl jetzt bereits Zweite in der Tabelle, kann sich Brunel aufgrund der knappen Punkteverteilung nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen (Foto © Andy) Möchten auch Zweite werden: Obwohl jetzt bereits Zweite in der Tabelle, kann sich Brunel aufgrund der knappen Punkteverteilung nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen

  One Response to “Ein Etappensieg, der keiner war”

  1. […] Göteborg hätte nicht spannender sein können. Alvimedica machte wahr, was sie in Den Haag bereits geübt hatte: Sie querte die Ziellinie als Erste, nur 23 Minuten vor der Zweiten, Brunel. Gesamtsiegerin […]