Sep 162013
 

Von außen sehen sie aus wie ein paar Zelte zur Lagerung von Überflüssigem. In einem kargen Industriegebiet. Mit einer merkwürdigen, bootsähnlichen Struktur nebendran.

Doch ab und zu und so gegen 8:30 Uhr morgens, öffnen sich die Zelte und heraus kommen der Wing und das Boot mit denen Emirates Team New Zealand den 34. America’s Cup gewinnen möchten. Die Prozedur, das Flügelrigg auf das Boot zu bringen dauert fast eine Stunde, bei permanenter Überwachung der Windrichtung und -stärke. Eine Fehleinschätzung und das Teil, so groß wie ein Boeing-747-Flügel, gerät außer Kontrolle.

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Die Base erwacht: Flügelstrecken bei ETNZ. (Foto © Andy)

Und ab und zu dürfen auch Gäste mal "spionieren", wie es hinter den Kulissen der Teamarbeit aussieht. So wurde also eine kleine Anarchistenschar durch die heiligen Zelte geführt und kam aus dem Staunen nicht mehr raus.

Die Tour begann im Kombizelt: Da wegen des Flügels bei diesem AC nun keine Großsegel mehr bearbeitet werden müssen, nimmt die Segelmacherei wesentlich weniger Platz ein, als noch in Valencia 2007. Den Rest der Zeltfläche belegt der Fitnessraum.

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Segelmacherei und Folterkammer unter einem Zeltdach: Dank Flügel genug Platz für beides. (Foto © Andy)

Die Antriebseinheit in zweifacher Ausfertigung hat ein eigenes Zelt. Die schiere Größe ist unfassbar. Da muss niemand mehr darauf hinweisen, dass wir nur ein Staubkorn im Universum sind, es reicht, neben einem AC72-Wing zu stehen, um das zu begreifen.

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Echt gigantisch: Die zwei Flügel einer Boeing 747 sind nicht kleiner. (Foto © Andy)

In einem weiteren Zelt wird ruhig und besonnen, aber fleißig an „Aotearoa“ gearbeitet, dem Boot, das den Verteidiger Oracle Team USA niederringen soll – Fotografieren verboten!

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Leider nur von außen und im Gegenlicht zu fotografieren: „Aotearoa“ auf dem Trockenen. (Foto © Andy)

Dafür darf, zumindest beschränkt,  hinter den Zelten fotografiert werden. Dort steht Boot 1 der Kiwis, vielmehr die nackte Version des Testträgers aus Auckland. 72 Stunden würde es dauern, es im Falle eines Ausfalls des aktuellen Wettbewerbsbootes mit Teilen der „Aotearoa“ rennfertig auszustatten.

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In 72 Stunden könnte sie rennen: Boot 1 auf ihrem Parkplatz. (Foto © Andy)

Um möglichst autark arbeiten zu können sind in diversen Containern Manufakturen für Elektronik, eine Fräsmaschine, eine Schweißmaschine und – besonders beeindruckend – ein 3D-Drucker untergebracht. Zum Beispiel sind sämtliche Display-Gehäuse damit gedruckt worden. Natürlich dürfen auch Umkleideräume, Duschen und Toiletten nicht fehlen.

Ach ja, die bootsähnliche Struktur ist das „Waka Māori“, ein transportables, voll recyclebares Gebäude, das während des Rugby World Cups 2011 in Auckland zur Demonstration der Māori-Kultur gebaut wurde. Innen wesentlich schöner als es von außen vermuten lässt, dient es nun ETNZ für Sponsorevents. Auf dass sich viele Sponsoren hier genauso wohlfühlen wie wir an jenem Nachmittag!