Über die Farr 25 haben wir aus SailingAnarchy.de bereits im Januar 2012 berichtet, als das Boot für uns eines der Highlights auf der boot Düsseldorf war. In der Folge hatten wir Anarchist Raoul in seiner Gastheimat Istanbul auf diese Segelboot angesetzt. Hier der zweite Teil seiner Geschichte aus dem Morgenland, ähh, ich meine über die Segelszene in der Türkei:

Über den Sommer bin ich viele Regatten gesegelt. Neben etlichen Sportbootregatten konnte ich auch in die sehr aktive BigBoat-Szene reinschnuppern. Ich war überrascht, wie intensiv und vor allem mit welch zum Teil sehr modernen Bootsmaterial hier gesegelt wird. Die großen Clubs halten sich alle eine Flotte an Vereinsschiffen, darunter mehrere Farr40s und verschiedene ältere Hochseerenner, unter anderem auch einige Dubois Designs aus den Hochzeiten von IOR und IMS.

Es gibt aber auch viele neue Designs, so findet man eine starke Flotte von mehr als 8 Mat 10.10. Der von Mark Mills gezeichnete IRC Cruiser Racer wird in der Türkei gefertigt. Dank eines attraktiven Preise und eines überzeugenden Konzepts wird das Boot aber auch aktiv in England gesegelt, auch wurde in diesem Jahr ein Boot nach Flensburg verkauft. Neben dieser Einheitsklasse sind hier natürlich auch die aktuellen Serienboote größerer Werften vertreten, so segeln mehrere First 40s und die älteren First 40.7 und First 34.7 aktiv Regatten. Dazu kommen Einzelbauten wie eine neue Ker55 und eine Farr44, die vom berühmten Admirals Cup Team „Orient-Express“ gesegelt wird. Deren größter Konkurrent ist aktuell der Volvo 70 „Black Betty“, die alte ABN Amro One, die jetzt einem Istanbuler Unternehmer gehört, der sie in diesen Sommer aus England überführt hat.Neuester Zugang ist die von Jason Ker gezeichnete Bolt 37. Baunummer 1 wurde vergangenen Monat in Pendik auf der asiatischen Seite Istanbuls zum ersten Mal zu Wasser gelassen. Das Boot ist für die neue HPR Formel optimiert und wird noch diesen Winter an einen türkischen Bäckereiunternehmer ausgeliefert. Die Baunummern 2 bis 4 sind verkauft und sollen noch im Frühjahr 2014 an Eigner aus Asien, den USA und Nordwest-Europa ausgeliefert werden.

Während in deutschen Gefilden die Boote für das Winterlager fertig gemacht werden, bereitete man sich in der Türkei auf die zweite Hälfte der Saison vor. Die Booten werden zwar auch ausgekrant, aber durchgecheckt, gegebenenfalls überholt und dann in den Süden nach Marmaris überführt. Dort startet Ende Oktober die Marmaris Race Week, eine Regatta, die vom sportlichen Niveau her wohl mit dem Heineken Race in der Karibik vergleichbar ist. Allerdings garantiert die Veranstaltung ein für Istanbuler Segler scheinbar unverzichtbares Merkmal: das Segeln in Shorts.

Die Rennen dort waren ein echtes Highlight für uns. Neben einer starken (vor allem am Vodka-Glas) Charterflotte, fanden sich auch einige bekannte Namen ein. Größtes Boot vor Ort war der Volvo 70 „Black Betty“ (ex ABN Amro I und Delta Lloyd). Unsere Konkurrenz bestand aus mehreren der mittlerweile gut bekannten Mat 10.10s, dazu die Melges 32 UkaUka und mehrere andere gut vermessene Racer-Cruiser in den verschiedenen IRC Klassen. Das Revier ist ein Traum. Vor allem so spät in der Saison. Kaum Touris, alles etwas in Endzeitstimmung, aber immer noch herrlich warm. Wer badet schon im November bei Startverschiebung in 26° warmem Wasser? Marmaris selbst liegt in einer pittoresken Bucht, umgeben von über 800m hohen Bergen mit steilen Klippen.

Zusammen mit dem azurblauen Wasser kann man sich schon fast auf Hawaii oder in der Südsee wähnen. Wenn da nicht der permanent leichte Wind wäre. Für uns natürlich von Vorteil, da in unserer Gruppe das nächst größere Boot eine First 36.7 ist, mit der wir uns auch die ganze Woche matchen. Highlight für uns ist das zweite Coastal Race. Alles richtig gemacht, Dreher erwischt und gut durch den leichten Wind gekommen, beenden wir das Rennen als zweites Boot von 270 Startern, 20 Minuten nach dem Volvo. Hinter uns kommt direkt UkaUka rein. Die anschließende Nacht verschwindet im Anisnebel.

Insgesamt wurden wir zum Saisonabschluss Zweiter in Marmaris. Für den Rest des Winters wird jetzt auf einem Farr37 One Off vom alten Orient Express Team in Izmir gesegelt. Angeblich aber mit langen Hosen und Seestiefeln… Dann mal to!