Nov 302016
 

25 Boote, US$ 200.000 Preisgeld: Die Star Sailors League läßt sich nicht lumpen, wenn es um ihr Finale 2017 auf den Bahamas geht. Gestern wurden 2 Wettfahrten bei sehr guten, aber drehenden Wind gesegelt und Johannes Polgar und Markus Koy liegen als bestes deutsches Team auf dem vorläufig 4. Platz.  Für heute sind maximal 4 Wettfahrten geplant, der Livestreams soll um 16:00 Uhr starten, viel Spaß bei dieser topbesetzten OD Regatta!

Nov 292016
 

Anarchistin Rennmaus hat in den letzten Tagen mit Ihren Bildern und Berichten von dem RC44 Valletta Cup aus Malta gezeigt, dass Regatta auf klassischen Monohull mit den hippen Foiler Events durchaus mithalten können. Wer noch einen weiteren Beweis dafür braucht, der schaltet sich einfach auf den laufenden Livestream das Finale der STAR Sailors League, das jetzt auf den Bahamas ausgetragen wird. Viel Spaß!

Nov 282016
 
IDEC Sport - Bereit zum Angriff auf die Jules-Verne-Trophy - Photo © Action-Foto IDEC Sport: Jean-Marie Liot/DPPI

IDEC Sport – Bereit zum Angriff auf die Jules-Verne-Trophy – Photo © Action-Foto IDEC Sport: Jean-Marie Liot/DPPI

Gestern Vormittag hat Francis Joyon die Entscheidung getroffen, den Angriff mit IDEC Sport auf die Jules-Verne-Trophy abzubrechen. Hier die Pressemitteilung von Boris Herrmann, der als Teil der internationalen Crew des französischen Moster-Trimaran sich den Wetterbedingungen beugen muss:

Herrmanns Weltrekordversuch abgebrochen

Die internationale Segelmannschaft der „IDEC Sport“ mit dem Hamburger Navigator Boris Herrmann hat ihren Weltrekordversuch am Sonntagmittag (27. November) abgebrochen. Sechs Tage nach dem Start vor Brest hatte sich die Wetterlage so verschlechtert, dass es bereits jetzt unwahrscheinlich erschien, in 45 Tagen um die Welt zu kommen. Der 31,50 Meter lange Trimaran unter Skipper Francis Joyon befindet sich bereits auf dem Rückweg und wird am kommenden Wochenende in Frankreich erwartet. Dann könnte eine neue Standby-Phase beginnen, um die Jules Verne Trophy doch noch zu gewinnen.

„Die Enttäuschung ist bei uns allen groß. Eine bittere Pille, aber eine konsequente und einzig richtige Entscheidung“, sagte Boris Herrmann. „Wir wussten bei der Abfahrt, dass der Nordatlantik nicht optimal werden würde“, so der 35-jährige weiter, „aber die Doldrums (Kalmengürtel, d. Red.) haben uns den Garaus gemacht.“ In einer unerwartet ausgeprägten Flautenzone südlich der Kapverdischen Inseln verlor die „IDEC Sport“ die entscheidende Zeit, nachdem sie zuvor schon einen kleinen Vorsprung auf den Weltrekord der „Banque Populaire“ von 2012 herausgesegelt hatte. Der steht bei 45 Tagen, 13 Stunden, 42 Minuten und 53 Sekunden über mindestens 22.500 Seemeilen.

Nach eingehendem Studium der zu erwartenden Wetterentwicklung durch Routingstratege Marcel van Triest an Land fasste der Skipper die schwere Entscheidung. „Der akute Rückstand auf den Rekord wuchs zuletzt, aber vor allem die Aussichten waren schlecht“, erklärte Joyon um Umkehr. Boris Herrmann: „Wir hätten den beim Start angepeilten günstigen ‚Anschlusszug‘ im Südatlantik um zwölf Stunden verpasst.“ Rund eine Woche wird es dauern, ehe die sechsköpfige Crew wieder in der Bretagne festmacht.

Nov 272016
 

Nicht, dass es eines Vorwandes bedarf, nach Malta zu fahren. Aber das 10-jährige Jubiläum der RC44, ihr Saisonabschluss und meine Neugier, wie sich die Serie mit den Jahren verändert hat, ließ mich schließlich die Flüge buchen.

Gestern war noch Wind: Die Flotte auf dem Weg zur Luvtonne
Gestern war noch Wind: Die Flotte auf dem Weg zur Luvtonne (Foto © Andy)

2009 in Gmunden am österreichischen Traunsee war das erste und bisher einzige Mal, dass ich bei der von Russell Coutts, mehrmaliger Gewinner und jetziger Totengräber des America’s Cups, entworfenen Serie zu Gast war. Damals ein Auffangbecken für vorübergehend arbeitslos gewordene America’s Cup-Segler – wir erinnern uns, die AC33 Schlammschlacht zwischen Alinghi und BMW Oracle Racing war in vollem Gange – mutet sie jetzt an wie ein AC-Ehemaligentreffen, sponsored by Russian Oligarchy.

Die schöne Stadt im Hintergrund: Valletta zeigt sich tourismusgerecht

Die schöne Stadt im Hintergrund: Valletta zeigt sich tourismusgerecht (Foto © Andy)

Aber nur auf den ersten Blick. Zwar haben die Boote nur einen Rumpf, was bei (Semi-)Profiserien heutzutage irgendwie schon anrüchig ist, doch sind es nach wie vor schnelle, aufgeräumte und anspruchsvolle Sportgeräte. Ursprünglich als Kleinversionen der IACCs konzipiert, haben sie natürlich nun an Relevanz für den America’s Cup verloren und ziehen somit keine aktuellen AC-Segler mehr an, das Owner = Driver-Konzept der Serie schlägt jedoch einen guten Bogen zwischen Privateignern, die den Wettbewerb suchen, und Profis, die die Kohle suchen.

Sieht aus wie Match Racing, ist es aber nicht

Sieht aus wie Match Racing, ist es aber nicht (Foto © Andy)

Unterstützt werden sie dabei von einer eingespielten Organisation, ausreichend Pressearbeit und Peter „Luigi“ Reggio als Regattadirektor, der seit Anfang an dabei ist. Diese Konsistenz ist jederzeit spürbar in der Familiarität, mit der alle Beteiligten, Teilnehmer und Offizielle, miteinander umgehen. Man kennt sich, man respektiert sich, man mag sich, auch wenn es auf dem Wasser mal hoch hergeht.

Im Vordergrund jeder Regatta steht dabei der B2B-Gedanke. Die Regatten sollen nicht am Publikumserfolg gemessen werden, Geschäftsanbahnungen und Networking zwischen den Eignern, Sponsoren und lokalen Unternehmen sind das eigentliche Ziel der RC44-Veranstaltungen. Und natürlich der Regattasieg.

Einfahrt in den Marsamxett Harbour

Einfahrt in den Marsamxett Harbour (Foto © Andy)

Der Auftritt der Serie hier in Malta war, zumindest verglichen mit 2009 in Gmunden, beeindruckend. Zur Pressekonferenz gab sich der Minister für Economy, Investment and Small Business, Dr. Christian Cardona, die Ehre, und das Eigner-Dinner wurde von keiner geringeren als der Staatspräsidentin Marie Louise Coleiro Preca besucht. Maltesische Behörden unterstützten die Serie in allen Belangen, sei es die Sperrung des Grand Harbour vor Valletta, seien es Visa- und Zollangelegenheiten. Trotz des hohen Stellenwertes, den diese Veranstaltung offenkundig für den kleinen Inselstaat hat, hatte sich Eins im Vergleich zu früheren Zeiten nicht geändert: Die Offenheit, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft aller Beteiligten gegenüber der Presse, den Sponsoren und Zuschauern. Von Hochnäsigkeit, die man gerne einmal bei Veranstaltungen ähnlichen Kalibers sehen muss, keine Spur.

Tonnenrundung am zweiten Fleet Race-Tag

Tonnenrundung am zweiten Fleet Race-Tag (Foto © Andy)

Alles in Allem hat sich also wenig geändert: Das Auftreten ist etwas größer geworden, die Anzahl aktueller AC-Segler auf den Booten ist auf Null gesunken. Die wichtigsten Attribute hat die Serie behalten, ein Gewinn für alle Beteiligten. Hoffentlich für die nächsten zehn Jahre und noch oft in Malta.

Versteckspiel hinter Tigné Point

Versteckspiel hinter Tigné Point (Foto © Andy)

Einen Saisonabschluss gab es auch noch, aber leider nur den von gestern, denn heute konnte wegen Flaute gar nicht gesegelt werden. Demnach wurde der Valletta Cup von Team Aqua einen Punkt vor Team Ceeref gewonnen. Da aber Ceeref vor dieser letzten Veranstaltung zwei Punkte Vorsprung in der Fleet Racing-Gesamtwertung hatte, geht dieses Team hier als Sieger nach Hause. Aqua folgt als Zweite.

Tonnenrundung von der anderen Seite

Tonnenrundung von der anderen Seite (Foto © Andy)

Katusha wurde Dritte im Valletta Cup und nach ihrer ersten vollen Saison Vierte in der Fleet Racing-Gesamtwertung. Artemis Racing, bereits Match Racing Gesamtsieger, holte sich den dritten Platz.

Was ist am schönsten, die Boote, die Stadt oder der Vogel?

Was ist am schönsten, die Boote, die Stadt oder der Vogel (Foto © Andy)

Alle Ergebnisse hier.

Und hier gibt es mehr Bilder.

Auf der Kreuz in den Xlokk
Auf der Kreuz in den Xlokk (Foto © Andy)

Nov 262016
 

Eigentlich soll der Reporter, oder in diesem Falle die Reporterin, unbeteiligt beobachten und sich nicht selber zum Gegenstand der Geschichte machen. Aber erstens will ich nicht unbedingt den Hans-Joachim-Friedrichs-Preis gewinnen, zweitens kann man die Regeln schon mal außer Acht lassen, wenn man für Sailing Anarchy schreibt, und drittens war ich diejenige, die im „Löffel“ achtern auf der RC44 vom Team Aleph verzweifelt versuchte, ein novemberliches Bad im Mittelmeer zu vermeiden.

Action an Bord von Aleph

Action an Bord von Aleph (Foto © Judy)

Sie sollen ja einfach zu segeln sein, die RC44, aber schwer im Rennen am Limit zu bewegen. Und noch schwerer war es, sich irgendwie auf dem schlechtesten Platz auf diesem Boot an Bord zu halten. Einzig die glipschige Bordwand diente zum Festhalten. Keine Schlaufe, keine Leine, kein Fall. Und das bei extremer Krängung, Spitzengeschwindigkeiten von 29 Knoten und einer blöden Luke in Fußhöhe, die natürlich nicht antirutschbeschichtet ist.

Ein bisschen Seegang war doch: Jede Welle knallte durch die Wirbelsäule direkt ins Hirn

Ein bisschen Seegang war doch: Jede Welle knallte durch die Wirbelsäule direkt ins Hirn (Foto © Judy)

Zur Hälfte der ersten Kreuz hatte ich dann den Bogen raus, verstand das Zusammenspiel der Crew um Eigner und Steuermann Hugues Lepic und Taktiker Hamish Pepper, konnte den Manövern folgen und mich bei den Wenden rechtzeitig auf die andere Seite werfen. Bis dahin hatte ich die Manöver einige Male verpennt und bergauf meine liebe Mühe gehabt, meine Position wieder einzunehmen. Anfängeridiotie!

Was für’s Auge?

Was für’s Auge? (Foto © Judy)

Bemerkenswert ist die Ruhe, mit der an Bord gearbeitet wird. Selbst an der Luvtonne, die gefühlt von allen Booten gleichzeitig auf dem Platz einer Briefmarke umrundet wird, werden die Kommandos bestimmt, aber besonnen gegeben. Kontrahenten hingegen werden schonmal angebrüllt, „No room, no room!“, woraufhin ich nur noch auf den Knall wartete, der zum Glück nicht kam. Profis halt.

Der fliegenden Holländer, oder “Wo sind den alle?“

Der fliegenden Holländer, oder “Wo sind den alle?“ (Foto © Judy)

Auf dem Weg zur Leeboje und einen ausgerenkten Daumen später hatte ich dann endlich Gelegenheit zum Verschnaufen und meiner fotografischen Pflicht nachzukommen. Das Gennakereinholen hatten die Jungs im Griff, was während dieser Regatta nicht immer der Fall war.

Er hatte etwas, um sich dran festzuhalten: Hamish Pepper, Taktiker auf Aleph

Er hatte etwas, um sich dran festzuhalten: Hamish Pepper, Taktiker auf Aleph (Foto © Judy)

Ab in die zweite Kreuz, um die Tonne und zurück zum Ziel. Wir sind Vorletzte geworden. Ich hatte mich zu Anfang zwar unglaublich blöd angestellt, an mir hat’s aber sicher nicht gelegen. Eher noch an kleinen, aber in der Einheitsklasse kostspieligen Fehlentscheidungen der französisch-neuseeländischen Afterguard, insbesondere bei den Tonnenrundungen. Was in diesem Getümmel aber sicherlich entschuldbar ist, immerhin war Charisma hinter uns, auch wenn sie kurz vor der Zieldurchfahrt noch versuchte, mich mit ihrem Bugspriet aufzuspießen.

Ausblick nach vorne: Behaarte Beene und Hintern

Ausblick nach vorne:  Hintern und behaarte Beene (Foto © Judy)

Fazit: Ich kann beipflichten, eine RC44 ist schwer erfolgreich in einem Rennen zu bewegen. Und obwohl sie konzeptionell schon fast zu den Oldtimern gehört, ist sie nach wie vor ein athletisches Boot, das Sportlichkeit mit jeder Karbonfaser ausstrahlt. Meistens ist sie unkomfortabel, manchmal beängstigend, aber immer noch sexy.

Alle Ergebnisse hier.

Und hier gibt es mehr Bilder.